Tinte gezogen, wurden diese ungetrocknet beim unachtsamen
Schliessen durch die als Copirpresse wirkenden Verschlussklam-
mern auf das gegenüberliegende Pergament gedruckt. Die reinen
Abdrücke, welche sich dadurch umgekehrt als AM, DH oder auch
einzeln nur als H (Bl. i4ir) ergaben,1 wären unmöglich gewesen
zu einer Zeit, als die Blätter noch lose auf und durcheinander lagen.
Auch die Monogramme auf den illustrirten Seiten können daher
nicht in der Zeit und zum Zwecke der Vertheilung sondern erst
nach dem Einbinden der Lagen niedergeschrieben sein.
Ein Grund für die Annahme, dass einzelne Blätter mit Merk-
mal den Malern zugewiesen waren, liegt nach diesem Hergang
nicht vor. Ueberhaupt scheint die Vertheilung summarischer vor
sich gegangen zu sein. Aber auch dann bleibt noch die Frage, ob
ein besonderes Interesse an den einzelnen Künstlern oder irgend
eine Zufälligkeit ihre Verschiedenheit im Gebetbuch verursacht
hat. Hierüber vermag eine eingehende Prüfung der äusseren Ge-
stalt der Fragmente in Verbindung mit archivalischen und chrono-
logischen Beobachtungen Aufschluss zu geben.
Nach den abschliessenden Untersuchungen von Chmelarz
vertheilen sich von den erhaltenen Lagen die ausgeschmückten 20
auf die Künstler derart (vgl. Anhang III), dass der Löwenantheil
auf Dürer'sche Werkstatt entfällt. Der Meister Albrecht zeichnete
auf 9, sein Lieblingsbruder und Schüler Hans auf 4 Lagen. Hans
Baidung Grien erhielt 3 Lagen, an deren Ausschmückung sich auch
Burgkmair, Altdorfer und der Anonymus MA betheiligten. Die
beiden letzten Maler und Cranach illustrirten noch besondere
Lagen für sich, der MA zwei, Altdorfer und Cranach je eine.
Wie verhielt es sich nun mit den fehlenden Lagen und
Bogen? Die bisherige Meinung war im Hinblick auf die oft nur
bruchstückweise erfolgte Ausschmückung einzelner Lagen nicht
geneigt, ihre Verzierung anzunehmen. Wenn früher zur Begrün-
dung das Vorhandensein jener Zuweisungsmarken dienen sollte,
so lässt sich jetzt aus ihren Abdrücken gerade ein Schluss auf ver-
loren gegangene Randzeichnungen ziehen. Der auf der ersten
Seite der XXV. Lage (Bl. 141r) befindliche Abklatsch eines H kann
nicht von dem H D herrühren, welches sich ihm im jetzigen Zu-
stande des Fragmentes gegenüber befindet. Dem widerspricht
nicht nur die verschiedene Grösse sondern auch der Platz dieses
H D auf der letzten Seite der XX. Lage (Bl. 1161'). Ursprünglich
befanden sich zwischen dem H und dem H D die vier jetzt verloren
gegangenen Lagen (XX—XXIV, beziehungsweise Bl. n7r—140'),
sodass nur ein H D auf Bl. 140^" den Abdruck verursacht haben
kann. Da sich diese Monogramme stets auf illustrirten Blättern
befinden, trug also höchstwahrscheinlich Bl. i40T eine Rand-
zeichnung des Hans Dürer. Dieser Künstler ist nun derjenige,
welcher am vollständigsten die Ränder fast eines jeden neuen
1 Jahrbuch, Bd. III, S. 97 und 99, gelten DH und AM als gezeichnete
Monogramme.
Fig. 7. Theil einer Randleiste
Albrecht Dürers (Bl. i3T, Taf. XIV).
Schliessen durch die als Copirpresse wirkenden Verschlussklam-
mern auf das gegenüberliegende Pergament gedruckt. Die reinen
Abdrücke, welche sich dadurch umgekehrt als AM, DH oder auch
einzeln nur als H (Bl. i4ir) ergaben,1 wären unmöglich gewesen
zu einer Zeit, als die Blätter noch lose auf und durcheinander lagen.
Auch die Monogramme auf den illustrirten Seiten können daher
nicht in der Zeit und zum Zwecke der Vertheilung sondern erst
nach dem Einbinden der Lagen niedergeschrieben sein.
Ein Grund für die Annahme, dass einzelne Blätter mit Merk-
mal den Malern zugewiesen waren, liegt nach diesem Hergang
nicht vor. Ueberhaupt scheint die Vertheilung summarischer vor
sich gegangen zu sein. Aber auch dann bleibt noch die Frage, ob
ein besonderes Interesse an den einzelnen Künstlern oder irgend
eine Zufälligkeit ihre Verschiedenheit im Gebetbuch verursacht
hat. Hierüber vermag eine eingehende Prüfung der äusseren Ge-
stalt der Fragmente in Verbindung mit archivalischen und chrono-
logischen Beobachtungen Aufschluss zu geben.
Nach den abschliessenden Untersuchungen von Chmelarz
vertheilen sich von den erhaltenen Lagen die ausgeschmückten 20
auf die Künstler derart (vgl. Anhang III), dass der Löwenantheil
auf Dürer'sche Werkstatt entfällt. Der Meister Albrecht zeichnete
auf 9, sein Lieblingsbruder und Schüler Hans auf 4 Lagen. Hans
Baidung Grien erhielt 3 Lagen, an deren Ausschmückung sich auch
Burgkmair, Altdorfer und der Anonymus MA betheiligten. Die
beiden letzten Maler und Cranach illustrirten noch besondere
Lagen für sich, der MA zwei, Altdorfer und Cranach je eine.
Wie verhielt es sich nun mit den fehlenden Lagen und
Bogen? Die bisherige Meinung war im Hinblick auf die oft nur
bruchstückweise erfolgte Ausschmückung einzelner Lagen nicht
geneigt, ihre Verzierung anzunehmen. Wenn früher zur Begrün-
dung das Vorhandensein jener Zuweisungsmarken dienen sollte,
so lässt sich jetzt aus ihren Abdrücken gerade ein Schluss auf ver-
loren gegangene Randzeichnungen ziehen. Der auf der ersten
Seite der XXV. Lage (Bl. 141r) befindliche Abklatsch eines H kann
nicht von dem H D herrühren, welches sich ihm im jetzigen Zu-
stande des Fragmentes gegenüber befindet. Dem widerspricht
nicht nur die verschiedene Grösse sondern auch der Platz dieses
H D auf der letzten Seite der XX. Lage (Bl. 1161'). Ursprünglich
befanden sich zwischen dem H und dem H D die vier jetzt verloren
gegangenen Lagen (XX—XXIV, beziehungsweise Bl. n7r—140'),
sodass nur ein H D auf Bl. 140^" den Abdruck verursacht haben
kann. Da sich diese Monogramme stets auf illustrirten Blättern
befinden, trug also höchstwahrscheinlich Bl. i40T eine Rand-
zeichnung des Hans Dürer. Dieser Künstler ist nun derjenige,
welcher am vollständigsten die Ränder fast eines jeden neuen
1 Jahrbuch, Bd. III, S. 97 und 99, gelten DH und AM als gezeichnete
Monogramme.
Fig. 7. Theil einer Randleiste
Albrecht Dürers (Bl. i3T, Taf. XIV).