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Dr. Friedrich Kenner.
Ritter sind bekannt; sicher aber ist beglaubigt, dass sein anspruchsvolles Auftreten ihn mit seinem Collegen Tar-
tagni (Nr. 135) entzweite. Vorzüglich den an praktischen Einzelheiten reichen Schriften über die Servitute, die
er verfasste, verdankte er einen weitverbreiteten Ruf. Er starb in Padua im Jahre 1477, nachdem seine Frau
Marta und sein Sohn Hieronymus ihm ebenda im Tode vorausgegangen waren.
Zierliche Goldschrift: Bart? caepolla Brustbild links, fast von vorne, unbärtig, die kleinen,
geistvollen Augen dunkelbraun, Brauen und Haupthaar lichter braun, breite offene Stirne, volle Wangen,
der Mund klein, die Unterlippe vorspringend, das Kinn eckig; auf dem Kopfe eine schwarze Haube,
in schwarzem Kleide mit sehr schmalem weissen Halsstreif. Grund dunkelgrau. — Copist E. —
Katalog Nr. 487.
M. Mantua, Taf. 14 (im Gegensinne), mit
der Jahresangabe MCCCCLXI; darnach bei
Freher, p. 797.
Die Plastik des trefflich gemalten Kopfes
legt die Vermuthung nahe, das Original unseres
Bildes sei nach einer Büste gearbeitet, die nun
allerdings für zu Grunde gegangen oder ver-
schollen zu erachten ist. Ein anderes Bildniss
des Caepolla gibt es nicht.
65. Cagnolus Hieronymus aus Vercelli,
geboren Februar 1491, lehrte lange Zeit in Turin, be-
kleidete hier den Rang eines Senators und Ritters des
Herzogs von Savoyen, wurde 1544 an die Universität
in Padua berufen, wo er, neben M. Mantua Benavidius
wirkend, anfangs wegen seiner Aussprache einen be-
schränkten Kreis von Hörern hatte, der sich aber, wie
sein Ruf, bald vergrösserte. Seine Commentarien in
regulas Juris und in Matutinas lectiones fanden grossen
Beifall in den Fachkreisen. Er starb, allgemein ver-
ehrt, am 1. Februar 1551 und wurde in San Francesco
in Padua beigesetzt; das Grab ist mit seiner Statue
(effigie vera) versehen.1
Grosse Goldschrift: hier• cagnolvs Brust-
bild links, im Dreiviertelprofil, mit grossen
schwarzen Augen, die flachen Brauen grau, das
Nr. 66. spärliche Haupthaar und der Vollbart weiss, hohe
kahle Stirne, langes Gesicht, die gebogene Nase
und die Unterlippe vorspringend, der Kopf etwas nach vorne geneigt; in schwarzem, faltigem Talare,
mit schmaler weisser Halskrause. Grund dunkelgrau. — Copist E. — Katalog Nr. 492.
M. Mantua, Taf. 12 (im Gegensinne), mit der Jahresangabe MDLI. — Aehnlich bei Tommasini,
a. a. O., hier aber etwas mehr von vorne genommen.
Das treffliche, lebenswahre Bild beruht auf einer Naturaufnahme, welche, da Cagnolus nur ein
Alter von sechzig Lebensjahren erreichte und hier schon vorgeneigt und mit weissem Barthaare er-
scheint, nicht lange vor seinem Tode gemalt sein kann; der Meister der Vorlage, wohl ein Künstler
der venezianischen Schule, ist unbekannt.
66. Neri di Capponi,
Sohn des Gino aus seiner zweiten Ehe mit Margherita di Lutozzo, geboren zu Florenz 3. Juli i388, wurde schon
1408 in den Rath der Commune gerufen, leitete hierauf ein Bankhaus seiner Familie in Rom, wurde nach seiner
Rückkehr 1420 Capitano von Volterra, 1421 Podestä von Pistoja und 1422 unter die Prioren aufgenommen. Von
dieser Zeit an trat seine seltene Begabung als Redner, kluger Politiker und als Heerführer in einer Reihe
verdienstlicher Thaten hervor, welche er durch mehr als dreissig Jahre zum Wohle von Florenz vollführte.
1 Pancirolus, De claris legum interpretibus (Ausgabe von Holtmann, Lipsiae 1721), p. 37. — Jac. Phil. Tomasmus,
Illustr. virorum elogia, Patavii i63o, p. 282.
