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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 14.1893

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I. Theil: Abhandlungen
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Boeheim, Wendelin: Augsburger Waffenschmiede, ihre Werke und ihre Beziehungen zum kaiserlichen und zu anderen Höfen, [3]: Nachträge
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https://doi.org/10.11588/diglit.5885#0374
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33o

Wendelin Boeheim.

Nun ist es durch die gemachte Ausbeute aus dem Augsburger Stadtarchive möglich geworden,
nicht nur über Georg schätzenswerthe Daten zu sammeln sondern auch einen noch weit Aelteren
dieses Namens zu eruiren, der noch bis in das XIV. Jahrhundert hinaufreicht.

Im Bürgeraufnahmsbuch von 1377, fol. 23i, findet sich nämlich folgende Stelle:
»1377 feria tertia ante Georii factus est civis Martin Helmsmit von Basel. Dabit annuatim 2 U
pro stinea.«

Martin Helmsmit von Basel ist also am Dienstag vor Georgi Bürger von Augsburg geworden
und mit 2 Pfund Pfennigen jährlicher Steuer belegt worden. Wenn wir das Wort Helmsmit als
Bezeichnung des Handwerkes ansehen, wie das im Mittelalter üblich war, dann freilich ist eine Bezie-
hung zu unserer Familie zweifelhaft. Aber wir finden mit dem Worte Helmsmit oder Helmschmied
im Archive durchwegs nur Glieder der Familie Kolman bezeichnet, so dass wohl anzunehmen ist, dass
wir in dem oberwähnten Martin gleichfalls einen Angehörigen derselben und den Ahnherren der be-
rühmten Augsburger Plattnerfamilie vor uns haben, der etliche Jahre vorher von Basel eingewandert
war, aus welcher Stadt damals zahlreiche Familien vor der heftig wüthenden Pest geflohen waren.

Ganz genau, wie der Autor der erwähnten Gedenktafel angibt, mit dem Jahre 1440, beginnen die
Georg Helmschmied betreffenden Aufzeichnungen im Archive. Wir finden ihn da im Baumeisterbuche,
fol. g3, unter dem Titel: »Platner (zu) Georgi« mit drei Anderen in folgender Weise verzeichnet: »Item
3 guldin dem Jörigen Helmschmied.« In demselben Buche erscheint er nochmals auf fol. 94' als Sar-
würker, woraus erhellt, dass Georg auch sogenannte Kettenpanzer fertigte. Sieben Jahre später lesen
wir seinen Namen in dem genannten Buche, fol. 69, vom Neuen mit 3 Gulden; ebenso 1454, fol. 114',
wo er mit 2'/2 Gulden Ladenzins zu Georgi und Michaeli verzeichnet erscheint. Im Jahre 1458 ist er,
fol. ny—n8, mit 5 Gulden, vermuthlich gleichfalls Ladenzins an die Stadt, vermerkt. In den Steuer-
büchern finden wir ihn 1454, fol. 18, mit 26 Groschen und 1 Pfund, 1458 mit 5 Gulden Steuer und
1461, fol. 19, mit 26 Groschen 1 Pfund. Aus dem Steuerbuche von 1471 erfahren wir nicht nur Georgs
Wohnung: »an der haribrugk«; er erscheint auch in diesem Jahre zuerst mit seinem Sohne Lorenz;
es heisst darin, fol. 22': »Item maister Jorg Helmschmid 1 gülden; sein sun Lorentz 1 pfund.«

Die geschäftlichen Verhältnisse Georgs mussten sich um diese Zeit aussergewöhnlich günstig
gestaltet haben; denn dieser schreitet nun zu einer namhaften Ausdehnung seiner Werkstätte. Mit
Urkunde von »sampstag sant Mangen abend 1472« kauft Jörg Helmschmid der Stadt Hofstatt und
Behausung nebst Hammer und Schleifmühle in der Stadt Graben unterhalb Luginsland als rechtes
Zinslehen. In späterer Zeit kommen sowohl Jörg als Lorenz, beide »an der horbruck« wohnend, als
Steuerzahler vor, so 1473, 1474, 1475 und 1478.1 Im Baumeisterbuche von 1477 finden wir fol. 62 fol-
gende etwas dunkle Stelle: »5 grosz umb Lorentz, platners, brief«, womit vermuthlich dessen Bürger-
brief gemeint ist. Nach einer Urkunde vom Donnerstag nach St. Narciss 1477 wird Lorenz, Plattner,
Besitzer der Schleifmühle vor dem Luginsland genannt.2 Es müssen an jener Stelle mehrere Schleif-
mühlen bestanden haben oder es hatte eine Uebertragung der oberwähnten von Lorenz' Vater statt-
gefunden. Aus einer Stelle des Baumeisterbuches vom 17. Mai 1477, fol. 57, ergibt sich, dass Meister
Lorenz in diesem Jahre ziemlich viele Harnische für Kaiser Friedrich III. selbst wie auch auf dessen
Rechnung für andere Persönlichkeiten ausgeführt hatte, für die Lorenz damals noch nicht bezahlt war.
Wir lesen da einen Posten von 100 Gulden und 34 Denaren, ferner 127V2 Gulden, welche Bernhart
Röchlinger für Lorenz erhalten und noch nicht bezahlt hatte, endlich 229 fl. i3 grosz »auf die obge-
schribnen 2 posten«, die auf Rechnung des Kaisers »für harnasch und geliger (Pferdeharnische), zerung
und macherlon«, für Herrn Sigmund Niderthor und Sigmund Prueschenk gefertigt, entfielen
und Ostermontag post Felicitatem (11. März) bezahlt worden sind.3 Wir haben in unserer Abhandlung
den Anfang eines Schreibens des Prueschenk an den Rath von Augsburg gebracht. Aus dem Schlüsse

1 1475 und später wiederholt erscheint auch ein Jorig, Plattner, in den Steuerregistern. Derselbe ist mit unserem
Meister nicht identisch und wohnte in der Sachsengasse vom Neubad.

2 Stadtarchiv Augsburg, Urkunde Nr. n3o.

3 Jahrbuch XIII, Reg. 8497.
 
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