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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 11.1890

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Abhandlungen
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Benndorf, Otto: Das Heroon von Gjölbaschi-Trysa, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5770#0007
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2

Otto Benndorf.

Fig. 120 der innere Contur der Wölbung rund, nicht zugespitzt, und spitzbogige Thore sind in den Stadt-
ruinen Lykiens, wie freilich auch rundbogige, bis jetzt nicht nachgewiesen. Wäre der Spitzbogenbau aber
auch vollkommen gesichert, wie er in assyrischen Städtebildern wirklich mit Rundformen wechselt, so
würde er mit demjenigen der Sarkophage, der seine eigene Entwicklungsgeschichte besitzt,1 nichts zu
thun haben, sondern sich aus der alterthümlichen Scheinwölbung der Tholen und Nuraghen erklären,

nach Art der spitzbogig überkragten Thore, die in Assos,
Ephesos, Thorikos, Oiniadai, Tiryns, Mykenai und anderwärts
erhalten sind,2 also die belagerte Stadt durchaus nicht als eine
lykische charakterisiren.

Unter den Bestandtheilen der lykischen Waffentracht
führt Herodot Sicheln an und xiXou? zxspoto-t TCspiecrefavwpi-
vsu?.3 Sicheln und Flügelschmuck an den Helmen haben meh-
rere Figuren der belagerten Partei in der Stadt. Auch dieses
Zusammentreffen ist unbeweisend und zum Theil sogar nur
scheinbar. Ehepoiat kann Federn oder Flügel bedeuten, utXoui;
Mützen oder Helme. Flügel und Helme aber scheinen aus-
geschlossen durch zspi£CTc?av<i)!J.Evou?, das einen kranzartig um-
laufenden Schmuck bezeichnet, also wohl auf einen Federbesatz
von Mützen oder Hüten führt, etwa wie er an den Doryphoren
der persischen Königsgräber vorkommt (Fig. 126).4 Derartige
Kopfbedeckungen sind noch auf keinem lykischen Monument
zum Vorschein gekommen. Dagegen ist die Helmzierde von
zwei Seitenflügeln neben dem Busche, welche in der belagerten
Stadt offenbar ein Abzeichen der Anführer ist und in diesem
Sinne wohl auch einem Krieger im Centrum der Feldschlacht
auf B 5 zukommt, allgemein griechisch. Nachweisbar ist sie5
auf rothfigurigen Vasenbildern schon im strengen Stile, ein
Helm Alexanders des Grossen scheint sie gehabt zu haben,
häufiger tritt sie an Pallasköpfen, namentlich auf unteritalischen Münzen und am Romatypus der Gentil-
münzen auf; seit dem strengen rothfigurigen Stil führt sie Perseus zugleich mit der Sichel, nach Perseus
der makedonische König Philipp der Fünfte, sie spielt in späterer Zeit vielfach bei der ornamentalen Ver-
wendung von Helmen eine Rolle, in breiter Varietät namentlich an den phantastischen Kopfbedeckungen

126. Reliefkopf eines persischen Doryphoros
im unteren Belvedere in Wien.

1 Reisen, Band I, S. 103 f., Band II, S. 30. Die dort dargelegte Entwicklung aus dem Urtypus fliegender Hütten
bestätigt das Epigramm Anthol. Pal. VII, 179, in welchem das Grab als xaXüßif] bezeichnet wird, was sonst nicht zu belegen ist,
und alle Umstände darauf führen, dass es sich um ein lykisches Grab handelt. Genau entsprechen im Baue die spitzbogig
gewölbten Holzbauten (10—20 Meter lang, 8—10 Meter hoch, aus festen Balken gezimmert, mit Matten, Häuten und Schilf
eingedeckt), welche als Wohnungen von den Somäl in Ostafrika benutzt werden; Paulitschke, Beiträge zur Ethnographie und
Anthropologie der Somäl, Galla und Harari, Leipzig 1886, Taf. 15, S. 29. Vergl. die Mithrashüten z. B. Annali dell" instituto 1864,
tav. d'agg. K und das merkwürdige Relief Annali dell' instituto 1849, tav. d'agg. N, S. 392.

2 Texier, Descr. de l'Asie mineure III, pl. 110 bis. Adler in Ernst Curtius Beiträgen zur Geschichte und Topographie
Kleinasiens, S. 40. Dodwell, Views and descriptions on cyclopian, or pelasgic remains, pl. 22. Heuzey, Le mont Olympe et
l'Acarnanie, pl. XIII. Leicht spitzbogig ist auch der ausgebaute Theil des Tunnels in der Wasserleitung des Eupalinos auf
Samos (Fabricius, Mittheilungen des k. deutschen archäologischen Institutes in Athen IX, Taf. VIII) und die rohe Construction
des Aquäductes bei Patara, Texier a. a. O. III, 173.

3 Herodot VII, 92: Aüxiot oe napsi/ovro vs'a; jisvtijxovt« Omp^xo'^opoi te sovte; xat xvr)ti'.ooao'poi, efyov oe xo'^a zpavs'tva xai
oVcjtou? *aXa[ji!vou; cwirs'po'j; xai Äx<Jvria, Irci 8e atyb? OEpiia r.ip\ tou; bSuou; atcopeup.Evov, jispi 3s Trjai xsyaXfjai r.Cko'ji r.-zpo?i: -EpisaTE-
tpaviofievou; • eyyj-ipiom os xai op&ava EÜyov ... 93 Kaps; oe Ej3oou.7jxovra ::apsfyovTO vsac, Ta |j.ev aXXa xarä 7:£p "EXXrjvE; i(rraX|jivoi,
Er/ov oe xai SpEratvoc xai ly^eipiSi«. Vergl. V, 112.

4 v. Sacken und Kenner, Die Sammlungen des k. k. Münz- und Antikencabinetes, S. 50, n. 246 a. Schnaase, Geschichte
der bildenden Künste I2, S. 210, Fig. 44.

5 Z. B. an Peirithoos: Gerhard, Auserlesene Vasenbilder IV, 329; an Theseus (?): Monumenti inediti dell' instituto X, 28;
an Athena: Heydemann 1924. Millingen, Peintures de vases, pl. XXVII; an Herakles: Sammlung Jatta, 1088, Bullett. archeol.
Napol., N. S. I, 6 (Conze, Vorlegeblätter III, 4, I, vgl. Serie B 1). — Ein Bronzehelm mit zwei aufrecht stehenden Flügeln im Museo
 
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