Dr. Friedrich Kenner.
Reiterstandbild aus Bronze kam bekanntlich im Laufe der Zeit nicht zu Stande und begnügte man sich
schliesslich, jenes Fresco dem Andenken des berühmten Mannes zu widmen. In demselben erscheint
der Feldherr von der rechten Seite aufgenommen; so gibt ihn auch Giovio. Die entgegengesetzte
Wendung unserer Darstellung und jener bei Capriolo und Totti scheint anzudeuten, dass sie nach alten
Kupferstichen gemalt wurden.
46. Baglion i Astore,
aus dem alten und berühmten Geschlechte von Perugia abstammend, geboren 1529 als Sohn des Gentile Ba-
glioni1 und der Giulia Vitelli, that sich schon in früher Jugend unter Ottavio Farnese im Türkenkriege bei Ofen
hervor, so dass er auf Betreiben des Cardinais Gian-
angelo Medici und des Papstes von Cosimo I. in den
Besitz der im Gebiete von Perugia gelegenen Güter
seiner Familie, welche seinen Voreltern entzogen wor-
den waren, wieder eingesetzt wurde. Auch in Deutsch-
land kämpfte er mit Auszeichnung, war 1546 Gouver-
neur von Rom, trat dann in venezianische Dienste, in
welchen er die drei Städte: Bergamo, Padua und Verona,
verwaltete, und wurde schliesslich 1570 als Feldherr der
Republik nach Cypern gesendet, um die Insel gegen
Selim II. zu behaupten. Nach einer heldenmüthigen
Vertheidigung von Famagosta, bei welcher er 26 Stürme
des Mustapha Pascha abschlug, ergab sich die Besatzung
gegen seinen Willen am 15. August 1571. Als sie im
Widerspruche mit den Bestimmungen der Capitulation
niedergemetzelt wurde und Baglioni dem Pascha dar-
über Vorwürfe machte, liess dieser ihn enthaupten
(1571). Astore wird auch als Dichter gerühmt; doch
sind nur zwei Sonette von ihm erhalten geblieben. Er
war mit Ginevra Salviati vermählt.
Aufschrift in gelber Oelfarbe: ASTOR BAGLIO-
NIVS. Brustbild links, fast von vorne, Augen,
Brauen, Haupthaar und Vollbart braun, beide
letztere kurz, derbe Züge, die Backenknochen
stark betont, der untere Theil der kurzen Nase und
der Mund breit; in lichtem, mit gelben Streifen
reich geziertem Harnisch, der breite Halskragen
über den Halsberg geschlagen, um den Hals eine
Collane, welche der des Vliessordens ähnlich ist.2
Grund braun. Auf Pappe aufgezogen. — Katalog
Nr. 726.
Schrenk, Taf. 119 (im Gegensinne). — Köhler, Neue Ausgabe der Ombrassische Helden-Rüst-
Kammer, Deutsch v. Noyse von Campenhouten, Nürnberg 1735, S. 432, Taf. 121 (im Gegensinne).
Die sorgfältig ausgeführte Copie gibt den Dargestellten beiläufig im 35. Lebensjahre, d. i. um das
Jahr 1564. Damals lebte er als Governatore in Verona. Nun malte Orlando Fiacco in Verona, ein
Schüler des Moro (Francesco Torbido), nach Anderen des Badile, Bildnisse zahlreicher veronesischer
Persönlichkeiten, unter ihnen auch den damaligen Gouverneur Astore Baglioni und seine Gemahlin,
ersteren »armato d'arme bianche e belissimo«, wie Vasari sagt.3 Die lichte, blanke Rüstung finden wir
auch in unserem Bilde; alle übrigen Umstände der Zeit und des Ortes stimmen mit den Angaben Va-
sari's überein. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass unser Bild eine Copie nach jenem Porträte ist.
1 Derselbe legte nach dem Tode seiner Brüder, da das Geschlecht am Aussterben war, mit päpstlicher Dispens das
Bisthum Orvieto nieder und trat in den weltlichen Stand zurück.
2 Die Zwischen- und das Schlussglied sind von der Kette des Vlicssordcns verschieden. Auch ist in den Ver-
zeichnissen der Ordensritter Baglioni weder vor noch nach 1559 erwähnt.
