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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 20.1899

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I. Theil: Abhandlungen
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Giehlow, Karl: Beiträge zur Entstehungsgeschichte des Gebetbuches Kaiser Maximilian I.
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https://doi.org/10.11588/diglit.5730#0071
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Karl Giehlow.

Anomalie durch einen Zählfehler mit den übrigen drei
Bogenlagen in Einklang zu bringen. Hiergegen spricht
aber eine obere Foliirung, welche, in sorglicher Rücksicht
auf die Randzeichnungen niedergeschrieben, im Besan-
coner Fragment noch erhalten, dagegen im Münchner
deutlich wegradirt ist. Zwar verfuhr man bei dieser Zäh-
lung flüchtig, beachtete nicht die falsche Einreihung der
Cranach-Lage (Lage XII des Anhanges III) vor der Bal-
dung-Burgkmair-Lage (Lage XI), verzählte sich auch im
weiteren Verlauf um ein Blatt; jedoch stimmt sie sonst
mit der unteren Foliirung überein. Denn überall eilt sie,
wie die letztere, der thatsächlichen Anzahl der bedruckten
Blätter um sechs voraus, da ihre Differenz zur unteren
Foliirung auf den Blättern der Baldung-Burgkmair-Lage
(Lage XI), dem Anfang des Besanconer Exemplars, wo
die erste Seite oben 69, unten 63 zählt,1 sich durch die
Nachstellung dieser Lage hinter Lage XII erklärt; ein
Unterschied, der sich mit der richtigen Textfolge auf der
Lage XIII, deren erstes Blatt oben und unten mit 75 foliirt
ist, sofort wieder ausgleicht. Diese Uebereinstimmung
zweier zeitlich verschiedener Seitenzählungen, von denen
die erste vor Vertheilung der Lagen an die Künstler, die
zweite gemäss dem Lagenvertausch nach ihrer Rückkehr
vorgenommen sein muss, schliesst einen Zählfehler bei
der vierten Lage umsomehr aus, als dort gleich zwei
Blätter übersprungen sein müssten. Es ist daher damit
zu rechnen, dass das Münchner Fragment in der vierten
Lage einmal zwei Mittelbogen besass. Sehr wahrschein-
lich werden sie, wie der Mittelbogen bei Brooke, nur mit
den vier rosa Umfassungslinien ausgestattet und für eine
spätere Aufnahme des Textes bestimmt gewesen sein.
Mögen sie dann aus dem gleichen Grunde wie die erste
Lage in der Druckerei zurückbehalten worden sein, aus-
weislich der zweiten Foliirung wurden sie alle nach Rück-
kehr der von Dürer und Cranach ausgeschmückten
10 Lagen, beziehungsweise 29 Bogen, mit diesen wieder
zusammengestellt und fortlaufend numerirt. Es ergibt
sich also hier eine zweite Unvollständigkeit im illustrirten
Exemplar zur Zeit, als es in die Hände der Künstler ge-
langte.

Die früher aus inneren Gründen gefolgerte Unfertig-
keit des Inhaltes findet hierdurch ihre äussere Bestätigung.
Was allerdings diese leeren Blätter enthalten sollten, lässt
sich auch jetzt sicher nicht entscheiden. Vor der Lücke
befindet sich ein Auszug aus dem Evangelium Johannes,
ihr folgt der Busspsalm: -»Miserere mei deus secundum«.
Möglich, dass aus den anderen Evangelien oder Buss-

1 Im Jahrbuch, Bd. III, S. 95, ist dies verwechselt.

Fig. 6. Theil eines zum Triumph Caesars gehörigen
Kupferstiches von Mantegna (B. 14).
 
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