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Friedrich Kenner.
Beziehung der Münzen auf ihn zu ehren; vielmehr weiss man, dass Magnentius, da er im Kriege anfänglich
im Vortheile war, des Constantius ganzes Reich für sich verlangte,1 also selber die Alleinherrschaft anstrebte.
Nun ist bekannt, dass die Gepräge der Medaillons einen bestimmten Zusammenhang mit jenem der
gewöhnlichen Courantmünzen haben. Man wird also auch zu den vorgenannten Medaillons Gegenstücke
im Courant suchen dürfen. Wenn man die Courantmünzen mit Vict. Aug. Lib. Rom. Orb. und mit Vota-
aufschriften, da sie hier nicht in Betracht kommen können, wegnimmt, finden wir im Courant beider
Fürsten nur noch zweierlei Victoriamünzen, nämlich Drittelstücke in Gold mit der schreitenden Victoria
und der gleichen Umschrift: Victoria DD • NN • Augg2 und Mittelbronzen, welche den Augustus oder
den Caesar in gleichem Motive darstellen, den Fuss auf einen Feind setzend und das Labarum, sowie einen
Lorbeerzweig haltend; die Umschrift lautet hier: Victoria - Aug-et-Caes-3 Da alle diese Medail-
lons und Courantmünzen sicher als Theile einer Emission zusammengehören, so sind die verschiedenen
Umschriften als gleichwerthig, als die nur äusserlich verschiedenen Ausdrücke für denselben Begriff zu
betrachten; die einen Sorten haben Victoria Augustorum, andere Vict • DD • NN • Augg •, die dritte Victoria
• Aug • et • Caes • , immer ist dabei der Augustus Magnentius und der Caesar Decentius gemeint.
Ein treffliches Analogon bilden die einschlägigen Gepräge des Caesar Constantius Gallus. Von ihm
haben wir denselben Bronzemedaillon mit dem Bilde des von der Victoria bekränzten Feldherrn und mit
der Aufschrift: Victoria • Augg • ,* wie von Decentius; die schreitende Victoria mit Palme und Kranz,
die wir, wie eben bemerkt, auf kleinen Goldmünzen des Magnentius und Decentius mit Vict • DD • NN •
Augg • und überdies auf Bronzemedaillons des ersteren mit Victoria • Augustorum (unten Nr. 334)
finden, ist auch auf Kleinbronzen des Gallus mit der letzterwähnten vollausgeschriebenen Legende5 vor-
handen. Die Virtus Augustorum wird auf Bronzemedaillons von Magnentius und Decentius, aber auch
von Gallus gebraucht.6 Und doch wird man nicht glauben wollen, dass die Pluralform Augg. der Münzen
des Caesar Gallus auf zwei Augusti, d. h., da Vetranio vor des Letzteren Ernennung schon abgedankt hatte
(25. December 35o), auf Magnentius und Constantius II. abzielen könne. Denn dieser hat jenen niemals
als Augustus anerkannt, vielmehr war, wie schon bemerkt wurde, die Ernennung der Caesaren eben mit
dem nahe bevorstehenden Ausbruche des Krieges innerlich verbunden und ein Zeichen, dass auf eine in
gütlichem Wege zu erreichende Zweitheilung der römischen Herrschaft nicht mehr gezählt werden dürfe.
Was aber in dieser Hinsicht von den Münzen des Gallus gilt, muss auch von jenen des Decentius,
und da letztere wieder in Zusammenhang mit jenen des Magnentius stehen, auch von diesen gelten, d. h.
der Gebrauch von Augustorum oder Augg. auf den genannten Victoriamünzen spielt nicht auf ein wirk-
liches oder vorgebliches Bündniss zweier Augusti, sondern auf das Consortium des Augustus und seines
Caesar, einerseits des Magnentius und Decentius, andererseits des Constantius und Gallus, an.
334. Aehnliche Umschrift. Das Brustbild von dem des vorigen Medaillons verschieden, die Ein-
senkung zwischen Stirn und Nasenwurzel stärker; die
Panzerklappen, stehen fast wagrecht von der rechten
Achsel ab.
Rev. VICTORIA AVGVSTORVM. Schreitende Vic-
toria, von links, in der Rechten einen Kranz, im linken
Arme einen Palmenzweig.
Perlenrand auf beiden Seiten. Röthliche Bronze,
34 Mm. Durchmesser, 2 Mm. dick, 21*4 Gr. Etwas
abgerieben.
1 Zosimus, II, 45—63. Vergl.v. Wietersheim, Geschichte der Völkerwanderung, III, 265.
2 Magnentius, Cohen, VI, p. 330, Nr. 18. — Decentius, ebenda, p. 340, Nr. 8.
3 Magnentius, ebenda, p. 335, Nr. 49. — Decentius, ebenda, p. 344, Nr. 32.
4 Cohen, VI, 350, Nr. 22.
5 Ebenda, p. 354, Nr. 48.
6 Vergl. ebenda, p. 332, Nr. 27; p. 342, Nr. 14; p. 351, Nr. 25.
Friedrich Kenner.
