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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 18.1897

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Ilg, Albert: Mathias Steinle
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Kenner, Friedrich: Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5779#0228
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Die Porträtsammlung des Erzherzogs Friedrich von Tirol.

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M. Mantua, Taf. i3, im Gegensinne, ohne Jahreszahl aber mit der Bemerkung: Floruit Alexandri
Tartagni temporibus; in der Epitome, p. 43g, ist für seine Blüthezeit das Jahr 1466 angegeben.

Die schöne grosse Medaille von Sperandio zu 104 Mm. Durchmesser, mit der Fama auf der Rück-
seite, stellt Barbazza ganz ähnlich wie unser Bild dar, in der gleichen Wendung, im gleichen Costüme
und mit denselben Gesichtszügen.1 Sie bezeichnet ihn als eques und regis Aragoniae consiliarius, ist
also jedenfalls nach 1466 entstanden, wahrscheinlich um 1472 oder 1474, wie diess auch A. Heiss aus
der Uebereinstimmung in der künstlerischen Behandlung mit datirten Schaustücken des Sperandio ge-
schlossen hat,2 d. h. nur etwa fünf bis sieben
Jahre vor dem Tode des Dargestellten. Diese
Uebereinstimmung von Bild und Medaille
kann nur daraus erklärt werden, dass zwischen
beiden ein enger Zusammenhang besteht, und
zwar wird letztere, da sie nach dem Leben
gearbeitet ist, als das Original des gemalten
Porträtes, das Mantua besass, betrachtet wer-
den müssen. Die Benützung der Medaille als
Vorbild lag, wie schon oben zu Nr. 48 be-
merkt wurde, M. Mantua sehr nahe; insbeson-
dere gilt diess von einer Medaille des Speran-
dio, der sich durch die packende Lebens-
wahrheit seiner Bildnisse einen grossen Ruhm
erwarb. Auch schliesst dieser Vorgang nicht
aus, dass in Bologna gemalte Bildnisse des
Barbazza existirten; diess ist vielmehr wahr-
scheinlich, da es auch in der ersten Hälfte
der Regierung des Giovanni II. Bentivoglio
an Malern in Bologna nicht fehlte und Bar-
bazza jedenfalls zu den Berühmtheiten der
Stadt in jener Zeit gehörte. Ja es scheint,
dass die Farbengebung des Porträtes in der
That einem Gemälde entnommen ist, welches Nr. 51.

den gefeierten Mann nicht als Doctor sondern

als Ritter und königlichen Rath in einer Art von Staatskleid darstellte; wir werden dieselbe fast fürst-
liche Tracht bei einem seiner Zeitgenossen, Jason Mainus (Nr. 99), wiederfinden, dessen Bildniss etwa
20 Jahre später entstanden ist.

51. Bartolus de Alphanis,
Rechtsgelehrter, Sohn des Francesco Severi oder Alfani3 und der Sancta, geboren zu Sassoferrato in Urbino 1314,
hörte, von Petrus von Assisi trefflich vorbereitet, von 1327 oder 1328 an die Vorträge des Cinus (Nr. 73) in
Perugia, dann in Bologna, wo er i334 zum Doctor promovirt wurde; nachdem er einige Jahre in der Einsamkeit
seinen Studien gelebt hatte, wurde er Richter in Todi und Pisa, übernahm i33o, die Kanzel in letzterer Stadt,
1343 jene in Perugia, wo er sich als der erste Rechtslehrer4 seiner Zeit eines grossen Zulaufes von Schülern
erfreute, 1348 das Bürgerrecht der Stadt, 1355 von Kaiser Karl IV., den er als Gesandter von Perugia in Pisa be-
grüsste, die Auszeichnung eines Geschlechtswappens und den Titel eines Rathes nebst Privilegien erhielt. Er
starb im Juli 1357 und wurde in San Francesco zu Perugia beigesetzt, später an eine andere Stelle dieser Kirche

1 Mcdaillensammlung des Allerhöchsten Kaiserhauses. — Armand 1, p. 64, 4. — Abgebildet bei Heraeus, Bildnisse
der regierenden Fürsten u. s. w., Taf. 34, Nr. 6; bei Heiss, Sperandio, pl. 1.

2 Heiss, a. a. O., p. 14; er versetzt sie in das Jahr 1472.

3 Severi soll der ältere, Alfani ein später (1375) angenommener Name der Familie sein.

4 Die Originalität seiner Gedanken und der grosse Einfluss, den er durch seinen Commentar über das gesammte
römische Recht bis in die neuere Zeit auf die Rechtswissenschaft ausübte, verleiht noch heute seinen Schriften eine grosse
Wichtigkeit.

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