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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 18.1897

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Ilg, Albert: Mathias Steinle
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Kenner, Friedrich: Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5779#0269
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236

Dr. Friedrich Kenner.

106. Nogarola Leonardo, Graf,
wird als Kämmerer, Rath und Hauptmann des Kaisers Ferdinand in Triest bezeichnet. Er war mit Ursula Derspi
von Zerdaheli vermählt, von der er drei Söhne hatte: Georg, gleichfalls Hauptmann in Triest, dann Landeshaupt-
mann in Kärnten, als solcher 1609 gestorben, ferner Ferdinand und Hieronymus.1

Aufschrift in gelber Oelfarbe: LONARDO (sie) CONTE DE | NOGARO LA. Brustbild rechts, fast von
vorne, die Augen grau, die Brauen und der kurze Vollbart lichtbraun, das Haupthaar dunkelbraun mit
Grau gemischt, hohe Stirne, breites Gesicht, dieses im unteren Theile sehr kurz, gerade Nase, schmale

Lippen; in Halskrause und schwarzem Rock.
Grund dunkelgrau, ins Lichtere spielend. Auf
Pappe aufgezogen. — Katalog Nr. 741.

Das vorzüglich gemalte Bildniss stammt aus
der Hand des oben, S. i85, Note 1, geschilderten
Malers.

107. Nogarola Ferdinando, Graf, Sohn des
Leonardo,

Edelknabe der Königin Anna, diente vom 18. Jahre an
im kaiserlichen Heere mit Auszeichnung sowohl in Un-
garn gegen die Türken als auch in den Niederlanden
unter Alba, nahm vorübergehend Dienste bei König
Heinrich II. von Frankreich, wurde unter Kaiser Maxi-
milian II. Kämmerer und ging hierauf nach Malta,
Spanien und Portugal. Kaiser Rudolf II. ernannte ihn
1578 zum Obersten in der Gegend jenseits der Theiss
und zum Stellvertreter des Generalobersten Freiherrn
v. Rueber, dessen Nachfolger er 1580 wurde und bis
1588 blieb. Er zog sich hierauf in den Ruhestand zu-
rück, starb in Wien 1590 und wurde in St. Dorothea
beigesetzt. Seit 1584 war er vermählt mit Anna von
Harrach, Tochter der Maria Salome Gräfin zu Hohen-
zollern.2

Aufschrift in gelber Oelfarbe: FERDINAND
COIVES DE NAGA ROL. Brustbild links, fast von
vorne, die grossen Augen, die Brauen, das Haupt-
haar und der kurze Vollbart dunkelbraun, gerade
Nase, volle vorragende Unterlippe; auf dem Kopfe
ein schwarzes, in Falten gezogenes Hütchen mit
einer Reiherfeder an der linken Seite und mit schmaler Krampe, längs dieser mit Kleinodien (rothe
Blümchen mit Goldrändern, eine Perle in der Mitte) geziert, in schwarzem Wammse mit hohem Halse
und schmaler Halskrause, eine goldene Gliederkette fünffach um den Hals geschlungen, an der Brust
eine ovale Goldmedaille mit Porträtkopf und Perle. Grund dunkelbraungrün. — Katalog Nr. 742.

Schrenk, tab. 120, und Köhler, Taf. 122 (verschieden). Khevenhüller scheint den Kupferstich
von Schrenk benützt zu haben; er gibt ihn aber mit blossem Kopfe und in der Rüstung, wenn auch
in gleicher Wendung wie unser Bild.

Die Copie ist lebendig aber roh gemalt, fällt ganz aus der Reihe der Bildnisse, die dem Kreise
der Veroneser Persönlichkeiten angehören, heraus und gestattet keinen Schluss auf den Meister des
Originales.

108. Orsini, Gentil Virginio,
Sohn des Napoleone Orsini, Duca di Bracciano, und der Francesca, Tochter des Orso Orsini von Monterotondo,
anerkannt als der Begründer einer Schule, aus welcher berühmte Capitani späterer Zeit hervorgingen, war als
Heerführer gesucht; zugleich aber stand er als einer der reichsten und mächtigsten Fürsten in Rom bald den
Plänen Frankreichs auf Neapel, bald jenen der Päpste auf Consolidirung ihrer Macht gegenüber den römischen

Nr. 107.

1 Anhang zu den Annalen Khevenhüllcr's, Conterfet Kupferstich etc. H, (Leipzig, Weidmann, 1722), S. 177.

2 L'eber das Jahr der Vermählung siehe Jahrbuch XIII (1892), Regest 9353.
 
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