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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 11.1890

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Abhandlungen
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Benndorf, Otto: Das Heroon von Gjölbaschi-Trysa, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5770#0047
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Otto Benndorf.

die drei von der Ostwand erhaltenen Blöcke (Tafel XVIII 8; XIX 17, 18) für eine längere Ausdehnung.
Vorbereitungen der Mahlzeit scheinen hier vorhanden gewesen zu sein und dann wohl auch das Opfer
selbst, wie auf dem Nereidenmonument von Xanthos, dessen Cellafries ein ähnlich langgedehntes Gelage
mit einem Opfer verbindet,1 und wie auf dem mit Relieffriesen geschmückten Heroon von Kadyanda, auf
welchem ausser Kriegsbildern Männer beim Mahle dargestellt sind, getrennt von ihnen Frauen mit Kindern
nebst spielenden Mädchen, und wieder Männer, die sich zum Schlachten des Todtenopfers anschicken.2
Die Ausführung der Reliefs war, nach einigen besser erhaltenen Figuren zu schliessen, feiner, als der erste
Anblick vermuthen lässt. Die lange Dehnung der Betten mit ihren stereotyp liegenden Paaren wird durch
die Weitstellung und senkrechte Haltung der Figuren im unteren Friese etwas compensirt, und mit fühl-
barer Angelegentlichkeit sind auch im Einzelnen allerhand Variationen und individualisirende Züge in das
herkömmliche Schema eingeführt. Aber zu etwas Erfreulichem ist es darum nicht geworden, das Gelage
hat die ganze Langweile einer Staatsaction, ein Charakter, der auch jenen gewiss sehr förmlichen Familien-
tagen in Wirklichkeit eigen gewesen sein mag.

150 a. Kelchförmiger Krater im Museum von Corneto (vergl. Fig. 149).

Auf der Südwand kommt auf jeden der sieben oberen Steine ein Ruhebett, und es ist ersichtlich,
dass die Grösse nicht blos der Betten, sondern bis zu einem gewissen Grade auch der auf ihnen Ruhenden
sich nach der wechselnden Grösse der Steine richtete; nur A 5 war so kurz, dass das Bett mit dem einen
Ende über die Stossfuge hinübergreift. Auch dass die Betten bald aneinander stossen, bald Zwischenräume
lassen, wird auf diesen Umstand zurückzuführen sein.

Man sieht von jedem Bette zwei gedrechselte Beine, auf ihnen die Langseite des Polsters, welches
rechts in grösserer oder geringerer Masse von dreieckiger Form als Rückenlehne erhöht ist, und einen über
das Polster gebreiteten Laken, dessen Unterkante an beiden Enden wie in Untersicht bis in die Mitte der
Beine nach abwärts läuft, um sich dann im Reliefgrunde zu verlieren.

Der Sitte entsprechend ruhen auf jedem Bette zwei Personen, durchgehends bärtige Männer, indem
sie den linken Ellenbogen auf ein Kopfkissen aufstützen. Sie zeigen sich alle von vorn — nur bei fünfen

1 Monumenti inediti dell' instituto X, 18.

2 Fellows, Lycia, S. 116 f. und vor dem Titel. Petersen, Reisen, Band II, S. 193 f., Fig. 84.
 
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