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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 18.1897

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Ilg, Albert: Mathias Steinle
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Kenner, Friedrich: Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5779#0295
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Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.

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angegriffen hatte. Hierauf diente er, zum Marschall ernannt, unter Alba mit grosser Auszeichnung in den Nieder-
landen (1567), übernahm nach Arenberg's Tode den Oberbefehl über dessen Armee, verhinderte die Feinde, den
Sieg von Delfzyl (1568) auszunützen, und drang in Holland mit so grosser Raschheit vor, dass Wilhelm von
Oranien den Städten Hilfe zu leisten nicht einmal versuchen konnte. In Folge seiner bei Möns erlittenen Ver-
wundung am Fusse und seiner Beleibtheit gezwungen, sich auch im Felde einer Sänfte oder eines Wagens zu
bedienen, erlitt er bei Musterung von Fortificationen durch Umwerfen desselben auf den Trancheen von Schowen
schwere Verletzungen, denen er nach wenigen Augenblicken erlag (1576). Seine Leiche wurde nach Italien über-
tragen. Er war mit Eleonora Cibö, Tochter des Lorenzo Cibö, Marchese di Massa, und Witwe des Gianluigi
Fiesco, des berühmten Gegners des Andrea Doria, vermählt. Zum zweiten Male verwitwet, zog sie sich in ein
Kloster zu Florenz zurück, wo sie 1594 starb. Sie war sehr gebildet, Dichterin und Wohlthäterin des Monte di
Pietä in Massa.

Aufschrift in gelber Oelfarbe: SAPIN . VITELLIO. Brustbild rechts, fast von vorne, mit grauen
Augen und Brauen, das Haupthaar schwarz, mit Grau gemischt, der kurze, das Kinn freilassende Voll-
bart braun, volles, blasses Gesicht mit hoher Stirne und breitem Kinne; in glattem lichten Harnisch,
die Achseln roth vorgestossen, der umgeschlagene Halskragen mit Spitzen besetzt, über die rechte
Brust eine rothe Schärpe. Grund dunkelgraubraun. — Copist M. — Katalog Nr. 734.

Florenz 190. — Ein Kupferstich von J. Neffs1 zeigt ein ähnliches Bildniss, den Kopf aber mit
einem Hute bedeckt.

Den Harnisch des Marschalls erbat Erzherzog Ferdinand unterm 28. Mai 1576 von Philipp von
Croy;2 da ein Bildniss in dem darauf bezüglichen Schreiben nicht erwähnt wird, ist das vorliegende
Porträt wahrscheinlich später in Florenz nach dem Originale copirt worden, welches Vasari in der
Geschichte des Herzogs Cosimo I. in einem der Fresken des Palazzo vecchio anbrachte;3 wie letzterer
beifügt, hat er die beiden wichtigsten Feldherren des Krieges wegen Pisa nach einer Aufnahme nach
dem Leben gemalt; es sind diess Chiappino Vitellio und Federigo da Montaguto.4

Die Schlussvignette gibt das Bildniss des Marcus Mantua Benavidius nach der von Lodovico Leone um 1565
gearbeiteten Medaille von 60 Mm. Durchmesser. Sie stellt den Begründer der oben (S. 176fr.) besprochenen Sammlung von
.Juristenbildnissen in vorgerücktem Alter, von etwa 76 Jahren dar. Eine der Rückseiten, die mit diesem Bildniss verbunden
ist und ein von der Arbeit ausruhendes Zugthier mit der Umschrift: FESSVS LAMPADA TRADO darstellt, ist von Martino
da Bergamo ausgeführt, und zwar vor 1568, da Mantua selbst in einer in diesem Jahre zu Venedig erschienenen Schrift
erzählt, der genannte Meister habe ihm eine Medaille mit jener Umschrift verehrt.

1 Porträtsammlung der k. u. k. Familien-Fideicommiss-Bibliothek.

2 Jahrbuch XIV (1892), Regest Nr. io63i.

3 Vasari-Milanesi VIII, p. 219.

4 »Fra quali di naturale, come piü principali, ho ritratto il Signor Chiappino Vitellio ed il Signor Federigo da
Montaguto . . .«
 
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