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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 11.1890

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Abhandlungen
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Engerth, Eduard von: Nachtrag [2]I: zu der Abhandlung über die im kaiserlichen Besitze befindlichen Cartone, darstellend Kaisers Karl V. Kriegszug nach Tunis, von Jan Vermeer;
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https://doi.org/10.11588/diglit.5770#0129
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ii4

Eduard Ritter von Engcrth.

Die kleinen Bilder, ich will sie der grösseren Einfachheit wegen »Skizzen« nennen, obwohl sie voll-
endet ausgeführt sein sollen, sind auf Leinwand mit Oelfarben gemalt und durchschnittlich i-3o M. hoch,
2-45 M. breit.

Die Gegenstände der Darstellung sind:

1. Goleta wird belagert.

2. Ausfall der Türken aus Goleta.

3. Einnahme von Goleta.

4. Die Schlacht bei Tunis.

5. Die Einnahme von Tunis.

6. Einschiffung der Armee.

Diese sechs Darstellungen entsprechen den heliographischen Reproductionen der grossen Cartone
im IX. Bande des Jahrbuches wie folgt:

Nr. 1 entspricht der Tafel XV. Es sind hier einige Abweichungen wahrzunehmen: links im Vorder-
grunde steht ein schiessender Maure; dieser ist auf der Skizze von vorne, auf dem Cartone von rückwärts
zu sehen. Er hält auf der Skizze die rechte Hand am Drücker der Muskete, auf dem Cartone dagegen
die linke.

Dicht neben diesem Manne schwingen zwei Reiter ihre langen Speere. Der vordere derselben thut
dies auf der Skizze mit der gesenkten rechten, auf dem Carton hält er die Waffe in der erhobenen linken
Hand. Auf der rechten Seite des Bildes sind schiessende Spanier angebracht. Hier tritt dasselbe Verhält-
niss rücksichtlich des verschiedenen Gebrauches der Hände ein. Während auf der Skizze sich einige der
Krieger zum Losdrücken der Muskete der rechten Hand bedienen, thun dies dieselben auf dem Cartone
mit der linken. Ausserdem ist auf der Skizze einer dieser Spanier im Profil zu sehen, während derselbe
auf dem Cartone die Vorderansicht zeigt. Aehnliche Veränderungen ergeben sich auch bei den zahlreichen
Figuren des Mittel- und Hintergrundes.

Nr. 2 entspricht der Tafel XVII. Links im Vordergrunde hält ein maurischer Reiter auf der Skizze
seinen Speer in der rechten Hand, auf dem Cartone dagegen in der linken. Dieselbe Veränderung wieder-
holt sich fast bei allen anderen Reitern des Vordergrundes.

Nr. 3 entspricht der Tafel XVIII. Hier sind die Veränderungen geringfügig. Rechts im Vorder-
gründe hält ein Mann seinen Bogen auf der Skizze in der linken, auf dem Cartone in der rechten Hand.

Nr. 4 entspricht den Tafeln XIX und XX. Diese beiden Tafeln geben die zwei Hälften des seiner
Länge wegen in zwei Theilen photographirten Cartons »Die Schlacht bei Tunis«. Die Veränderungen
gegen die Skizze beschränken sich hier ebenfalls auf einige Umwechslungen des Rechts und Links bei
Handhabung der Waffen.

Nr. 5, welches die Einnahme von Tunis zeigt, correspondirt mit der in unseren Cartonen fehlenden
Darstellung.

Nr. 6 entspricht der Tafel XXIII. Die Veränderungen sind hier nicht wesentlich.

Die Skizzen sind, soweit sich das aus den Photographien entnehmen lässt, trotz ihrer Durchführung
weniger eingehend in der Formgebung und mit geringerer Unterlage von Naturstudien gemacht als die
Cartone. Freilich mag auch Manches durch die Restauration verflacht worden sein.

Herr Oberbaurath Rothbart theilt mir auch mit, dass sich in der herzoglichen Sammlung in Coburg
ausser diesen Skizzen noch Radirungen nach Vermayen's Zug nach Tunis befinden, welche dem von 1558
an in Cöln erscheinenden Kupferwerke über deutsche, niederländische, französische, englische und ungari-
sche historische Ereignisse von F. Hogenberg und S. von Neuvel entnommen sind. Die ganze Samm-
lung, welche mehr als 400 Blätter enthält, befindet sich in der kais. Hof bibliothek in Wien. Die ersten
10 Blätter behandeln den Kriegszug nach Tunis; sie zeigen die Vermayen'schen Compositionen in sehr
freier Behandlung und theilweise auch nur stückweiser Benützung. Die ersten zwei Blätter bringen das
Portrait Karl V. (Das zweite ist eine Wiederholung des ersten im Gegensinne.) Dann folgt das Titel-
blatt mit ornamentaler Umrahmung des Textes, dessen Kopf folgendermassen lautet:
 
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