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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 11.1890

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Schönherr, David von: Geschichte des Grabmals Kaisers Maximilian I. und der Hofkirche zu Innsbruck
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https://doi.org/10.11588/diglit.5770#0172
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Geschichte des Grabmals Kaisers Maximilian I. und der Hofkirche zu Innsbruck.

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stücken« der Ehrenpforte entsprechenden Erzreliefs geschmückt werden.1 Auf das Grab sollte des Kaisers
eigenes Bild in Lebensgrösse und knieender Stellung gesetzt werden. Den die irdische Hülle Maximilians
umschliessenden Sarkophag aber sollten vierzig grosse Erzbilder, darstellend die hervorragendsten habs-
burgischen Persönlichkeiten, im Gevierte umgeben. Ausserdem sollten noch hundert kleine in Erz gegossene
Statuen der Heiligen des Hauses Habsburg (»seiner kais. majestet sippschafft heiligen«) und zweiunddreissig
Brustbilder ringsherum aufgestellt werden.

Zur Aufnahme des ganzen Grabmals war selbstverständlich die Räumlichkeit einer Kirche bestimmt
und in dieser sollte das »gegossene grab« auf eine Erhöhung mit »drei steinein triften«, die grossen Statuen
aber auf Postamente gestellt werden.

Das Gesammtgewicht des zum Grabe und den Bildern nothwendigen Erzes wurde auf 1026 Centner
und 26 Pfund, für das Grabmal allein und ohne die Bildwerke auf 100 Centner veranschlagt. Alle grossen
und kleinen Erzbilder, wahrscheinlich auch das Grab selbst, sollten vergoldet werden.

Vergegenwärtigt man sich nun das mit dem lebensgrossen Bilde des Kaisers und den vierundzwanzig
Erzreliefs gezierte Grab, umgeben von vierzig grossen, seine stattliche Verwandtschaft und die ihm
theuersten historischen Persönlichkeiten darstellenden Erzbildern, dazu die Menge der kleinen Statuen und
Brustbilder, alles in die einheitliche Pracht des Goldes gekleidet, und das riesige Denkmal in eine eigens für
den Zweck gebaute, durch bemalte Fenster magisch beleuchtete Kirche versetzt, so bekommt man erst eine
Vorstellung von der Grossartigkeit des Monumentes, in dessen Mitte sich Kaiser Maximilian zur letzten Ruhe
gebettet dachte.

Dieses so recht Maximilianische Project kam, wie gesagt, nicht ganz nach dem ursprünglichen Plane
des Kaisers zur Ausführung.

Was die grossen Erzbilder anbelangt, so umgeben heute statt vierzig nur achtundzwanzig das kaiser-
liche Grabmal:

1. Chlodwig, König der Franken;

2. Philipp I., König von Spanien;

3. König Rudolf I.;

4. Herzog Albrecht II., der Weise;

5. Theodorich, König der Ostgothen;

6. Ernst der Eiserne;

7. Theobert, Herzog von Burgund;

8. König Arthur;

9. Erzherzog Sigmund der Münzreiche, Graf zu Tirol;

10. Bianca Maria Sforza, zweite Gemahlin Kaisers Maximilian I.;

11. Erzherzogin Margarethe, Kaisers Maximilian I. Tochter;

12. Cymburgis von Masovien, Herzogs Ernst des Eisernen Gemahlin;

13. Karl der Kühne, Herzog von Burgund;

14. Philipp der Gute, Herzog von Burgund;

15. König Albrecht IL;

16. Kaiser Friedrich III.;

17. Leopold der Heilige;

18. Rudolf, Graf von Habsburg;

19. Leopold III., Herzog von Oesterreich;

20. Friedrich IV., Herzog zu Oesterreich, Graf zu Tirol, genannt mit der leeren Tasche;

21. König Albrecht I.;

22. Gottfried von Bouillon;

23. Elisabeth, Königs Albrecht II. Gemahlin;

1 Dies geht aus einem viel später, ca. 1555 abgefassten Gutachten hervor, das ich der freundlichen Mittheilung Dr. Zimer-
man's verdanke und das im Anhang abgedruckt ist. Wir kommen auf dasselbe noch zurück.
 
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