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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 11.1890

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Abhandlungen
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Benndorf, Otto: Das Heroon von Gjölbaschi-Trysa, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5770#0043
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38

Otto Benndorf.

4. Ein ähnliches Motiv zeigt die Kampfscene des folgenden Steines. In der Mitte ist ein Lapithe
schön zu Boden gesunken, im Oberkörper noch halb aufgerichtet: der rechte Arm hangt, mit verwandter
Hand, wie es scheint, zu Boden, der Kopf senkt sich nach vorne auf die Brust, das rechte Bein ist aus-
gestreckt, die linke Hand ruht auf dem angezogenen linken Knie. Von rechtsher naht ein Kentaur, im
Begriffe, auf den Schwerverwundeten mit den erhobenen Vorderbeinen zu treten und mit den über dem
Kopfe vereinigten Händen vermuthlich einen tödtlichen Stein herabzuwerfen. Von links aber schreitet,
zum Schutze einen grossen Schild über den Verwundeten breitend und diesen an der rechten Schulter
fassend und haltend, ein mit dem korinthischen Helme bewaffneter Lapithe ein.

5. Die Handlung ist dem Steine der Nordwand B 18 ähnlich, mit dem Unterschiede, dass es sich
dort um einen vorgerückteren Moment und um einen Lanzenstoss, hier um einen Pfeilschuss handelt.
Ein Kentaur, nach links gewandt, ist durch einen von rechts andringenden Bogenschützen im Rücken
verwundet und bricht mit den Hinterbeinen zusammen. Aengstlich sieht er zurück, beide Hände greifen
in den Rücken, sein Schweif peitscht in die Höhe. Das rechte Ende des Steines und die linke obere Ecke
fehlen.

6. Die linke Ecke und ein guter Theil der ganzen oberen Seite des Steines fehlen. In der Mitte ist
eine Erhöhung des Bodens, auf welcher ein Kentaur mit dem linken Vorderbeine kniet. Zwei Beschildete
dringen von beiden Seiten auf ihn ein, der eine zur Linken mit gezogenem Schwerte, der andere jenseits
von rechts, indem er den Kentauren beim Kopfe erfasst und zurückbiegt, wogegen dieser matt mit dem
linken Arme reagirt.

7. Ein am rechten Ende angedeuteter, breit in die Höhe sich erstreckender und oben etwas nach links
überragender Felsen überschneidet den Hintertheil eines nach links niedergestürzten Kentauren. In dem
Felsen ist hiernach eine Höhle gedacht, aus welcher der Kentaur hervorbricht. Er ist auf die rechte Hand
und die Kniee der Vorderbeine gefallen, am Kopfe gepackt von einem linksher eindringenden Lapithen,
der ihm das Schwert über dem Schlüsselbeine in den Leib stösst; ohnmächtig greift die Linke des Ken-
tauren in die Schwertklinge.

Es ist möglich, aber nicht wahrscheinlich, dass die Darstellung in den Lücken, die sie auf der Ost-
wand zeigt und deren Ausdehnung nicht mehr festzustellen ist, durch besondere Züge charakterisirt war.
In der gegenwärtigen Erhaltung macht sie den Eindruck eines beziehungslosen Kampfes, wie ja in Kunst
und Dichtung der Kampf schlechthin typisch ist für das Verhältniss von Kentauren und Lapithen. Von
solchen Kämpfen, an denen er theilgenommen, ganz allgemein spricht Nestor in der Ilias A 262 f. Die
Kentaurenschlacht des Hesiodischen Schildes ist ohne ersichtlichen Anlass und nur durch den Antheil,
welchen Ares und Athena offenbar als Widerpart nehmen, ausgezeichnet. Auch der Kentaurenkampf der
Francoisvase ist situationslos u. a. m.

148. Von einem Krater der Sammlung Czartoryski.
 
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