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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 18.1897

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Abhandlungen
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Ilg, Albert: Ein Schreiben Heinrich Friedrich Füger's
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https://doi.org/10.11588/diglit.5779#0082
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Ein Schreiben Heinrich Friedrich Füger's.

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(Geb. ii. Mai 1738 in Heiligenstadt im Eichsfeld, seit 1763 in Wien, Mitglied der Studien-Hofcommission,
dann Leiter des gesammten Schul-, Studien- und Stiftungswesens der Monarchie, Rath der Akademie
der bildenden Künste, gest. 3o. October 1809.) Durch seinen grossen Einfluss bei Kaunitz gelang es
Birckenstock, die Aufmerksamkeit der Kaiserin auf das jugendliche Talent zu lenken, und so wurde
Füger als kaiserlicher Pensionär nach Rom geschickt. Während seines von 1774 bis 1776 dauernden
ersten Wiener Aufenthaltes soll er, nach Lützow, mit der Akademie in keiner Weise etwas zu thun
gehabt haben; dem widerspricht aber direct die alte Angabe Weinkopfs, der ihn (p. 72) bestimmt einen
Schüler der Anstalt nennt. Neben Maurer, Zauner und dem Architekten Nigelli war er als »Auswär-
tiger« mit dieser »seltenen Gnad« besonders ausgezeichnet worden. Im Herbste 1776 reiste der Pen-
sionär von Wien nach dem Süden, um nach fünfjährigen Studien und Arbeiten zu Rom und Neapel
zurückzukehren, nachdem er unter Anderem für die Königin Karoline in dem neuen Palaste zu Caserta
acht grosse allegorische Wandgemälde a tempera in der Bibliothek hergestellt hatte. Im Jahre 1783
wurde er Vicedirector, dann Director der Wiener Akademie, später Director der kais. Bildergalerie,
Hof- und Kammermaler und starb in Wien am 5. November 1818.1

Nachdem sich ein so interessantes Schreiben des damals eben seit Kurzem, etwa drei Vierteljahre
in Rom weilenden, 26jährigen Malers unvermuthet vorgefunden hatte, schien es wohl gerechtfertigt,
dasselbe an diesem Orte abzudrucken; denn eine Fülle von Momenten bringt Füger mit dem kaiser-
lichen Hofe und dessen Kunstpflege, mit dem österreichischen Staatsdienste, Kunstleben, gesellschaft-
lichem Wesen etc. in die engste Berührung. Schon in Leipzig war er an der kurfürstlichen Kunst-
akademie Schüler Friedrich Oeser's gewesen, des Pressburgers und einstigen Schülers unseres grossen
Georg Raphael Donner, welcher zugleich zu Winckelmann und dem jungen Goethe in so nahen Be-
ziehungen stand.2 Als Füger damals in Dresden ein Miniaturbild ausgestellt hatte, erwarb ihm diese
Leistung die Aufmerksamkeit des englischen Gesandten Murray Keith, der ihn dann auf zwei Jahre in
jener Stadt festhielt. In Wien aber traf Füger den Gönner 1774 wieder und Keith war es, welcher
seine Bekanntschaft mit Birckenstock einleitete, sich auch bei dem Fürsten Kaunitz und der Kaiserin
für ihn verwendete. Ein Verzeichniss der zahlreichen Bildnisse, welche Füger für die allerhöchste
Familie fertigte, würde hier zu weit führen; seine historischen Werke im kaiserlichen und Staats-
besitze sind ebenfalls bekannt genug.3

An die Spitze dieser Mittheilung stellen wir die Nachbildung eines Selbstporträtes von Füger,
welches in den Jahren seines italienischen Aufenthaltes entstanden ist und uns den interessanten jungen
Mann gar erfreulich vorführt. Dasselbe gehört der Gemäldegalerie der k. k. Akademie der bildenden
Künste in Wien (Katalog der Galerie, Wien 1889, Nr. 1054). Das Original ist eine Miniatur auf Elfen-
bein, 9 Cm. hoch, 7 Cm. breit. Es gelangte als Schenkung des gleichnamigen Sohnes des Künstlers,
Heinrich Füger, in den gegenwärtigen Besitz. Auf der historischen Ausstellung der Akademie 1877 war
es unter Nr. 1889 ausgestellt.

Das Original des hier veröffentlichten Schreibens gehört der Bibliothek der Stadt Wien und
wurde dem Verfasser durch deren Director Herrn Dr. Karl Glossy freundlichst zur Verfügung gestellt.

(1. Seite.) »Mein Theuerster Herr Hof Rath!

»Dieß ist schon das drittemal, daß ich anfange, an Sie zu schreiben und nie kan ich
»meinen Brief zu Ende bringen, weil ich mir jedesmal vornehme, Ihnen recht viel zu

1 Füessly, Künstlerlexikon, p. 258. — Ebenda, Nachtrag II, p. 397. — Nagler, Künstlerlexikon IV, p. 519. — Wurz-
bach V, p. 1. — Oesterr. National-Encyklopaedie II, p. 244. — Weinkopf, Beschreibung der Akademie der bildenden Künste,
Ausgabe 1875, p. 66, 71, 72. — Lützow, Geschichte der Akademie (theilweise unrichtig), p. 58 ff. — H. R. Füessly, Annalen
der bildenden Künste für die österr. Staaten I, p. 67 ff. — Meusel, Teutsches Künstlerlexikon, p. 37. — Goethe, Winckel-
mann und sein Jahrhundert, p. 171.

2 Ilg, Georg Raphael Donner, Gedenkschrift zum 200. Jahrestage der Geburt etc., 1893, p. 17 ff.

3 Man sehe z. B. Katalog der histor. Ausstellung der Akademie 1877, Nr. 1880 —1882. — Katalog der histor. Porträt-
ausstellung im Künstlerhause 1880, Nr. 121, 124, 125, 386, 495, 555. — Katalog der kais. Gemäldegalerie, moderne Schulen,
1892, Nr. 2.

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