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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 11.1890

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Abhandlungen
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Benndorf, Otto: Das Heroon von Gjölbaschi-Trysa, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5770#0039
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Otto Benndorf.

dem Tische, und es ist merkwürdig, dass sich dieser Umstand auch in den Gjölbaschi gleichzeitigen oder
späteren Bildern der griechischen Kunst1 zugleich mit der Lage des Thieres rechtshin immer gleich bleibt.
Namentlich das Letztere zeigt möglicherweise Zusammenhang an, da durch alle Veränderungen und Um-
gestaltungen, welche ein bildlicher Typus im Laufe der Zeit erfährt, seine Orientirung sich erfahrungsgemäss
als ein Letztes zu behaupten pflegt.

Der Zusammenhang beider Friesstreifen, dessen der Leukippidenraub bedurfte, ist für den Rest
der Nordwand, der durch Zerstörung noch mehr gelitten hat, aufgegeben. Beziehungslos übereinander
erstrecken sich hier eine Jagd und eine Kentauromachie, beide mit weitgereihten, fast durchgängig ins
Profil gestellten Figuren. Namentlich die obere Composition wird rechtshin allmälig lockerer, um sich
gegen das Ende wieder ein wenig zu verdichten: eine Dehnung, die sich übrigens gut mit dem Vorwurfe
einer Jagd verträgt.

Die Jagd nimmt elf Steine in Anspruch und besteht aus zehn Stück Wild, fünf Hunden und acht-
zehn Jägern, wovon zehn beritten sind. Die Jäger tragen alle den Chiton, elf führten Lanzen, drei den
Bogen, zwei die Streitaxt; die Waffen selbst sind nur in seltenen Fällen noch zu sehen und nur aus der
Art der Armhaltung zu erschliessen. Gejagt werden zwei Steinböcke, vier löwen- oder pantherartige
Thiere mit überaus langem Schweif, ein Bär und drei Eber. Die Pferde (Hengste) sind mit einer Aus-
nahme stets im Galopp, haben langgeschwungene Schwänze und kurzgeschorene Kämme. Ueberall sind
Baumstämme an den Fugen angebracht.

Auf A i o springen zwei Steinböcke, durch den aufgeworfenen kurzen Schwanz und das deutliche
lange Hörnerpaar charakterisirt, hintereinander her über eine Bodenerhebung, verfolgt von zwei Jägern.

i Vergl. Fig. 145 nach J. de Witte, Descriptions des collections d'antiquites conservees ä l'hötel Lambert, p. 95, pl. XXIX,
und Fig. 147 nach einer rothfigurigen Schale des Museums zu Bologna. Verschollen scheint eine Caeretaner Vase, welche Brunn
1861 bei Castellani in Rom sah; Bullettino dell' instituto 1865, p. 145: »Notai nel 1861, ma finora non ritrovai un vasetto a
bocca di cannone a figure nere (?): sopra una tavola e messo un ariete morto; un uomo nudo barbato sta per aprirgli il ventre,
mentre un altro gli tiene la zampa posteriore; sotto la tavola un cratere; nel campo un panno: R). Citaredo nudo preceduto da
un uomo barbato e clamidato.« Einer Nachfrage, welche Emanuel Löwy auf meine Bitte bei Castellani hielt, gelang es nicht,
den Verbleib festzustellen.

147. Innenbild einer rothfigurigen Schale im Museum zu Bologna.

6. Jagd.

(Tafel XVII, A 10 — A 20.)
 
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