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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 18.1897

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Ilg, Albert: Mathias Steinle
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Kenner, Friedrich: Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5779#0275
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Dr. Friedrich Kenner.

goldenen Träubchen und Blättern verziert; vom Randstreif gehen zwei ähnliche Streifen aus, die, in
eine Spitze zusammenlaufend, über die Stirne gelegt sind; das ausgeschnittene Kleid weiss mit Gold-
stickerei. Grund schwarz. Auf Pappe aufgezogen.
— Copist H. — Katalog Nr. 517.

München, Fickler, fol. 322i (verschollen).
Sichere Bildnisse von Laura kennt man
nicht;1 es fehlen bisher noch die bündigen Nach-
weise, dass die vermutheten sie auch wirklich dar-
stellen, insbesondere, dass sie auf das Bildniss
zurückgehen, welches Simone Martini für Petrarca,
wie dieser selbst sagt (Sonette 56 und 57), gemalt
hat. Den nächsten Anspruch, wegen des Alters der
Beziehung auf Laura, in Betracht gezogen zu wer-
den, hat das dem ebengenannten Maler zugeschrie-
bene Fresco in Notre Dame des Doms zu Avignon,
welches schon 1472 dem Vater des Pietro Bembo
als ihr Bildniss bezeichnet wurde.2 Sie war als
heil. Margaretha zu Füssen des den Drachen tödten-
den heil. Georg, mit einem grünen Kleide ange-
than, dargestellt.3 Eine alte Copie befand sich in
der Sammlung Bembo. Es sei gleich hier erwähnt,
dass Simone Martini an einem Pfeiler der Unter-
kirche von San Francesco in Assisi eine weibliche
Figur, welche auf Laura gedeutet wird,4 ebenfalls
in grünem Unter- und rothem Oberkleide, malte;
• das Gesicht ist im Profil (links) dargestellt. Mit
Simone Martini wird endlich auch ein kleines Mar-
morrelief in Verbindung gebracht, das sich in der
Casa Peruzzi in Siena befand, aus späterer Zeit stammt und hier nur erwähnt werden soll.5 Unser Bild
ist von dem Typus, den Martini geschaffen oder der ihm wenigstens zugeschrieben wird, verschieden.

Eine zweite Darstellung der gefeierten Dame, welche Anspruch auf Beachtung macht, ist die zier-
liche Miniatur der Laurenziana, charakterisirt durch die zu Boden geschlagenen Augen6 und durch das

Nr. 1 16.

1 Vgl. hierüber die Abhandlung von Cicognara im I.Bande der Storia della SCllltura (1813), p. 403 f., und Nolhac
in der Gazette des beaux-arts 1890, I, p. 162.

2 Nolhac, a. a. O., p. 162.

3 Frizzoni, Notizie d'opere di disegno, p. 50. — Eugene Müntz (Memoires de la Societe Nationale des antiquaires de
France, Serie 5, Tom. V, p. 89 f.) vermuthet, dass diese Copie dasselbe Bild sei, welches Rucellai in Vaucluse oder Avignon
vorfand und von dem er mit Schreiben vom l3. Mai 1506 eine Skizze an Lorcnzo Strozzi in Venedig sandte.

4 Jakob Hefner-Altencck, Trachten der Vorzeit II, Taf. 84.

5 Cicognara, Storia della scultura I (1813), tav. 41. — Es stellt die Profilbilder des Petrarca und der Laura einander
gegenüber, ihn von der rechten Seite mit ziemlich langer Nase, Kapuze und Lorbeerkranz, sie mit offenem Haare und
Schleier, die Rechte an die Brust legend, im Dreiviertelprofil, von der linken Seite gesehen, dar; die später hinzugefügte
Inschrift, die sich auf der Kehrseite befindet, sagt: Simeone de Senis me fecit anno Domini 1344; dann folgt ein Elogium
auf Laura. Sehr spät, aus dem XVI. Jahrhundert, sind auch die Bronzeplaquettes in den Sammlungen Thibaudeau (Pe-
trarca) und G. Dreyfuss (Laura) in Paris, auf welchen Beide ebenfalls als Gegenstücke dargestellt werden ■— Petrarca von
der rechten Seite, den Lorbeer unter der Kapuze, Laura von der linken Seite, mit oflenem Haare, ohne Schleier, die
Rechte an das Herz, die Linke auf ein Buch legend; vgl. Armand III, p. 153, 154, F, G. Das eine Bronzetäfelchen (Pe-
trarca) misst 106:76, das andere 112: 80 Cm. Abgebildet in Heiss, Florence I, pl. 17.

6 Cicognara, Storia della scultura I, tav. 42, p. 4o3. — Heiss, Florence I, p. 136: Dreiviertelprofil links, mit fast
rafläclischen Augen, die Haube jener in unserem Bilde gleich, die gekreuzten Streifen anders decorirt, um den Hals eine
zweifache Perlenschnur, das ausgeschnittene Kleid mit dunklem Randstreifen geziert. Eine Wiederholung des gleichen
Originales, mit dreifacher Perlenschnur, gesehaehtem, ausgeschnittenen Kleide und Schleier auf der rechten Schulter im
Museum von Avignon; Heiss, a. a. O., p. 137.
 
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