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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 9.1889

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Madrazo, Pedro de; Beer, Rudolf: Über Krönungsinsignien und Staatsgewänder Maximilian I. und Karl V. und ihr Schicksal in Spanien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5731#0486
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Pedro de Madrazo.

Maravedis.1 Eine Verminderung derselben hätte vielleicht erreicht werden können, wenn, wie der Ober-
zahlmeister zu Philipp II. sagte, Seine Majestät »gestatten wollte, dass der Haushalt sich dem Brauche
Castiliens anpasse«, nicht dem Burgunds, wie es seit der Thronbesteigung Karl V. der Fall gewesen.

Schon diese ganz allgemeinen Andeutungen über die bedrängte finanzielle Lage, welche sich nach
dem Tode Karl V. von Jahr zu Jahr empfindlicher im königlichen Schatze fühlbar machte, werden hin-
reichen, um es begreiflich erscheinen zu lassen, dass die Testamentsvollstrecker jedwedes Mittel begierig
erfassten, um die materiellen Verpflichtungen, denen sie seit Ende des Jahres i 5 58 den Gläubigern Karl V.
gegenüber nachzukommen hatten, einer wünschenswerthen Lösung zuzuführen. Dieses Jahr muss auch
bei der Besprechung des traurigen Zerstörungsactes, der uns eben beschäftigt, zum Ausgangspunkte ge-
nommen werden.

IL Die Schatzkammer Kaisers Karl V. Nach den Inventaren der Testaments-
vollstrecker.

Karl V. hinterliess sowohl in Yuste, wo er starb, als auch in Simancas und an anderen Punkten eine
grosse Zahl von Kunstgegenständen, Juwelen, prachtvollen und seltenen Gewändern. Einzig und allein das
Inventar über seinen Besitz in Yuste umfasst hundertvierundneunzig Folioblätter (Archivo general de Siman-
cas, Contadurias generales, iaepoca, Leg. 1145), doch können wir mit Rücksicht auf unser engbegrenztes
Thema von sämmtlichen verzeichneten Objecten nur die interessantesten und von diesen wieder nur jene
behandeln, welche Philipp II. für sich reservirte und in der Auction um einen sehr geringen Preis zurück-
kaufte. Die Abschnitte folgen hier genau wie im Originaldocument (Archivo general de Simancas, Descargos
del Emperador, Leg. 1 3; Cämara, Documento No. 1 : Relacion de lo que su Magestad mando que se le aparte
de la Recämara que el Emperador tenia en Yuste) und sind nur die behufs leichteren Verständnisses des
Textes sich empfehlenden Aenderungen stillschweigend vorgenommen worden.

Cämara .. . Item, un cofrecito de plata con una cadenilla de lo mismo, y dentro el retrato de la
Emperatriz, guarnecido de plata, con el borde de oro esmaltado.

Item una bolsa de sirgo2 morado con tres retratos de la Emperatriz Nuestra Senora, en
pergamino, y dos presentaciones del änima en el Inicio.

Item una bolsa de tafetan verde en que estä el retrato de la Duquesa de Parma, en una tablita de
madera, hendida.

Item una bolsa de terciopelo3 negro y en ella un librillo de oro esmaltado de negro que tiene cinco
hojas* de oro con el retrato del Rey de Francia y su genealogia; y en la misma bolsita el retrato
del Emperador cuando era mozo, engastado en oro.

Unter der Ueberschrift Cruces, pinturas y otras cosas finden sich folgende Gemälde auf Leinwand,
Holz und Stein:

Una pintura de la Trinidad, sobre tela, de mano de Ticiano.5

1 Bemerkenswerth nun und die Ausführungen Madrazo's in gewissem Sinne modiricirend ist der Umstand, dass 150 Millio-
nen Maravedis, also nicht ganz l'2 Millionen Pesedas, als jährlicher Ausgabeetat nach unsern heutigen Geldverhältnissen doch
nur etwa 13'/2 Millionen Gulden bedeuten, also die Höhe der Civilliste europäischer Grossmächte nicht allzu erheblich über-
schreiten. Uebrigens bezog auch Karl V. nach Marineo's und De Goes' Angabe jährlich etwa 400.000 Ducaten. Man vergleiche
diesbezüglich die aufschlussreiche Abhandlung J. G. Droysen's: »Zwei Verzeichnisse, Kaiser Karls V. Lande, seine und seiner
Grossen Einkünfte und Anderes betreffend«, in den Abhandlungen der phil.-hist. Classe der königl. sächsischen Gesellschaft der
Wissenschaften, Band II, 1857, p. 297—361. (Anmerkung des Uebersetzers.)

2 Seidenzwirn; also Tasche aus moirirter Seide.

3 Sammt.

4 hoja, altspanisch foja = folium.

5 Es ist das berühmte Gemälde, das den Namen La Gloria führt, heute im Museo del Prado zu Madrid unter Nummer 462
des Katalogs.
 
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