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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 11.1890

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Abhandlungen
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Benndorf, Otto: Das Heroon von Gjölbaschi-Trysa, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5770#0029
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Otto Benndorf.

springenden Figuren. Auch für die Art, wie die Götter und Dämonen, welche bei Marathon den Hellenen
Hilfe gebracht hatten, im Schlachtbilde erschienen, kann ein Beleg aus Gjölbaschi, das rechte Ende des
Kampfes um Theben (Taf. XXIV, A 5), einen ungefähren Anhalt geben.

Die nachgewiesenen Parallelen zwischen der Westwand von Gjölbaschi und den Gemälden der Stoa
Poikile schliessen ein Spiel des Zufalls aus. Aber ein Abhängigkeitsverbältniss, wie immer geartet es auch
zu denken wäre, ergibt sich deshalb aus ihnen nicht, sondern sie erklären sich, wenn ich recht sehe, befrie-
digend allein durch das Band einer typischen Gemeinschaft. Man wird auf eine beiden Monumenten vor-
ausliegende Form der Composition geführt, welche oft genug bald in Malerei, bald in bemaltem Relief,
was ja altgriechisch fast auf dasselbe hinauslief, wiederholt worden sein mag und der die innere Ein-
heit nicht gefehlt haben kann, welche die drei Theile der Friese von Gjölbaschi verbindet. In der Stoa
Poikile ist diese innere Einheit gelöst und die einzelnen Theile haben eine Umbildung erfahren. Die
Lockerung des Ganzen ist indessen eine so lose, dass sie sich aus jener älteren Form, welche uns die in
entlegener Berggegend ausgeführten Reliefs trotz ihres zeitlich jüngeren Ursprungs reiner bewahrt haben,
leicht begreift. Eine Amazonomachie der Aithiopis, wie sie die Reliefs bieten, wurde fast durch eine blosse
Aenderung der beigeschriebenen Namen oder selbst durch den blossen Ort der Ausführung, wenn es ein
vielbesuchtes öffentliches Gebäude von Athen war, zu einem Denkmale der attischen Sage. War aber mit
dieser Aenderung der ursprüngliche Zusammenhang einmal zerrissen, so konnte sich an die Stelle des
Mittelstückes um so leichter ein gleichwerthiges neues einschieben: theilweise wiederholt oder in Ver-
werthung ihrer Hauptmotive die gewiss einmal höchst moderne Iliupersis, welche Polygnot in Delphi
gemalt hatte. Und wie geringer Umgestaltungen wird es dann bedurft haben, um aus der typisch über-
lieferten Feldschlacht, die mit einer gelandeten Flotte endigte, ein Gemälde von historischer Geltung zu
entwickeln, welches den Athenern den Geburtstag ihrer politischen Grösse, die That von Marathon und
ihre gefeierten Helden, in das Gedächtniss rief.

144. Theile eines Sarkophages im Westen der Stadt.
(Vergl. Bd. IX, S. 22, Fig. 8 )
 
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