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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 18.1897

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Ilg, Albert: Mathias Steinle
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https://doi.org/10.11588/diglit.5779#0160
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Mathias Steinle.

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unbekannten Urkunden des Haus-
archives zusammengestellt, welchen
Auseinandersetzungen ich im Tat-
sächlichen hier wohl auch folgen
kann; doch muss ich vom kunstge-
schichtlichen Standpunkt einige Be-
richtigungen einfügen.1 Wir lassen
die Geschichte der älteren Perioden
hier beiseite und beginnen mit dem
Plane des Abtes Melchior von Zaun-
egg, der von 1706 bis 1747 regierte,
dahingehend, die Westseite derStifts-
kirche mit einer neuen Facade
sammt in der Mitte derselben auf-
ragendem Thurme zu schmücken.
Aus den Kammeramtsrechnungen
und sonstigen Stiftsarchivalien geht
nun Folgendes hervor:

Rössler sagt, der »Bau- und
Maurermeister« Joseph Mungenast
aus Sanct Pölten sei »der geniale
Erbauer« des Thurmes gewesen.
Von 1722 bis in die Mitte der Dreis-
sigerjahre hatte er vom Stift eine
jährliche Besoldung von nur 150 fl.;
folglich, schliesst der Verfasser wei-
ter, kann er nur die Oberleitung
des Baues gehabt haben, welchen
eigentlich der Zwettler Maurermei-
ster Mathias Atzmillner ausführte.
Das ist eine irrige Argumentation.
Die obersten Leiter von künstleri-
schen Unternehmungen haben na-
turgemäss von jeher auch die höch-
sten Honorare bezogen, so dass man
aus geringer Bezahlung nie auf die
höchste Ingerenz schliessen kann.
Die Sache steht denn auch, wie wir
sehen werden, ganz anders. Der
geistige Urheber des schönen Fronti-
spices, der »geniale«, war nicht
Mungenast sondern Steinle. Mun-

1 Stephan Rössler, Die Stiftskirche
und der Kirchthurm in Zwettl, Berichte und
Mittheilungen des Wiener Alterthumsver-
eines 1889, p. 115ff., und dazu: Beiträge zur
vorhergehenden Abhandlung von Ilg, ebenda
p. 122 ff. — Ferner: Das Stift Zwettl, seine
Geschichte und seine Denkwürdigkeiten, be-
schrieben von Stephan Rössler, Zwettl i8o3.

XVIII.

Fig. 3. Mathias Steinle's Entwurf zur Facade der Stiftskirche in Zwettl.
(Nach der Originalkupfcrplatte.)

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