Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.
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mit Gütern und Reichthümern überhäuft, dann von Gianni Caracciolo verdrängt und gegen Braccio, der Rom
bedrohte, gesandt, befreite er 1417 die Stadt, wofür ihm Papst Martin V. die Würde eines Gonfalonicre der
Kirche verlieh. Eine Niederlage, die er von Braccio bei Viterbo durch die Schuld der Anhänger Giovannas er-
litt, veranlasste ihn, die Partei des Ludwig von Anjou zu ergreifen; er drang in Neapel ein und zwang Giovanna,
den Letzteren zu adoptieren. Hierauf von der Königin mit dem Entsätze von Aquila beauftragt (vgl. oben, Nr. 62),
ertrank er im Pescara am 4. Jänner 1424, als er einen Soldaten vom Ertrinken retten wollte. In erster Ehe war
er mit Lucia di Torsciano, von der er sich trennte, in zweiter Ehe seit 1409 mit Antonia Salimbeni von Sicna
(f 1411), in dritter seit 16. Juli 1415 mit Catarina Alopo (f 1418), in vierter seit 1421 mit Maria, Tochter des
Jacopo, Duca di Sessa, Witwe Ludwig II. von Anjou, vermählt. Durch den Sohn erster Ehe, Francesco Sforza,
wurde er der Stammvater der Herzoge von Mailand dieses Namens.
Zierliche Silberschrift: SFORZA COTOGNOLA. Hüftbild rechts, im Profil, unbärtig, schwarze
Augen, Brauen und Haupthaare, letztere kurz, bleiches, bräunliches und mageres Gesicht mit grossen
Ohren, die Nase gebogen, Oberlippe und Kinn vor-
ragend; auf dem Kopfe ein rother Hut mit wulsti-
gen Rändern, über dem nur am rechten Arme bis
zu dem Ellenbogen sichtbaren Kettenhemd ein
ärmelloser Waffenrock mit doppeltem, in Gold ge-
sticktem Halssaume, darüber ein breiter weisser
Halsstreif; die rechte Hälfte des Waffenrockes in
viele parallellaufende Falten gelegt, roth, in Gold
gestickt, um die Mitte ein schmaler grauer und ein
breiter Querstreif aus Goldstoff, beide ebenfalls in
Gold gestickt; die linke Hälfte des Waffenrockes
ist glatt und zeigt auf weissem Grunde sechs Reihen
doppelter, sogenannter Eisenhütchen, grau und in
Gold gestickt. Grund dunkelgraubraun. — Co-
pist I. — Katalog Nr. 537.
Florenz 196. — München, Fickler, fol. 2759.
— Jovius II, p. 78, im Gegensinne, Hut und Ge-
wandung etwas verändert. — Ebenso bei Aliprando
Capriolo, Nr. 43, und bei Totti, p. 65.
Wie schon Giovio bemerkt, gab es allent-
halben zahlreiche Gemälde von Sforza und seinem
Gegner Braccio aus verschiedenen Zeiten, was bei
der grossen Theilnahme, welche beide Heerführer
fanden, begreiflich ist. Ob unser Bild und das Nr- lio-
oben beschriebene des Braccio (Nr. 62) in den
Originalen Gegenstücke zu einander gebildet haben, lässt sich nicht bestimmen, da die Copien zwar in
der Wendung solche bilden, im Massstabe aber verschieden sind; letzteres ist ein Brustbild, ersteres ein
Hüftbild. Dass unser Täfelchen auf ein nach dem Leben gearbeitetes Original zurückgeht, zeigen die
einzelnen, ganz individuellen Züge: der eigenthümliche, lebhafte Blick, der kleine Nasenflügel, das
sehr grosse Ohr, während der Kopf im Verhältniss zum Körper, namentlich zu dem muskulösen Arme,
klein erscheint. Nach den Falten an Mund und Auge dürfte die Aufnahme kaum vor seinem 45. Lebens-
jahre gemacht sein, etwa um 1414, als er in Neapel durch die Gunst der Königin eine hohe Stellung
einnahm.
