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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 18.1897

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Abhandlungen
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Schlosser, Julius von: Die ältesten Medaillen und die Antike
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https://doi.org/10.11588/diglit.5779#0129
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Die ältesten Medaillen und die Antike.

IOI

der Augen, ist gänzlich un-
antik und erinnert vielmehr
an die Kunstweise der Pisa-
ner.1 Trotzdem hat man Fa-
briczy's Ausführungen ver-
worfen; schon Hettner hat
in seinen »Italienischen Stu-
dien« die Büsten mit unbe-
greiflicher Verkennung der
Sachlage für spätrömische (!)
Arbeiten erklärt, wohl seiner
pisanischen Theorie zuliebe,
und ihm haben die Bearbeiter
von Burckhard's »Cicerone«
nachgebetet; wie sich Frey,2
der mit richtigem Blick das
Moderne an diesen Büsten
erkennt, sie aber für Ueber-
arbeitungen antiker Sculp-

Fig. 23.

Fig. 26. Fig. 27.

Fig. 25_27. Büsten der Donna Capua und der beiden Richter vom Brückenthor in Capua.

(Nach Salazaro.)

turen (um sie den Porträten der dargestellten Personen zu nähern!) ausgibt, diese Procedur (z. B. im
Gewand!) vorstellt, vermag ich nicht zu begreifen.

1 Abbildungen in Photographie bei Salazaro, Studj sui monumenti deil' Italia meridionale II.

2 In einem sehr interessanten Aufsatze der »Deutschen Rundschau« von 1891, S. 271 (Ursprung und Entwicklung
Staurischer Kunst in Süditalien).

C. v. Fabriczy hat nun
schon 1879 in seiner treff-
lichen Abhandlung gezeigt,
dass diese drei Büsten unmög-
lich antiken Ursprunges sein
können, dass sie vielmehr
Nachahmungen antiker Wer-
ke sind, in technisch vortreff-
licher Ausführung. Der Kopf
der Capua ist offenbar nach
einer Junobüste gearbeitet,
während die beiden männ-
lichen Büsten unverkennbar
von griechischen Philoso-
phenporträten abhängig sind.
Das in einenKnotengeschlun-
gene Gewand, die Behand-
lung der Details, namentlich
die Bildung der Lippen und
 
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