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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 11.1890

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Kenner, Friedrich: Römische Medaillons, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5770#0076
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Römische Medaillons.

Nr. i) beschriebene Goldmedaillon des Valens mit der Umschrift: D • N • Valens • Max • Augustus zeigt,
und da Valentinian diesen Beinamen überhaupt nicht führt.

Für die Ergänzung wird vorläufig nur eine Vermuthung ausgesprochen werden können. Bei dem
guten Verhältnisse zwischen den Brüdern Valentinian und Valens ist eine gegenseitige Beziehung der
Münzbilder, wie sie auch sonst zwischen Augustus und Caesar oder zwei Augusti beobachtet werden
kann, sehr wohl zu erwarten, also auch vorauszusetzen, dass ein Beide gleichmässig betreffendes Ereigniss
von Einem derselben oder auch von Beiden auf Münzen mit dem eigenen und dem Namen und Bildnisse
des Andern dem Andenken überliefert worden sei. Nach der Theilung des Reiches im Frühjahre 364 ging
der Eine (Valentinian) von Sirmium, wohin sie sich gemeinschaftlich begeben hatten, nach Mediolanum,
damals die Residenz des Abendlandes, der Andere (Valens) nach Constantinopel. Auf den ersten fest-
lichen Einzug Valentinians in Mediolanum ist unser Medaillon geschlagen, gleichzeitig aber entstand ein
goldener Medaillon von derselben Grösse und demselben Gewichte mit gleichen, nur in kleinen Details
veränderten Darstellungen auch auf Kaiser Valens.' Die Umschrift der Rückseite bietet nichts Auffallendes,
sie lautet: Felix • adventus • Aug • n •, was recht wohl mit nostri ergänzt werden kann. Da diese Münze
zwar das Bildniss des Valens trägt, aber in der Münzstätte Treviri, also im Reichsantheile des Valentinian
entstanden ist, lässt sich in der That der Fall nachweisen, dass der letztgenannte Augustus auf seinen eigenen
und den Einzug des Valens Goldstücke im Abendlande prägte. Der Unterschied der Rückseiten beider be-
steht nur in der Verschiedenheit der Siglen M und N und in den Angaben der Münzstätten SMAQ oder MED
und TROBC. Während letztere Verschiedenheit selbstverständlich ist, kann die erstere nur aus der Absicht er-
klärt werden, ein Unterscheidungsmerkmal zu schaffen, welches erkennen liess, ob der betreffende Revers-
stempel mit einem Aversstempel des Valentinian oder des Valens zu verbinden, d. h. ob der Adventus des
einen oder des andern Augustus gemeint sei. Dies liess sich am besten durch den Namen der Stadt, in welcher
der eine oder der andere Einzug stattfand, erkenntlich machen. Es liegt daher am nächsten, die Sigle M
auf unserem Medaillon mit Felix ■ adventus • Augusti • Mediolani zu ergänzen. Es war nicht noth-
wendig, die Stadt auf dem andern Medaillon in gleicher Weise zu nennen, da ja für den Adventus des Valen-
tinian schon ein Unterscheidungsmerkmal gewonnen war. Für den andern genügte die herkömmliche Sigle
N (nostri), ausser man wollte der Consequenz willen darin durchaus die Abkürzung eines Stadtnamens,
etwa Naissi, erkennen. Bei dieser Stadt theilten bekanntlich die beiden Kaiser das Reich2 und gingen dann,
wie schon bemerkt, gemeinschaftlich nach Sirmium, von wo Valens nach Constantinopel zurückkehrte;
die erste Stadt, die er auf der Rückreise als Mitkaiser seines Bruders betrat, war also in der That Naissus.
Allein uns erscheint die Auflösung von N als nostri die sachgemässere zu sein, da Naissus allerdings eine
angesehene Stadt von gewisser, insbesondere strategischer Wichtigkeit, keineswegs aber die officielle Resi-
denz des oströmischen Kaisers war, welche doch für Adventus-Münzen zunächst in Betracht kommen muss.

348. (DN) VALENTINI . . FAVG. Brustbild von rechts mit dem Perlendiadem, das in der Mitte über der
Stirne ein rundes Kleinod in einem Kranze von Perlen zeigt, der Mantel um die Schultern geworfen, beide
Achseln sichtbar, an der linken die Panzerklappen angegeben.

Rev. MONET .... Die drei Münzgöttinnen in der her- ^-^^^^^k ^^gijfj
kömmlichen Darstellung, lange Gestalten, welche alle in die
gleiche Richtung sehen.

Perlenrand auf beiden Seiten. Röthliche Bronze, stark be-
schnitten; Durchmesser jetzt 28 Mm., fast 2 Mm. dick, g*55 Gr.
Die Buchstaben der Aufschriften klein, am Rande eine kleine
Scharte.

Herkunft unbekannt, augenscheinlich nach Eckhel's Tod (1798) erworben, da diese Münze im
»Catalogus« weder aufgeführt, noch handschriftlich eingetragen ist und in D. N. V., VIII, p. 1 5o ein gleiches

1 Vergl. unten Nr. 353 das seltene Stück, welches in Arneth's Synopsis noch nicht erscheint und auch Cohen nicht
bekannt war; es stammt sehr wahrscheinlich aus der Gegend von Kostolacz (dem alten Viminacium).

2 Ammianus, XXVI, 4, 1.
 
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