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Dr. Friedrich Kenner.
Unser Bild fällt nach dem viel kleineren Massstabe und der Art der Aufschrift ganz aus der Reihe
der anderen Mediceer Bildnisse heraus und ist direct nach einem alten, heute, wie es scheint, verscholle-
nen Original gemalt, welches nach dem Alter des Dargestellten von etwa 35 Jahren in der Zeit zwischen
1495 und 1498 in Florenz entstanden sein wird. In der Reihe der Zinntäfelchen, welche die hier in
Rede stehende Nebenlinie ganz ausschloss, befand sich das Original nicht, da sie nur die directe De-
scendenz des Pierfrancesco I. enthielt; aus dem gleichen Grunde fehlt es in der Mediceer Galerie. Die
Vorlage scheint aus einer älteren Sammlung berühmter Männer zu stammen, auf die weiter unten bei
Erläuterung der Bildnisse italienischer Celebritäten zurückzukommen sein wird. Die Vergleichung mit
den Medaillen versagt in diesem Falle, da die restituirten aus dem XVIII. Jahrhundert augenscheinlich
auf die auch von Allegrini benützte Vorlage zurück-
gehen,1 von den gleichzeitigen hingegen die eine
ihn in seiner Jugend, die andere grössere ihn zwar
älter aber in entgegengesetzter Wendung und unbe-
deckten Hauptes darstellt;2 in beiden Schaustücken
tritt das Kinn beträchtlich zurück, während auf
unserem Bilde das Gegentheil stattfindet. Man
darf daraus schliessen, dass das Original unseres
Bildes schon im XVIII. Jahrhunderte verschollen
war.
Das Bildniss des Pierfrancesco (II.), des
Sohnes des eben genannten Lorenzo Popolano
und Vaters des folgenden Giuliano, fehlt in unserer
Reihe der Florentiner Bildnisse. Es ist in Florenz
vorhanden und wohl auch nach dem schon ge-
nannten Dreikönigsbilde von Filippino Lippi, in
dem auch dieser Mediceer erscheint, copirt.
Ebenso fehlt das Bildniss des Lorenzino,
Sohnes des Pierfrancesco IL, geb. 1514, gest. 1547;
er wurde wohl wegen der Blutthat, die er an Ales-
Nr. 18. sandro beging, aus der Reihe der Mediceer Por-
träts weggelassen. In Florenz (Palazzo Pitti) ist
sein Bildniss allerdings vorhanden; Allegrini (Medici) bildet es selbst ab und gibt die Quelle: »ex im-
periali Augustissimi Caesaris Francisci I palatio« an. Die Weglassung geschah also nicht wegen Mangels
an einem Originale sondern mit Rücksicht auf die Bestimmung unserer Reihe für den Erzherzog, der
in natürlichem Sinne ein Vetter der Gemahlin des Ermordeten war.
Sohn des Pierfrancesco II.
18. Giuliano, Enkel des Lorenzo (Nr. 17),
entfloh nach der Ermordung des Herzogs Alessandro 3 aus Florenz, wo er bis dahin gelebt hatte, schloss sich an
die Verwiesenen an und nahm 1552 an dem Kriege von Siena theil. Ueber Verwendung des Papstes Pius IV. von
1 Vgl. oben S. 142, Note 7. — Die genannten Medaillen auch in der Sammlung des Allerhöchsten Kaiserhauses.
2 Armand II, p. 48, Nr. 2 und 3. Vgl. Heiss, Florentins 1, pl. 19, Nr. 1 und 2.
3 Der Mörder Lorenzinos war Giulianos Bruder, dieser selbst ein Gegner des Ermordeten, weshalb er fürchtete,
der Theilnahme an dem Morde angeklagt zu werden.
Dr. Friedrich Kenner.
Unser Bild fällt nach dem viel kleineren Massstabe und der Art der Aufschrift ganz aus der Reihe
der anderen Mediceer Bildnisse heraus und ist direct nach einem alten, heute, wie es scheint, verscholle-
nen Original gemalt, welches nach dem Alter des Dargestellten von etwa 35 Jahren in der Zeit zwischen
1495 und 1498 in Florenz entstanden sein wird. In der Reihe der Zinntäfelchen, welche die hier in
Rede stehende Nebenlinie ganz ausschloss, befand sich das Original nicht, da sie nur die directe De-
scendenz des Pierfrancesco I. enthielt; aus dem gleichen Grunde fehlt es in der Mediceer Galerie. Die
Vorlage scheint aus einer älteren Sammlung berühmter Männer zu stammen, auf die weiter unten bei
Erläuterung der Bildnisse italienischer Celebritäten zurückzukommen sein wird. Die Vergleichung mit
den Medaillen versagt in diesem Falle, da die restituirten aus dem XVIII. Jahrhundert augenscheinlich
auf die auch von Allegrini benützte Vorlage zurück-
gehen,1 von den gleichzeitigen hingegen die eine
ihn in seiner Jugend, die andere grössere ihn zwar
älter aber in entgegengesetzter Wendung und unbe-
deckten Hauptes darstellt;2 in beiden Schaustücken
tritt das Kinn beträchtlich zurück, während auf
unserem Bilde das Gegentheil stattfindet. Man
darf daraus schliessen, dass das Original unseres
Bildes schon im XVIII. Jahrhunderte verschollen
war.
Das Bildniss des Pierfrancesco (II.), des
Sohnes des eben genannten Lorenzo Popolano
und Vaters des folgenden Giuliano, fehlt in unserer
Reihe der Florentiner Bildnisse. Es ist in Florenz
vorhanden und wohl auch nach dem schon ge-
nannten Dreikönigsbilde von Filippino Lippi, in
dem auch dieser Mediceer erscheint, copirt.
Ebenso fehlt das Bildniss des Lorenzino,
Sohnes des Pierfrancesco IL, geb. 1514, gest. 1547;
er wurde wohl wegen der Blutthat, die er an Ales-
Nr. 18. sandro beging, aus der Reihe der Mediceer Por-
träts weggelassen. In Florenz (Palazzo Pitti) ist
sein Bildniss allerdings vorhanden; Allegrini (Medici) bildet es selbst ab und gibt die Quelle: »ex im-
periali Augustissimi Caesaris Francisci I palatio« an. Die Weglassung geschah also nicht wegen Mangels
an einem Originale sondern mit Rücksicht auf die Bestimmung unserer Reihe für den Erzherzog, der
in natürlichem Sinne ein Vetter der Gemahlin des Ermordeten war.
Sohn des Pierfrancesco II.
18. Giuliano, Enkel des Lorenzo (Nr. 17),
entfloh nach der Ermordung des Herzogs Alessandro 3 aus Florenz, wo er bis dahin gelebt hatte, schloss sich an
die Verwiesenen an und nahm 1552 an dem Kriege von Siena theil. Ueber Verwendung des Papstes Pius IV. von
1 Vgl. oben S. 142, Note 7. — Die genannten Medaillen auch in der Sammlung des Allerhöchsten Kaiserhauses.
2 Armand II, p. 48, Nr. 2 und 3. Vgl. Heiss, Florentins 1, pl. 19, Nr. 1 und 2.
3 Der Mörder Lorenzinos war Giulianos Bruder, dieser selbst ein Gegner des Ermordeten, weshalb er fürchtete,
der Theilnahme an dem Morde angeklagt zu werden.