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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 11.1890

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Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Römische Medaillons, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5770#0059
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Friedrich Kenner.

Erfolge seines Bruders Constantius im Oriente schlagen Hess (Froehner, p. 3o2). Indem Magnentius diesen
Stempel wieder benützte, folgte er seiner Tendenz, den Kaiser Constantius zu verherrlichen, da er bestrebt
war, von ihm die Anerkennung als Mitaugustus des Abendlandes zu erlangen. Die Versuche, die er zu
diesem Zwecke machte, dauerten so lange, bis über die Haltung des Umworbenen kein Zweifel mehr bestehen
konnte. Constantius war auf dem Zuge ins Abendland schon in Constantinopel angelangt, wohl im Herbst
35o, als wir noch immer von Gesandten des Magnentius und des Vetranio lesen, welche ihm einen Ver-
gleich anboten. Erst damals scheint der völlige Bruch zwischen ihnen eingetreten zu sein; wahrscheinlich
also erstreckt sich die Spanne Zeit, in welcher die Entstehung unseres Medaillons angesetzt werden muss.
auf die ersten drei Vierteljahre 35o; er ist als ein Denkmal der Politik zu betrachten, die Magnentius zu-
nächst nach der Ermordung des Kaisers Constans befolgte.

Auf eine Eigenthümlichkeit unseres Gepräges muss noch hingewiesen werden. Die Gestalt der
Victoria trägt einen Helm auf dem Haupte, sowohl auf dem Medaillon des Constans als auf unserem,
eine Besonderheit, die aus dem synkretistischen Zuge in der Symbolik der Personifikationen jener Zeit
hervorging. Er kommt schon in der eigentümlichen Ausstattung der Victoria-Constantinopolis auf den
Bronzemedaillons Constantins des Grossen1 als einer geflügelten Stadtgöttin mit Füllhorn und Zweig zum
Ausdrucke.

332. Taf. I, Fig. 332.

DN MAGNEN TIVS PF AVG. Aehnliches Brustbild von rechts, die Panzerklappen nur an der rechten
Achsel sichtbar.

Rev. PRINCIPI IVVENTVTIS, im Abschnitt TR. Der Kaiser in der Kriegsrüstung, von rechts, mit dem
kurzen Mantel, dessen flatterndes Ende im Rücken sichtbar ist, in der Rechten den schräg gehaltenen
Speer, in der Linken eine Kugel.

Perlenrand auf beiden Seiten. Silber, 21 und 22 Mm. Durchmesser, 1 Mm. dick, 4-22 Gr. Die
oberste Fläche stellenweise abgeblättert.

Erworben 1876. Fundort nicht sicher, wahrscheinlich aber Ö-Szöny gegenüber von Komorn am
rechten Donauufer (Brigetio). Cohen unbekannt.

Die zweifellos echte Münze, die bisher nicht bekannt war, bildet ein Gegenstück zu.den ebenfalls in
Treviri geschlagenen kleinen Medaillons des Decentius (Cohen, VI, 339, Nr. 2, 3, pl. X, fig. 3, und Froeh-
ner, p. 31 5 Mitte), deren Gewichte auf 4 und 4-96 Gr. angegeben werden. Ob hier eine irrthümliche
Verbindung der Vorderseite einer Münze des Magnentius mit der Rückseite einer solchen seines Bruders,
des Caesar Decentius vorliege, oder ob in der That auch Magnentius wie andere Augusti späterer Zeit2
diesen Ehrennamen geführt habe, muss dahingestellt bleiben; allerdings trägt die Figur auf der Rückseite
das Symbol der Augustuswürde jener Zeit, das Diadem, nicht und würde aus diesem Grunde für den
Caesar Decentius gehalten werden können. Allein, wie bekannt, führen auch Magnentius und Vetranio,
obwohl sie Augusti waren, auf ihren Münzen diese Abzeichen nicht. Stellt die Figur der Rückseite den
Decentius dar, so kann unser Medaillon nicht vor dem Jahre 3 5i, in welchem dieser zum Caesar ernannt
worden ist, entstanden sein; im andern Falle hingegen ist seine Herstellung in der Zeit bald nach der Pro-
clamation des Magnentius, also wohl im Frühjahre 35o, wahrscheinlich.

333. Taf. I, Fig. 333.

IMP CAE MAGN ENTIVSAVG. Aehnliches Brustbild von rechts, in der Bildung des Profiles abweichend,
indem die Einsenkung an der Nasenwurzel gemildert, die Nase selbst etwas länger und mehr hängend, das
Kinn kleiner gebildet ist.

Rev. VICTO RIA • AVGG • Der Kaiser in der Kriegsrüstung, stehend, von links, in der Rechten
eine Victoria auf einer Kugel, mit der Linken den Speer aufstützend. Neben ihm erscheint Victoria,

' Vergl. Bd. IX dieses Jahrbuches, Nr. 254 bis 258.
2 D.N.V.,VIII, p. 379.
 
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