Beziehung der Münzen auf ihn zu ehren; vielmehr weiss man, dass Magnentius, da er im Kriege anfänglich
im Vortheile war, des Constantius ganzes Reich für sich verlangte,1 also selber die Alleinherrschaft anstrebte.
Nun ist bekannt, dass die Gepräge der Medaillons einen bestimmten Zusammenhang mit jenem der
gewöhnlichen Courantmünzen haben. Man wird also auch zu den vorgenannten Medaillons Gegenstücke
im Courant suchen dürfen. Wenn man die Courantmünzen mit Vict. Aug. Lib. Rom. Orb. und mit Vota-
aufschriften, da sie hier nicht in Betracht kommen können, wegnimmt, finden wir im Courant beider
Fürsten nur noch zweierlei Victoriamünzen, nämlich Drittelstücke in Gold mit der schreitenden Victoria
und der gleichen Umschrift: Victoria DD • NN • Augg2 und Mittelbronzen, welche den Augustus oder
den Caesar in gleichem Motive darstellen, den Fuss auf einen Feind setzend und das Labarum, sowie einen
Lorbeerzweig haltend; die Umschrift lautet hier: Victoria - Aug-et-Caes-3 Da alle diese Medail-
lons und Courantmünzen sicher als Theile einer Emission zusammengehören, so sind die verschiedenen
Umschriften als gleichwerthig, als die nur äusserlich verschiedenen Ausdrücke für denselben Begriff zu
betrachten; die einen Sorten haben Victoria Augustorum, andere Vict • DD • NN • Augg •, die dritte Victoria
• Aug • et • Caes • , immer ist dabei der Augustus Magnentius und der Caesar Decentius gemeint.
Ein treffliches Analogon bilden die einschlägigen Gepräge des Caesar Constantius Gallus. Von ihm
haben wir denselben Bronzemedaillon mit dem Bilde des von der Victoria bekränzten Feldherrn und mit
der Aufschrift: Victoria • Augg • ,* wie von Decentius; die schreitende Victoria mit Palme und Kranz,
die wir, wie eben bemerkt, auf kleinen Goldmünzen des Magnentius und Decentius mit Vict • DD • NN •
Augg • und überdies auf Bronzemedaillons des ersteren mit Victoria • Augustorum (unten Nr. 334)
finden, ist auch auf Kleinbronzen des Gallus mit der letzterwähnten vollausgeschriebenen Legende5 vor-
handen. Die Virtus Augustorum wird auf Bronzemedaillons von Magnentius und Decentius, aber auch
von Gallus gebraucht.6 Und doch wird man nicht glauben wollen, dass die Pluralform Augg. der Münzen
des Caesar Gallus auf zwei Augusti, d. h., da Vetranio vor des Letzteren Ernennung schon abgedankt hatte
(25. December 35o), auf Magnentius und Constantius II. abzielen könne. Denn dieser hat jenen niemals
als Augustus anerkannt, vielmehr war, wie schon bemerkt wurde, die Ernennung der Caesaren eben mit
dem nahe bevorstehenden Ausbruche des Krieges innerlich verbunden und ein Zeichen, dass auf eine in
gütlichem Wege zu erreichende Zweitheilung der römischen Herrschaft nicht mehr gezählt werden dürfe.
Was aber in dieser Hinsicht von den Münzen des Gallus gilt, muss auch von jenen des Decentius,
und da letztere wieder in Zusammenhang mit jenen des Magnentius stehen, auch von diesen gelten, d. h.
der Gebrauch von Augustorum oder Augg. auf den genannten Victoriamünzen spielt nicht auf ein wirk-
liches oder vorgebliches Bündniss zweier Augusti, sondern auf das Consortium des Augustus und seines
Caesar, einerseits des Magnentius und Decentius, andererseits des Constantius und Gallus, an.
334. Aehnliche Umschrift. Das Brustbild von dem des vorigen Medaillons verschieden, die Ein-
senkung zwischen Stirn und Nasenwurzel stärker; die
Panzerklappen, stehen fast wagrecht von der rechten
Achsel ab.
Rev. VICTORIA AVGVSTORVM. Schreitende Vic-
toria, von links, in der Rechten einen Kranz, im linken
Arme einen Palmenzweig.
Perlenrand auf beiden Seiten. Röthliche Bronze,
34 Mm. Durchmesser, 2 Mm. dick, 21*4 Gr. Etwas
abgerieben.
1 Zosimus, II, 45—63. Vergl.v. Wietersheim, Geschichte der Völkerwanderung, III, 265.
2 Magnentius, Cohen, VI, p. 330, Nr. 18. — Decentius, ebenda, p. 340, Nr. 8.
3 Magnentius, ebenda, p. 335, Nr. 49. — Decentius, ebenda, p. 344, Nr. 32.
4 Cohen, VI, 350, Nr. 22.
5 Ebenda, p. 354, Nr. 48.
6 Vergl. ebenda, p. 332, Nr. 27; p. 342, Nr. 14; p. 351, Nr. 25.