Dr. Friedrich Kenner.
Ritter sind bekannt; sicher aber ist beglaubigt, dass sein anspruchsvolles Auftreten ihn mit seinem Collegen Tar-
tagni (Nr. 135) entzweite. Vorzüglich den an praktischen Einzelheiten reichen Schriften über die Servitute, die
er verfasste, verdankte er einen weitverbreiteten Ruf. Er starb in Padua im Jahre 1477, nachdem seine Frau
Marta und sein Sohn Hieronymus ihm ebenda im Tode vorausgegangen waren.
Zierliche Goldschrift: Bart? caepolla Brustbild links, fast von vorne, unbärtig, die kleinen,
geistvollen Augen dunkelbraun, Brauen und Haupthaar lichter braun, breite offene Stirne, volle Wangen,
der Mund klein, die Unterlippe vorspringend, das Kinn eckig; auf dem Kopfe eine schwarze Haube,
in schwarzem Kleide mit sehr schmalem weissen Halsstreif. Grund dunkelgrau. — Copist E. —
Katalog Nr. 487.
M. Mantua, Taf. 14 (im Gegensinne), mit
der Jahresangabe MCCCCLXI; darnach bei
Freher, p. 797.
Die Plastik des trefflich gemalten Kopfes
legt die Vermuthung nahe, das Original unseres
Bildes sei nach einer Büste gearbeitet, die nun
allerdings für zu Grunde gegangen oder ver-
schollen zu erachten ist. Ein anderes Bildniss
des Caepolla gibt es nicht.
65. Cagnolus Hieronymus aus Vercelli,
geboren Februar 1491, lehrte lange Zeit in Turin, be-
kleidete hier den Rang eines Senators und Ritters des
Herzogs von Savoyen, wurde 1544 an die Universität
in Padua berufen, wo er, neben M. Mantua Benavidius
wirkend, anfangs wegen seiner Aussprache einen be-
schränkten Kreis von Hörern hatte, der sich aber, wie
sein Ruf, bald vergrösserte. Seine Commentarien in
regulas Juris und in Matutinas lectiones fanden grossen
Beifall in den Fachkreisen. Er starb, allgemein ver-
ehrt, am 1. Februar 1551 und wurde in San Francesco
in Padua beigesetzt; das Grab ist mit seiner Statue
(effigie vera) versehen.1
Grosse Goldschrift: hier• cagnolvs Brust-
bild links, im Dreiviertelprofil, mit grossen
schwarzen Augen, die flachen Brauen grau, das
Nr. 66. spärliche Haupthaar und der Vollbart weiss, hohe
kahle Stirne, langes Gesicht, die gebogene Nase
und die Unterlippe vorspringend, der Kopf etwas nach vorne geneigt; in schwarzem, faltigem Talare,
mit schmaler weisser Halskrause. Grund dunkelgrau. — Copist E. — Katalog Nr. 492.
M. Mantua, Taf. 12 (im Gegensinne), mit der Jahresangabe MDLI. — Aehnlich bei Tommasini,
a. a. O., hier aber etwas mehr von vorne genommen.
Das treffliche, lebenswahre Bild beruht auf einer Naturaufnahme, welche, da Cagnolus nur ein
Alter von sechzig Lebensjahren erreichte und hier schon vorgeneigt und mit weissem Barthaare er-
scheint, nicht lange vor seinem Tode gemalt sein kann; der Meister der Vorlage, wohl ein Künstler
der venezianischen Schule, ist unbekannt.
66. Neri di Capponi,
Sohn des Gino aus seiner zweiten Ehe mit Margherita di Lutozzo, geboren zu Florenz 3. Juli i388, wurde schon
1408 in den Rath der Commune gerufen, leitete hierauf ein Bankhaus seiner Familie in Rom, wurde nach seiner
Rückkehr 1420 Capitano von Volterra, 1421 Podestä von Pistoja und 1422 unter die Prioren aufgenommen. Von
dieser Zeit an trat seine seltene Begabung als Redner, kluger Politiker und als Heerführer in einer Reihe
verdienstlicher Thaten hervor, welche er durch mehr als dreissig Jahre zum Wohle von Florenz vollführte.
1 Pancirolus, De claris legum interpretibus (Ausgabe von Holtmann, Lipsiae 1721), p. 37. — Jac. Phil. Tomasmus,
Illustr. virorum elogia, Patavii i63o, p. 282.