3 Vasari-Milanesi V, p. 299.
Reiterstandbild aus Bronze kam bekanntlich im Laufe der Zeit nicht zu Stande und begnügte man sich
schliesslich, jenes Fresco dem Andenken des berühmten Mannes zu widmen. In demselben erscheint
der Feldherr von der rechten Seite aufgenommen; so gibt ihn auch Giovio. Die entgegengesetzte
Wendung unserer Darstellung und jener bei Capriolo und Totti scheint anzudeuten, dass sie nach alten
Kupferstichen gemalt wurden.
46. Baglion i Astore,
aus dem alten und berühmten Geschlechte von Perugia abstammend, geboren 1529 als Sohn des Gentile Ba-
glioni1 und der Giulia Vitelli, that sich schon in früher Jugend unter Ottavio Farnese im Türkenkriege bei Ofen
hervor, so dass er auf Betreiben des Cardinais Gian-
angelo Medici und des Papstes von Cosimo I. in den
Besitz der im Gebiete von Perugia gelegenen Güter
seiner Familie, welche seinen Voreltern entzogen wor-
den waren, wieder eingesetzt wurde. Auch in Deutsch-
land kämpfte er mit Auszeichnung, war 1546 Gouver-
neur von Rom, trat dann in venezianische Dienste, in
welchen er die drei Städte: Bergamo, Padua und Verona,
verwaltete, und wurde schliesslich 1570 als Feldherr der
Republik nach Cypern gesendet, um die Insel gegen
Selim II. zu behaupten. Nach einer heldenmüthigen
Vertheidigung von Famagosta, bei welcher er 26 Stürme
des Mustapha Pascha abschlug, ergab sich die Besatzung
gegen seinen Willen am 15. August 1571. Als sie im
Widerspruche mit den Bestimmungen der Capitulation
niedergemetzelt wurde und Baglioni dem Pascha dar-
über Vorwürfe machte, liess dieser ihn enthaupten
(1571). Astore wird auch als Dichter gerühmt; doch
sind nur zwei Sonette von ihm erhalten geblieben. Er
war mit Ginevra Salviati vermählt.
Aufschrift in gelber Oelfarbe: ASTOR BAGLIO-
NIVS. Brustbild links, fast von vorne, Augen,
Brauen, Haupthaar und Vollbart braun, beide
letztere kurz, derbe Züge, die Backenknochen
stark betont, der untere Theil der kurzen Nase und
der Mund breit; in lichtem, mit gelben Streifen
reich geziertem Harnisch, der breite Halskragen
über den Halsberg geschlagen, um den Hals eine
Collane, welche der des Vliessordens ähnlich ist.2
Grund braun. Auf Pappe aufgezogen. — Katalog
Nr. 726.
Schrenk, Taf. 119 (im Gegensinne). — Köhler, Neue Ausgabe der Ombrassische Helden-Rüst-
Kammer, Deutsch v. Noyse von Campenhouten, Nürnberg 1735, S. 432, Taf. 121 (im Gegensinne).
Die sorgfältig ausgeführte Copie gibt den Dargestellten beiläufig im 35. Lebensjahre, d. i. um das
Jahr 1564. Damals lebte er als Governatore in Verona. Nun malte Orlando Fiacco in Verona, ein
Schüler des Moro (Francesco Torbido), nach Anderen des Badile, Bildnisse zahlreicher veronesischer
Persönlichkeiten, unter ihnen auch den damaligen Gouverneur Astore Baglioni und seine Gemahlin,
ersteren »armato d'arme bianche e belissimo«, wie Vasari sagt.3 Die lichte, blanke Rüstung finden wir
auch in unserem Bilde; alle übrigen Umstände der Zeit und des Ortes stimmen mit den Angaben Va-
sari's überein. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass unser Bild eine Copie nach jenem Porträte ist.
1 Derselbe legte nach dem Tode seiner Brüder, da das Geschlecht am Aussterben war, mit päpstlicher Dispens das
Bisthum Orvieto nieder und trat in den weltlichen Stand zurück.
2 Die Zwischen- und das Schlussglied sind von der Kette des Vlicssordcns verschieden. Auch ist in den Ver-
zeichnissen der Ordensritter Baglioni weder vor noch nach 1559 erwähnt.
3 Vasari-Milanesi V, p. 299.