Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.
199
Zierliche Goldschrift: IöES< BENTIVOLIVS<. Brustbild rechts, im Profil, unbärtig, mit braunen
Augen, Brauen und Haupthaar, letzteres über die Stirne bis zu den Augen und tief in den Nacken
reichend, hier eingerollt, vorspringende Nase und Unterlippe; auf dem Kopfe einen zinnoberrothen,
hohen Hut mit aufgestellter Krampe, von welcher rothe Bändchen über die Haare herabfallen, das
Kettenhemd am Halse roth vorgestossen, die zwei Theile des Küris (Mailänder Form) über der Achsel
mit einem rothen Bändchen gebunden und so
wie die Achsel mit gelben Knöpfchen geziert.
Grund schwarz. — Copist F. — Katalog Nr. 703.
Florenz 192. — Bei Jovius II, 170 sq. fehlt
das Bild. ■— Bei Aliprando Capriolo, Nr. 82, und
Totti, p. 158, gleich.
In dem neuen Palaste der Bentivogli zu
Bologna führte Francia, der von Giovanni II. allen
anderen Malern vorgezogene Meister, grosse
Frescogemälde aus, in welchen er seinen Gönner
sicher mehrmals dargestellt hat; diese Bildnisse
sind im Jahre 1507 zu Grunde gegangen, uns also
für immer verloren. Ein anderer, von Giovanni
ebenfalls beschäftigter Meister, Lorenzo Costa,
hat uns zwei Bildnisse seines Herrn hinterlassen,1
welche in Alter, Wendung und Bekleidung so
wenig mit unserem Bilde übereinstimmen, dass
sie nicht zur Vergleiebung herangezogen werden
können. Das Gleiche gilt von den Porträten des
Giovanni und seiner Gemahlin (Gegenstücke im
Profil) in der Sammlung Dreyfuss in Paris.2
Wieder ein anderes Bildniss von Beltraffio, vor-
dem in der Sammlung Ercolani, und ein drittes
von Lorenzo Costa waren schon zu Gozzadini's Nr. 54.
Zeit verschollen.3
Die Merkmale unseres Bildes lassen übrigens seine Zurückführung auf eine gemalte Vorlage
zweifelhaft erscheinen. Sie weisen vielmehr sehr deutlich auf die grosse Medaille von Sperandio
hin, welche dieser um 1492 in Bologna nach dem Leben ausführte; es ist dieselbe, die auf der Rück-
seite den Beherrscher dieser Stadt zu Pferde, hinter ihm den Waffenträger, zeigt.4 Das Brustbild der
Vorderseite hat die gleiche Wendung und die gleichen alternden Gesichtszüge, die einem Manne von
mindestens 50 Lebensjahren entsprechen, endlich dieselbe zweitheilige Rüstung; ja es finden sich auch
die (rothen) Bändchen an dem Hute, das Kettenhemd und das Band, mit welchem die beiden Harnisch-
theile verbunden sind. Diese Uebereinstimmung in den Einzelheiten schliesst jeden Zweifel aus, dass
1 Das eine ist das S. 198, Notes, erwähnte Votivbild in der'Capeila Bentivoglio. Es zeigt Giovanni im Dreiviertel-
profil links und weicht sowohl darin als in dem jüngeren Alter und in der Kleidung von unserem Bilde ab. Das andere
in der Galeria Pitti, ein vorzügliches Werk, dessen Lermolieff an verschiedenen Stellen (v. Lützow's Zeitschrift X [1875],
S. 264, und Galerie Borghese und Doria Panfili [1890], S. 245, N.) und Burckhardt (S. 612 f.) mit grossem Lobe gedenken,
ist abgebildet in Graf Bardi, La Galleria Pitti illustr., Tom. I, ohne Tafelnummer, hier noch als »ignoto« bezeichnet und
im Archivio storico dell'arte I (1888), p. 245; auch in diesem Bilde ist Giovanni jünger, im Dreiviertelprofil links, mit
rothem Hut, in Wamms und Oberkleid dargestellt und von unserem Bilde völlig verschieden.
2 Abgebildet bei Heiss, Sperandio, p. 77.
3 Gozzadini, a.a.O., p. 248. Ueber das letztere mit der später aufgemalten .Inschrift: Laurentius Costa Franciae
diseipulus, vgl. A. Venturi im Archivio storico dell' arte Italiana II (1889), p. 241.
4 Medaillensammlung des Allerhöchsten Kaiserhauses. — Heiss, Sperandio, p. 25, pl. III, Nr. I. — Armand I, p. 73,
Nr. 40.