131. Socinus Marianus junior,
Rechtslehrer, Enkel des älteren Marianus und Neffe des Bartholomäus, beide gleichfalls Rechtsgelehrte, geboren
zu Siena 25. März 1482, studirte in Bologna unter seinem ebengenannten Oheim, wurde im 21. Lebensjahre
Doctor der.Rechte daselbst und docirte in Siena, wo er zu den Räthen des Pandolfo Petrucci (Nr. 117) gehörte,
dann in Pisa, hierauf abermals in Siena, versah Missionen in Florenz und Rom und wurde hierauf nach Padua,
endlich 1540 nach Bologna berufen, an welche Stadt er sich durch einen Vertrag band, so dass er glänzende An-
erbietungen, die ihm von Florenz, Venedig und Ragusa zukamen, ablehnen musste. Die auf ihn geprägte Medaille
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mit Gütern und Reichthümern überhäuft, dann von Gianni Caracciolo verdrängt und gegen Braccio, der Rom
bedrohte, gesandt, befreite er 1417 die Stadt, wofür ihm Papst Martin V. die Würde eines Gonfalonicre der
Kirche verlieh. Eine Niederlage, die er von Braccio bei Viterbo durch die Schuld der Anhänger Giovannas er-
litt, veranlasste ihn, die Partei des Ludwig von Anjou zu ergreifen; er drang in Neapel ein und zwang Giovanna,
den Letzteren zu adoptieren. Hierauf von der Königin mit dem Entsätze von Aquila beauftragt (vgl. oben, Nr. 62),
ertrank er im Pescara am 4. Jänner 1424, als er einen Soldaten vom Ertrinken retten wollte. In erster Ehe war
er mit Lucia di Torsciano, von der er sich trennte, in zweiter Ehe seit 1409 mit Antonia Salimbeni von Sicna
(f 1411), in dritter seit 16. Juli 1415 mit Catarina Alopo (f 1418), in vierter seit 1421 mit Maria, Tochter des
Jacopo, Duca di Sessa, Witwe Ludwig II. von Anjou, vermählt. Durch den Sohn erster Ehe, Francesco Sforza,
wurde er der Stammvater der Herzoge von Mailand dieses Namens.
Zierliche Silberschrift: SFORZA COTOGNOLA. Hüftbild rechts, im Profil, unbärtig, schwarze
Augen, Brauen und Haupthaare, letztere kurz, bleiches, bräunliches und mageres Gesicht mit grossen
Ohren, die Nase gebogen, Oberlippe und Kinn vor-
ragend; auf dem Kopfe ein rother Hut mit wulsti-
gen Rändern, über dem nur am rechten Arme bis
zu dem Ellenbogen sichtbaren Kettenhemd ein
ärmelloser Waffenrock mit doppeltem, in Gold ge-
sticktem Halssaume, darüber ein breiter weisser
Halsstreif; die rechte Hälfte des Waffenrockes in
viele parallellaufende Falten gelegt, roth, in Gold
gestickt, um die Mitte ein schmaler grauer und ein
breiter Querstreif aus Goldstoff, beide ebenfalls in
Gold gestickt; die linke Hälfte des Waffenrockes
ist glatt und zeigt auf weissem Grunde sechs Reihen
doppelter, sogenannter Eisenhütchen, grau und in
Gold gestickt. Grund dunkelgraubraun. — Co-
pist I. — Katalog Nr. 537.
Florenz 196. — München, Fickler, fol. 2759.
— Jovius II, p. 78, im Gegensinne, Hut und Ge-
wandung etwas verändert. — Ebenso bei Aliprando
Capriolo, Nr. 43, und bei Totti, p. 65.
Wie schon Giovio bemerkt, gab es allent-
halben zahlreiche Gemälde von Sforza und seinem
Gegner Braccio aus verschiedenen Zeiten, was bei
der grossen Theilnahme, welche beide Heerführer
fanden, begreiflich ist. Ob unser Bild und das Nr- lio-
oben beschriebene des Braccio (Nr. 62) in den
Originalen Gegenstücke zu einander gebildet haben, lässt sich nicht bestimmen, da die Copien zwar in
der Wendung solche bilden, im Massstabe aber verschieden sind; letzteres ist ein Brustbild, ersteres ein
Hüftbild. Dass unser Täfelchen auf ein nach dem Leben gearbeitetes Original zurückgeht, zeigen die
einzelnen, ganz individuellen Züge: der eigenthümliche, lebhafte Blick, der kleine Nasenflügel, das
sehr grosse Ohr, während der Kopf im Verhältniss zum Körper, namentlich zu dem muskulösen Arme,
klein erscheint. Nach den Falten an Mund und Auge dürfte die Aufnahme kaum vor seinem 45. Lebens-
jahre gemacht sein, etwa um 1414, als er in Neapel durch die Gunst der Königin eine hohe Stellung
einnahm.
131. Socinus Marianus junior,
Rechtslehrer, Enkel des älteren Marianus und Neffe des Bartholomäus, beide gleichfalls Rechtsgelehrte, geboren
zu Siena 25. März 1482, studirte in Bologna unter seinem ebengenannten Oheim, wurde im 21. Lebensjahre
Doctor der.Rechte daselbst und docirte in Siena, wo er zu den Räthen des Pandolfo Petrucci (Nr. 117) gehörte,
dann in Pisa, hierauf abermals in Siena, versah Missionen in Florenz und Rom und wurde hierauf nach Padua,
endlich 1540 nach Bologna berufen, an welche Stadt er sich durch einen Vertrag band, so dass er glänzende An-
erbietungen, die ihm von Florenz, Venedig und Ragusa zukamen, ablehnen musste. Die auf ihn geprägte Medaille