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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 18.1897

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Abhandlungen
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Dörnhöffer, Friedrich: Ein Cyklus von Federzeichnungen mit Darstellungen von Kriegen und Jagden Maximilians I.
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https://doi.org/10.11588/diglit.5779#0008
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Ein Cyklus von Federzeichnungen mit Darstellungen von Kriegen und Jagden .Maximilians 1.

3

A. Die Scheibenzeichnungen.

Die hier in Lichtdrucktafeln vorliegenden, bisher nur theilweise reproducirten1 Federzeichnungen
werden im Münchener Kupferstich - Cabinet aufbewahrt, wohin sie mit dem übrigen Bestände der
Mannheimer Sammlung gelangt sind. Ueber ihre früheren Schicksale ist nichts bekannt.

Es sind achtzehn, durch den nahezu gleichen2 Durchmesser als zusammengehörig charakte-
risirte Scheiben auf gelblichem Papier. Bei vierzehn dieser Blätter, deren Gegenstände Schlachten
sind, ist am oberen Rande ein 3 Cm. breiter Streifen, ungefähr ein Drittel der ganzen Peripherie
berührend, aufgeklebt, welcher Aufschriften in gothischer Zierschrift enthält. Diese Streifen sammt
Ueberschriften sind alt und den Zeichnungen wohl gleichzeitig.3 Die vierzehn Schlachtendarstellungen
sind mit tiefschwarzer Tinte und spitziger Feder gezeichnet. Die vier übrigen Scheiben mit Jagddar-
stellungen entbehren der Ueberschriften. Sie sind mit breiteren Strichen in brauner Farbe gezeichnet
und zeigen Ansätze zur Colorirung, d. h. es sind einzelne Umrisslinien und Schraffen in gelber
Farbe nachgezogen (z. B. die Gesichter der Jäger, ihre Kappen, die Falken und Reiher u. s. w.), was
den Eindruck des Unfertigen, Zufälligen, Probirenden macht. Auf dem Blatte mit der Eberjagd
sind die Contouren an verschiedenen Stellen mit breiteren schwarzen Strichen nachgezogen, so dass
man beide Linien neben- und übereinander sieht. Die nachfahrende, von der ursprünglichen merklich
verschiedene Hand verfährt ziemlich ungeschickt und derb.

Dass der Cyklus, wie er hier vorliegt, nicht vollständig ist, ergibt sich ohne Weiteres aus den
Ueberschriften der Scheiben selbst; denn »der erst Geldrisch Krieg« weist natürlich auf einen zweiten
Geldrischen Krieg hin, welcher fehlt. Diesen zweiten, in den anderen cyklischen Darstellungen Maxi-
milianeischer Kriege als »langjährig« bezeichneten Krieg müssen wir zwischen die Darstellung des
Kufsteiner und des Venezianischen Krieges (Taf. XIII und XIV) einschalten. Doch auch so ist die
Reihe noch nicht ganz geschlossen; bei der engen sachlichen Beziehung zu den übrigen Kriegscyklen
und namentlich zum Triumphzug, auf die später näher einzugehen sein wird, ist es erlaubt, noch eine
weitere Ergänzung aus jenen anderen Serien vorzunehmen. Zwischen dem ersten und zweiten flämi-
schen Kriege nämlich ist ein Blatt mit dem »Lütticher Krieg« als verloren zu vermuthen. Da keine
Veranlassung vorliegt, die Reihe der Jagden zu erweitern, so kommen wir somit auf einen Cyklus
von ehemals 20 Blättern.4

1 Bei Hirth, Culturgeschichtliches Bilderbuch, finden sich folgende Blätter: Taf. V, X, XIV, XV, XVI, XVII, XVIII.
W.Schmidt hat in den »Handzeichnungen alter Meister«, Lief. Ml, Nr. 124, das Kufsteiner Blatt (Taf. XIII) publicirt. Das
gleiche Blatt hat Strixner lithographirt.

2 Die Maasse schwanken zwischen 24-9 und 25-4 Cm. Durchmesser. Die Mehrzahl der Scheiben aber hat genau 25 Cm.

3 Um dem Räume für die Bilder selbst nicht allzuviel abzubrechen, wurde der Ueberschriftstrcifen nur auf der
Taf. I mit reproducirt.

4 In Leipzig befinden sich zwei Blätter, auf welche, als zu unserem Cyklus gehörig, mich Dr. Muther aufmerksam
gemacht hat. Sie bilden jedoch keine Bereicherung des Cyklus, sind vielmehr nur Wiederholungen zweier Münchener Zeich-
nungen. 1. »Der Venezianische Krieg« im Besitze des Herrn Dr. Lampe-Vischer völlig gleich mit Taf. XIV. Nicht nur der
Durchmesser des Blattes ist der gleiche, auch die Maasse der einzelnen Figuren, ja die Entfernungen willkürlich gewählter
Punkte stimmen so durchgehends bis auf Strichbreite überein, dass man auf eine Uebertragung mittelst Pause schliessen
muss. Wäre es eine Nachzeichnung aus freier Hand, so müsste sie von einem immerhin geschickten Zeichner herrühren.
Dass der Verfertiger das aber nicht war sonder» ein unverständiger Arbeiter, zeigen eine Reihe von Auslassungen kleiner
aber für die Form wichtiger Strichelchen. Damit ist auch die Annahme ausgeschlossen, dass der Zeichner der Originale diese
Wiederholungen hergestellt hat. Sicher würde er sich auch nicht so sclavisch an das Vorbild gehalten haben und hätte
die Zeichnung, vielleicht unwillkürlich, da und dort mit einem kleinen Zuge bereichert. Der Ductus der Hand ist im
Leipziger Blatt viel unsicherer und hat nichts von der feinen Lebendigkeit der Originale. Namentlich bei der — nicht
strichweise gepausten — Schraffirung unterlaufen dem Copisten mancherlei Missverständnisse, wo er durch die Richtung
seiner Strichlagen beweist, dass er sich über die Form nicht klar ist. So steht natürlich der Gesammteindruck dem der
Originale beträchtlich nach. Dazu kommt, dass — wie es scheint, später und von anderer Hand — ein Theil der Zeich-
nung mit dicken Strichen überfahren wurde. Auf der Rückseite findet sich in grossen flüchtigen Bleistiftzügen, die aus
der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts herrühren, die Aufschrift: »Khay. Maximilian Venedig krieg.« Am oberen Rande
das Gleiche und beigefügt: »vom Amberger« (wahrscheinlich XVII. Jahrhundert). Unten eine Sammlermarke: zwei ovale

Aeussere
Beschreibung.

Unvollständig-
keit des Cyklus.
 
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