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Karl Giehlow.
Darauf folgt ein Bericht über den Stand der Illustrations- und Holzschnittarbeit am Theuerdank,
wobei auch Schönsperger erwähnt wird.
Dieser Brief beleuchtet die persönliche Einwirkung des Kaisers auch auf den Betrieb des Druckes.
Peutinger, der erst vom Drucker selbst Kenntnis erhielt, hatte zunächst mit der Angelegenheit über-
haupt nichts zu thun gehabt. Schönsperger, welcher vom kaiserlichen Banquier Baumgärtner die Vor-
schüsse erhielt, scheint darnach auch das Tempo seiner Arbeit gerichtet zu haben. Es bedarf ernstlicher
Befehle seitens des abwesenden Kaisers. Daraus folgt, dass Maximilian, welcher im Jahre 1513 die Zeit
von Mitte März bis in den Juni hinein abwechselnd in Augsburg und Umgebung verbrachte,1 diesen Auf-
enthalt dazu benützt haben wird, das zwar noch nicht vollständige aber bis zu gewissem Grade druck-
reife Manuscript direct dem Drucker zukommen zu lassen und den Beginn des Druckes energisch zu för-
dern. Der Krieg mit Frankreich zog dann den Kaiser nach Westen zu seinem Verbündeten Heinrich VIII.
Zehn Tage nach dem glänzenden Siege über die stolzen Gens d'armes Ludwig XII., der sogenannten
Fig. 4. Theil einer Randleiste Hans Dürers
(Bl. 151», Taf. LVII).
Fig. 4 a. Theil einer Randleiste Altdorfers
(Bl. 99*', Taf. XXXIV).
Sporenschlacht bei Terouenne, lässt den Kaiser die Begierde, den Ausfall der Drucke zu sehen, keine
Ruhe mehr. In dem von Peutinger beantworteten Briefe verlangt er »gelten betbuechlin«. Jedoch ver-
mag ihm Peutinger zunächst nur das i>muster auf pirment«, also ein paar bedruckte Bogen, mit einer ver-
tröstenden Antwort zuzuschicken. Noch vor Ablauf der darin genannten sechs Wochen traf der Kaiser
im November 1513 in Augsburg ein. Aber auch bei seiner Abreise, Ende December, war der Druck
noch nicht fertig. Das geschah erst nach Jahresfrist am 3o. December 1514 gemäss der Schlussschrift
auf den Pergamentdrucken: Joannes Schönsperger. Ci\uis Augustanus imprime\bat. Anno. Salutis
MDXIIIj. Hj Kalendas JanuariU. Während der Dauer des Jahres 1514 war denn auch der Kaiser
nicht in Augsburg gewesen.
Dass der Kaiser bei dem Auftrag, ihm die -»\ehen betbuechlin«. zuzuschicken, nicht an ihre Ver-
theilung gedacht haben kann, lässt sich wohl aus ihrem Maximilian bekannten, unvollständigen Zu-
stande folgern. Ohne Kalender war, wie bereits hervorgehoben, ein Gebetbuch in damaliger Zeit kaum
benutzbar. Der Kaiser kann sie nur zur vorübergehenden Ansicht verlangt haben. Zu ihrer Voll-
ständigkeit bedurfte es des Eindruckes des damals noch nicht approbirten Kalenders, also ihrer Rückkehr
wieder in die Officin. Das ist das Wichtige! Ueber den Zweck der vorläufigen Zusendung ist es
müssig, mangels jeder Nachricht eingehendere Vermuthungen anzustellen. Vielleicht wollte er die
1 Stalins Iünerar des Kaisers Maximilian I., in Forschungen zur deutschen Geschichte, I. Bd., 1862.
Karl Giehlow.
Darauf folgt ein Bericht über den Stand der Illustrations- und Holzschnittarbeit am Theuerdank,
wobei auch Schönsperger erwähnt wird.
Dieser Brief beleuchtet die persönliche Einwirkung des Kaisers auch auf den Betrieb des Druckes.
Peutinger, der erst vom Drucker selbst Kenntnis erhielt, hatte zunächst mit der Angelegenheit über-
haupt nichts zu thun gehabt. Schönsperger, welcher vom kaiserlichen Banquier Baumgärtner die Vor-
schüsse erhielt, scheint darnach auch das Tempo seiner Arbeit gerichtet zu haben. Es bedarf ernstlicher
Befehle seitens des abwesenden Kaisers. Daraus folgt, dass Maximilian, welcher im Jahre 1513 die Zeit
von Mitte März bis in den Juni hinein abwechselnd in Augsburg und Umgebung verbrachte,1 diesen Auf-
enthalt dazu benützt haben wird, das zwar noch nicht vollständige aber bis zu gewissem Grade druck-
reife Manuscript direct dem Drucker zukommen zu lassen und den Beginn des Druckes energisch zu för-
dern. Der Krieg mit Frankreich zog dann den Kaiser nach Westen zu seinem Verbündeten Heinrich VIII.
Zehn Tage nach dem glänzenden Siege über die stolzen Gens d'armes Ludwig XII., der sogenannten
Fig. 4. Theil einer Randleiste Hans Dürers
(Bl. 151», Taf. LVII).
Fig. 4 a. Theil einer Randleiste Altdorfers
(Bl. 99*', Taf. XXXIV).
Sporenschlacht bei Terouenne, lässt den Kaiser die Begierde, den Ausfall der Drucke zu sehen, keine
Ruhe mehr. In dem von Peutinger beantworteten Briefe verlangt er »gelten betbuechlin«. Jedoch ver-
mag ihm Peutinger zunächst nur das i>muster auf pirment«, also ein paar bedruckte Bogen, mit einer ver-
tröstenden Antwort zuzuschicken. Noch vor Ablauf der darin genannten sechs Wochen traf der Kaiser
im November 1513 in Augsburg ein. Aber auch bei seiner Abreise, Ende December, war der Druck
noch nicht fertig. Das geschah erst nach Jahresfrist am 3o. December 1514 gemäss der Schlussschrift
auf den Pergamentdrucken: Joannes Schönsperger. Ci\uis Augustanus imprime\bat. Anno. Salutis
MDXIIIj. Hj Kalendas JanuariU. Während der Dauer des Jahres 1514 war denn auch der Kaiser
nicht in Augsburg gewesen.
Dass der Kaiser bei dem Auftrag, ihm die -»\ehen betbuechlin«. zuzuschicken, nicht an ihre Ver-
theilung gedacht haben kann, lässt sich wohl aus ihrem Maximilian bekannten, unvollständigen Zu-
stande folgern. Ohne Kalender war, wie bereits hervorgehoben, ein Gebetbuch in damaliger Zeit kaum
benutzbar. Der Kaiser kann sie nur zur vorübergehenden Ansicht verlangt haben. Zu ihrer Voll-
ständigkeit bedurfte es des Eindruckes des damals noch nicht approbirten Kalenders, also ihrer Rückkehr
wieder in die Officin. Das ist das Wichtige! Ueber den Zweck der vorläufigen Zusendung ist es
müssig, mangels jeder Nachricht eingehendere Vermuthungen anzustellen. Vielleicht wollte er die
1 Stalins Iünerar des Kaisers Maximilian I., in Forschungen zur deutschen Geschichte, I. Bd., 1862.