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Zierliche Goldschrift: IöES< BENTIVOLIVS<. Brustbild rechts, im Profil, unbärtig, mit braunen
Augen, Brauen und Haupthaar, letzteres über die Stirne bis zu den Augen und tief in den Nacken
reichend, hier eingerollt, vorspringende Nase und Unterlippe; auf dem Kopfe einen zinnoberrothen,
hohen Hut mit aufgestellter Krampe, von welcher rothe Bändchen über die Haare herabfallen, das
Kettenhemd am Halse roth vorgestossen, die zwei Theile des Küris (Mailänder Form) über der Achsel
mit einem rothen Bändchen gebunden und so
wie die Achsel mit gelben Knöpfchen geziert.
Grund schwarz. — Copist F. — Katalog Nr. 703.
Florenz 192. — Bei Jovius II, 170 sq. fehlt
das Bild. ■— Bei Aliprando Capriolo, Nr. 82, und
Totti, p. 158, gleich.
In dem neuen Palaste der Bentivogli zu
Bologna führte Francia, der von Giovanni II. allen
anderen Malern vorgezogene Meister, grosse
Frescogemälde aus, in welchen er seinen Gönner
sicher mehrmals dargestellt hat; diese Bildnisse
sind im Jahre 1507 zu Grunde gegangen, uns also
für immer verloren. Ein anderer, von Giovanni
ebenfalls beschäftigter Meister, Lorenzo Costa,
hat uns zwei Bildnisse seines Herrn hinterlassen,1
welche in Alter, Wendung und Bekleidung so
wenig mit unserem Bilde übereinstimmen, dass
sie nicht zur Vergleiebung herangezogen werden
können. Das Gleiche gilt von den Porträten des
Giovanni und seiner Gemahlin (Gegenstücke im
Profil) in der Sammlung Dreyfuss in Paris.2
Wieder ein anderes Bildniss von Beltraffio, vor-
dem in der Sammlung Ercolani, und ein drittes
von Lorenzo Costa waren schon zu Gozzadini's Nr. 54.
Zeit verschollen.3
Die Merkmale unseres Bildes lassen übrigens seine Zurückführung auf eine gemalte Vorlage
zweifelhaft erscheinen. Sie weisen vielmehr sehr deutlich auf die grosse Medaille von Sperandio
hin, welche dieser um 1492 in Bologna nach dem Leben ausführte; es ist dieselbe, die auf der Rück-
seite den Beherrscher dieser Stadt zu Pferde, hinter ihm den Waffenträger, zeigt.4 Das Brustbild der
Vorderseite hat die gleiche Wendung und die gleichen alternden Gesichtszüge, die einem Manne von
mindestens 50 Lebensjahren entsprechen, endlich dieselbe zweitheilige Rüstung; ja es finden sich auch
die (rothen) Bändchen an dem Hute, das Kettenhemd und das Band, mit welchem die beiden Harnisch-
theile verbunden sind. Diese Uebereinstimmung in den Einzelheiten schliesst jeden Zweifel aus, dass
1 Das eine ist das S. 198, Notes, erwähnte Votivbild in der'Capeila Bentivoglio. Es zeigt Giovanni im Dreiviertel-
profil links und weicht sowohl darin als in dem jüngeren Alter und in der Kleidung von unserem Bilde ab. Das andere
in der Galeria Pitti, ein vorzügliches Werk, dessen Lermolieff an verschiedenen Stellen (v. Lützow's Zeitschrift X [1875],
S. 264, und Galerie Borghese und Doria Panfili [1890], S. 245, N.) und Burckhardt (S. 612 f.) mit grossem Lobe gedenken,
ist abgebildet in Graf Bardi, La Galleria Pitti illustr., Tom. I, ohne Tafelnummer, hier noch als »ignoto« bezeichnet und
im Archivio storico dell'arte I (1888), p. 245; auch in diesem Bilde ist Giovanni jünger, im Dreiviertelprofil links, mit
rothem Hut, in Wamms und Oberkleid dargestellt und von unserem Bilde völlig verschieden.
2 Abgebildet bei Heiss, Sperandio, p. 77.
3 Gozzadini, a.a.O., p. 248. Ueber das letztere mit der später aufgemalten .Inschrift: Laurentius Costa Franciae
diseipulus, vgl. A. Venturi im Archivio storico dell' arte Italiana II (1889), p. 241.
4 Medaillensammlung des Allerhöchsten Kaiserhauses. — Heiss, Sperandio, p. 25, pl. III, Nr. I. — Armand I, p. 73,
Nr. 40.