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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 14.1893

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I. Theil: Abhandlungen
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Boeheim, Wendelin: Augsburger Waffenschmiede, ihre Werke und ihre Beziehungen zum kaiserlichen und zu anderen Höfen, [3]: Nachträge
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https://doi.org/10.11588/diglit.5885#0375
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Augsburger Waffenschmiede.

33i

desselben, das nun in den Regesten des Jahrbuches vollinhaltlich abgedruckt ist, geht hervor, dass der
Rath die Bezahlung des oberwähnten Harnisches für Prueschenk, um diesen zu ehren, selbst über-
nommen hatte. Einen anderen Harnisch sammt Gelieger hatte Prüeschenk zur selben Zeit bei Lorenz
bestellt und auch bezahlt.1 Im Baumeisterbuche von 1481, fol. 246, finden wir Meister Lorenz weiters
erwähnt, ebenso 1484, fol. 26'.

Am 3i. Jänner 1485 schreibt Sigmund Prueschenk aus Wels neuerdings an den Rath, er habe,
wie Jakob Ehinger mündlich berichten werde, bei Meister Lorenz »etliche harnasch« bestellt und
ersuche um Förderung, damit ihm dieselben zu Händen gebracht würden.2 Am 19. März 1485 erhält
Lorenz nach einer Aufzeichnung im Baumeisterbuche 66 Gulden für 32 Eisenhüte, welche Herrn
Sigmund Prueschenk von der Stadt geschenkt und von ihm und zwei anderen Plattnern gefertigt
worden waren.3

Etwas unklar ist eine Stelle im Baumeisterbuche von 1487, fol. 26'; sie lautet: »6 fl. 1 pfund
8 Schilling maister Lorenzen für 24 plattgewand und ror zu den hunten.«

Im Jahre 1489 spielt sich eine neue Verhandlung wegen Harnischen ab, welche von dem Rath an
den Hof nach Wien geliefert und von Meister Lorenz gefertigt worden waren. Der Rath schreibt näm-
lich am 14. November 1489 an zwei seiner Abgeordneten, welche damals in Wien (?) waren, dass er ihnen
jenen Harnisch sende, welchen Meister Lorenz gefertigt und um welchen der Kaiser und Herr Sig-
mund Prueschenk schriftlich ersucht hätten. Falls sie der Ueberbringer desselben nicht mehr in Wien
antreffen sollte, sei er beauftragt, denselben an Herrn Prueschenk selbst abzuliefern, wobei er be-
deuten solle, dass der Rath dem Plattner für Zurichtung des Harnisches 3o Gulden rh. zu entrichten
befohlen habe.-*

Wem dieser Harnisch eigentlich gehörte, erfahren wir aus dem Baumeisterbuche unter dem
3o. Jänner 1490, in welchem es heisst: »Item 3o fl. recepit maister Lorenz vonwegen des Prueschenken
harnasch, den er gebessert und ain rat zu bezalen geschafft hat, nachdem er kaiserlicher hofmarschall
und camerer ist«5 (sie!).

Nach dem plötzlichen Tode des Königs Mathias Corvinus hatte Kaiser Friedrich III. einen
grossen Bedarf an Harnischzeug und auch Meister Lorenz arbeitete Tag und Nacht, um seinen Bestel-
lungen entsprechen zu können. Aus einem weiteren Schreiben des Rathes von Augsburg an seine Ge-
sandten vom 6. Juli 1490 ist zu entnehmen, dass der Kaiser in einem eigenen verschlossenen Schreiben den
Rath um schleunigste Zusendung »seines harnasch«, worunter wir wohl einen Sammelbegriff zu ver-
stehen haben, anging. Lorenz hatte den Rath versichert, dass er das Möglichste thun werde, um den-
selben baldigst zu liefern. Ausserdem wünschte der Kaiser Eisenhüte nach einer eingesendeten Zeich-
nung, die aber, wie es scheint, nicht bei Lorenz bestellt wurden, der ja mit Arbeit überhäuft war, und
endlich noch Zelte.6

Im Jahre 1491 verfertigt Lorenz wieder 20 Eisenhüte für Prueschenk, die ihm vom Rathe
mit 50 Gulden bezahlt werden.7

Interessant ist eine Post in den Steuerregistern von 1493, fol. 23; es heisst da: »Maister Laurenz
dut 60 phening; 9 fl. 20 phening; sein mutter ist tod; sein sun dut 60 phening; 2 fl. 41 phening.« Diese
Post zeigt, dass Georg, noch bis 1495 lebend angeführt, um diese Zeit zum Witwer geworden und

1 Das Schreiben im Copialbuche Villa, fol. 50, Nr. 72; Jahrbuch XIII, Reg. 8499.

2 Copialbuch Villa, fol. 25, Nr. 28; Jahrbuch XIII, Reg. 8510. Sigmund Prueschenk Freiherr zu Stettenberg, oberster
Truchsess in Steiermark, Hofmarschall und Kämmerer, war einer der hervorragendsten Räthe des Kaisers.

3 Baumeisterbuch 1485, fol. 26': Samstag vor Judica; Jahrbuch XIII, Reg. 8511. Man sieht, wie der Rath jede Gelegen-
heit ergriff, sich einem so einflussreichen Herrn wie Prueschenk gefällig zu erweisen.

4 Memoribuch, um 1550 geschrieben; Schätze Nr. 127, p. 91; Jahrbuch XIII, Reg. 8518. Der Rath irrte hier, wenn
er seine Gesandten in Wien weilend vermuthete. Der Kaiser war damals schon lange in Linz und in Wien residirte der unga-
rische König Mathias Corvinus bis 5. April 1490, seinem Todestage.

5 Baumeisterbuch 1490, fol. 34; Jahrbuch XIII, Reg. 8519.

6 Copialbuch IX, fol. 65—66', Nr. 128; Jahrbuch XIII, Reg. 8523.

7 Baumeisterbuch 1491, 19. März, fol. 37'; Jahrbuch XIII, Reg. 8526.

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