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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 18.1897

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Abhandlungen
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Dörnhöffer, Friedrich: Ein Cyklus von Federzeichnungen mit Darstellungen von Kriegen und Jagden Maximilians I.
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https://doi.org/10.11588/diglit.5779#0078
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Ein Cyklus von Federzeichnungen mit Darstellungen von Kriegen und Jagden Maximilians I.

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»Du kunig von Osterreich, mitt dein erblanden, zu dem haus Osterreich gehorund,
»solst dich ewiklich freien des grossen lust der waidmanschaft, so du für all kunig und
»fursten hast zu deim gesund- und ergetzlichait, auch zu trost deiner undersassen, das du
»inne bekant magst werden, auch der arm als der reich, der reich als der arm jeglichen
»an solchem waidbereich iren Zugang mögen haben, sich irer not zu beklagen und an-
»bringen, du in auch solichs wenden magst mit lust, die armen in der ergetzlichait der
»waidmanschaft magst dannen richten, darzu du allzeit deinen secretari und etlich dein ret
»mit dir an solich waidmannschaft solst nemen, domit du den gemain man, so dich also
»besuechen und zu dir komen, magst abzufertigen, das du dann pas am waidberich dan in
»heisern thuen magst; domit du auch kain zeit verlierst, so solstu also nimer rue haben,
»allain wan die falken fliegen oder die hund jagen.«
Der Jagd ist eine lange Reihe der Abenteuer des »Theuerdank« gewidmet, wo wir »Fürsichtig«
und »Unfallo« den Recken zu allerlei waghalsigen, kaum zu bestehenden Unternehmungen verlocken
sehen. Der »Weisskunig« zeigt uns in der Jugendgeschichte des Prinzen auch, wie er in den verschie-
denen Jagdarten Meister wird, und im »Triumphzuge« schreiten die Jäger, in fünf Gruppen nach den
zu erjagenden Thieren getheilt, voran. So fehlt es nicht an authentischem Bildermaterial zur Erläu-
terung der vorliegenden Jagdscenen. Am besten aber wird uns dabei des Kaisers »geheimes Jagdbuch«
behilflich sein.

Die Landschaften, in welchen diese Jagden stattfinden, geographisch zu fixiren, mit wirklichen
Gegenden zu identificiren, kann ich nicht einmal versuchen. Vielleicht aber könnte eine solche Identi-
fication einmal möglich werden. Jedenfalls war dem Zeichner das Gebirge nicht fremd.1 Für die
Landschaft der Reiherbeize (Taf. XVIII) aber dürfen wir das Local mit einiger Bestimmtheit im Westen
von Augsburg suchen, wo sich nach der ausführlichen Beschreibung des »Jagdbuches«2 ein weiter
Kranz ergiebiger Jagdgründe von Schloss Wellenburg westlich bis Krumbach und Babenhausen, dann
südlich gegen den Lech bis Kaufbeuren hinzog. Da gab es mannigfache Gewässer, Flüsschen, Teiche,
Seen, wo der Reiher und die Wildente hausten. Bei Mindelheim, sagt das »Jagdbuch«, »hastu ein
schon reier genist und vil antvogel und daselbst hastu ain schone lustige behausung, als wol als zu
Pfaffenhofen.« Weiher und schilfreiche Bäche gab es weiterhin zu Angelberg, Bobingen, Eureshofen,
Zell und Kaufbeuren. An einem und dem anderen Orte wird auch der fürstlichen Behausung Erwäh-
nung gethan, die des Jägers dort wartete. Wie unsere Zeichnung erkennen lässt, war eine solche Reiher-
und Entenjagd ein Fest, zu dem mancherlei Zuschauer zusammenströmten. Könnte nicht einmal auch
unser Maler hinausgelockt worden sein und uns in seinem lebendigen Bildchen ein Porträt des Vor-
ganges, der Landschaft mit einem jener Jagdschlösschen, gegeben haben?

Der höchst charakteristische Zug an Maximilian, sich von Allem, was er berührte, reflectirend
Rechenschaft zu geben, drückt sich auch in den Bemerkungen aus, die das »geheime .Tagdbuch« über die
zweckmässigste Jagdausrüstung macht. Und auch hier drängte es ihn, seine vielfach neue Theorie3
in die Praxis zu übersetzen, die noch lange nach seinem Tode unter seinem Einflüsse stand.4

Als Kleidung verlangt das »Jagdbuch« einen Wamms, jedoch ohne bauschige Aermel, darunter den
Leibrock mit abgeschnittenen Aermeln, weit genug, mit kurzem, nur über die Weichen reichendem
Schooss; ein graues Hütlein mit umgeschlagener Krempe, Schuhe mit Bändern versehen. Genau so
sehen wir Maximilian auf Taf. XVII gegen den Bären losgehen. Ein im »Jagdbuch« nicht angegebenes
Stück: der Kragen mit der Kapuze, findet sich ebenso auf allen den zahlreichen Abbildungen im

1 Man bemerke auf Taf. XV in der Ferne die Bauernhäuser mit den ganz stumpfwinkeligen Dächern, genau wie
heute im Gebirge.

2 Karajan, a. a. O., p. 26 ff.

J Vgl. latein. Autobiographie, Jahrbuch VI, p. 426: His juvenis princeps non solum de his artibus (sc. venationibus)
contentus fuit, sed eas proprio ingenio exaltare voluit.

4 Böheim: »Ueber einige Jagdwaffen und Jagdgeräth«, Jahrbuch II, p. 129.
 
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