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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 14.1893

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I. Theil: Abhandlungen
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Frimmel, Theodor v.: Die Ceremonienringe in den Kunstsammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses
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https://doi.org/10.11588/diglit.5885#0005
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DIE CEREMONIENRINGE IN DEN KUNSTSAMMLUNGEN
DES ALLERHÖCHSTEN KAISERHAUSES."

Von

Dr. Theodor von Frimmel.

u den ältesten Schmuckformen, die wir kennen, gehört auch der Ring. In seiner
allgemeinen Gestalt international, bietet er in seinen Besonderheiten eines der
interessantesten Beispiele, wie eine und dieselbe Grundform zu verschiedenen
Zeiten und bei verschiedenen Völkern gar mannigfach aufgefasst und verziert
werden kann. Die Unerschöpflichkeit der menschlichen Phantasie wird hier, wo
es sich um eine verhältnissmässig so einfache Form handelt, um so auffälliger.
Die Geschichte des Ringes, seine Formenlehre, seine Symbolik sind noch
nicht geschrieben, so werthvoll auch die Studien sind, die theils als zusammenfassende Artikel in Ency-
klopädien verschiedener Art theils als Einzelstudien veröffentlicht worden sind.2 In der vorliegenden
Arbeit wird nur eine einzelne Art von Ringen berührt. Für sie hat der Ring besondere Bedeutung als
Abzeichen einer Würde und als Schmuck bei Ausübung kirchlicher Functionen. Man kann die Ringe,
die hier veröffentlicht werden, als Ceremonienringe bezeichnen, die wohl bei kirchlichen Feierlich-
keiten von Bischöfen oder deren Stellvertretern getragen worden sind, und zwar über dem Handschuh,
was mit einiger Sicherheit aus der ungewöhnlich grossen Peripherie der Lichtung hervorgeht. Im
Kunsthandel und im Jargon der Sammler heissen derlei Ringe gewöhnlich »Fischerringe«, »anneaux
de pecheur«. Diese Benennungen müssen zunächst als gänzlich verfehlt zurückgewiesen werden, da
unter dem Fischerring nichts Anderes zu verstehen ist als ein Siegelring der päpstlichen Kanzlei, der
zur Besiegelung bestimmter päpstlicher Urkunden dient (die dann »sub annulo piscatoris« ausgestellt
sind) und der nach dem Tode des Papstes jedesmal zerbrochen wird.

Unter den grossen, dicken, meist sehr gewichtigen Ringen, von denen hier die Rede ist, sind
jedenfalls zwei Gruppen zu unterscheiden. Die eine umfasst solche, die durch Wappen und Embleme

' Der. vorliegende Artikel bildet die Fortsetzung jener Arbeit über »die Bronzen der zweiten Gruppe der kunsthisto-
rischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses«, welche schon vor einigen Jahren begonnen wurde, aber während der
Zeit der Uebertragung der Sammlung in's neue Museum unterbrochen werden musste.

2 Vgl. besonders die Encyklopädien auf dem Gebiete der classischen Alterthumswissenschaft und der christlichen
Kunstarchäologie, in erster Linie die Lexica von F. X. Kraus, Martigny, W. Smith und Cheetham, auch Ersch's und
Gruber's allgemeine Encyklopädie (besonders den Artikel Papstwahl), ferner V.Gay: Glossaire archeologique. Viel Material
rindet sich auch in den archäologischen Zeitschriften verstreut und in der speciellen Literatur für altchristliche Kunst.
Vgl. auch den »Anzeiger für Kunde deutscher Vorzeit« 1878, Sp. 3, 209 f., und »Kunst und Gewerbe« 1878 (»Die Gestal-
tungen des Ringes« von Dr. Friedrich Schneider). Von Bedeutung für kirchliche Ringe und die Frage nach den Investitur-
ringen ist besonders: »Joh. Kirchmanni Lubeccnsis de annulis über singularis« (1672, S. 180. Vor Karl dem Grossen fände
sich keine Spur von Investiturringen); ferner Martene, »De antiquis ecclesiae ritibus libri quatuor« pars II, p. 342, 454
(1700); Mabillon, Iter italicum II, 43o, 436; neuerlich Aug. Castan in einer Abhandlung der »Memoires de la Societe natio-
nale des Antiquaires de France«, Taf. XLIII (»Anneau d'investiture pour la souverainete de la Corse ... au Musee de
Besancon«, Paris 1883); endlich über die Frage nach dem Fischerring Barbier de Montault: Oeuvres completes III (Paris
1890), p. 223, 229 fV. (den Hinweis auf Barbier de Montault verdanke ich der Güte des Herrn Domcapitulars Dr. Friedrich
Schneider in Mainz).

XIV. I
 
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