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Heinrich Modern.
maier klein hinsetzt, was bei seinen grossen Initialen nie der Fall ist. Sie sind in der Form oft variirt, fast nie
ganz gleich gestaltet und so charakteristisch, dass darnach Sattler'sche Handschriften sofort erkannt werden
können (vgl. Fig. 2: Initiale und Schriftprobe aus dem Schachzabel, und Fig. 3: Initiale und Schriftprobe aus Pleiers
Meleranz in Donaueschingen).
Aus der Zimmern'schen Chronik ist bekannt, dass Johann Werner von Zimmern in seiner Jugend ein
grosser Freund des Spieles war. Es darf daher nicht Wunder nehmen, dass er die im Mittelalter so verbreiteten
Schachspielbücher von Jacobus de Cessolis und Ammenhusen,1 mit Ingolds »Goldenem Spiel« zu einem Bande
vereint, sich abschreiben Hess.
Wasserzeichen: Seltsam verzeichneter Ochsenkopf mit schiefer Nase und Stirnschmuck. Distanz der Stege
44 Mm.
Einband: Holzdeckel, mit blaugrünem Leder überzogen; ein Papierschildchen des Vorderdeckels trägt die
Bezeichnung: »Schachzabel drierlai und die siben Hoptspil«, von Rammingen wieder wörtlich benützt, obwohl
dieser Titel nicht präcis abgefasst ist. Unter »Schachzabel drierlai« sind Ammenhusen, Cessolis und Ingold zu
verstehen, »und die siben hoptspil« besagt also etwas zu viel. Zimmern Nr. 5 fehlt, da der Rücken beschädigt ist.
Fig. 2. Initiale und Schriftprobe aus Ammenhusens Schachzabel.
(Zimmern'scher Katalog, Nr. 5.)
6. Sextus Decretalium, geschrieben, gar alt.
Tab. codd. 2041, Ambras 124, alte Bezeichnung: Jur. can. 4.
Pergament, XIV. Jahrhundert, 1. Hälfte, 98 Blätter, 450 X 275 Mm., mit einer Miniatur.
Liber sextus Decretalium Bonifacii papae VIII. cum glossa Johannis Andreae.
Acht Quinternen, ein Quatern, zum Schlüsse wieder ein Quintern. Die Foliirung lässt ein Blatt nach
fol. 86 aus; deshalb ist auch in den Tab. codd. ein Blatt zu wenig gezählt. Reclamanten, Custoden fortlaufende
römische Zahlen I—IX. Zwei Columnen Text mit wechselnder Zeilenzahl, zwei Columnen Glosse bis zu je
96 Zeilen, zahlreiche gleichzeitige Correcturen, häufige Randnotizen: »correctum in texto et apparatu«. Fast
jedes Blatt trägt unten den Namen des Glossators: »Dominus Johannes Andreae doctor decretalium«. Mehrere
Schreiber, Randnotizen aus späterer Zeit bis ins XV. Jahrhundert. Auf fol. 1: eine Miniatur, die Ueberreichung
des liber Sextus an den Papst vorstellend, ohne künstlerischen Werth. Schönes Pergament, prächtige Schrift mit
vielfarbigen Initialen, italienischen Ursprungs (Bologna). Auf dem vorderen Deckblatt Federproben, eine Notiz
über die Bestätigung des Dominikanerordens durch Honorius II. (1216), auf der Rückseite der Beginn eines
Decretals Benedict XI: »Die VenerisIII0 Idus Aprilis fuit in urbe declaratum per dominum Benedictum pa-
1 Ammenhusens Schachzabelbuch ist jüngst in einer vorzüglichen kritischen Ausgabe von Ferdinand Vetter (Bibliothek
älterer Schriftwerke der deutschen Schweiz, Frauenfeld, J. Huber, 1892) herausgegeben worden. Die Handschrift der k. k. Hof-
bibliothek ist erwähnt, aber nicht benützt; vgl. Lambecius, S. 848f.; v. Horfmann, S. 155, der das Werk Ingolds ganz über-
sehen zu haben scheint. — Jacobus de Cessolis, Das Buch menschlicher Sitten und der Ampt der Edlen, wurde 1477 in
Augsburg von Günther Zainer mit 15 Holzschnitten gedruckt. Ebendort erschien auch »das guldin spiel« 1472; vgl. Heller,
Holzschneidekunst, S. 3o3, Anm. 948; Carl Falkenstein, Geschichte der Buchdruckerkunst; Hain, Repertorium bibliographi-
cum, Nr. 4895—4897 und Nr. 9187.
Heinrich Modern.
maier klein hinsetzt, was bei seinen grossen Initialen nie der Fall ist. Sie sind in der Form oft variirt, fast nie
ganz gleich gestaltet und so charakteristisch, dass darnach Sattler'sche Handschriften sofort erkannt werden
können (vgl. Fig. 2: Initiale und Schriftprobe aus dem Schachzabel, und Fig. 3: Initiale und Schriftprobe aus Pleiers
Meleranz in Donaueschingen).
Aus der Zimmern'schen Chronik ist bekannt, dass Johann Werner von Zimmern in seiner Jugend ein
grosser Freund des Spieles war. Es darf daher nicht Wunder nehmen, dass er die im Mittelalter so verbreiteten
Schachspielbücher von Jacobus de Cessolis und Ammenhusen,1 mit Ingolds »Goldenem Spiel« zu einem Bande
vereint, sich abschreiben Hess.
Wasserzeichen: Seltsam verzeichneter Ochsenkopf mit schiefer Nase und Stirnschmuck. Distanz der Stege
44 Mm.
Einband: Holzdeckel, mit blaugrünem Leder überzogen; ein Papierschildchen des Vorderdeckels trägt die
Bezeichnung: »Schachzabel drierlai und die siben Hoptspil«, von Rammingen wieder wörtlich benützt, obwohl
dieser Titel nicht präcis abgefasst ist. Unter »Schachzabel drierlai« sind Ammenhusen, Cessolis und Ingold zu
verstehen, »und die siben hoptspil« besagt also etwas zu viel. Zimmern Nr. 5 fehlt, da der Rücken beschädigt ist.
Fig. 2. Initiale und Schriftprobe aus Ammenhusens Schachzabel.
(Zimmern'scher Katalog, Nr. 5.)
6. Sextus Decretalium, geschrieben, gar alt.
Tab. codd. 2041, Ambras 124, alte Bezeichnung: Jur. can. 4.
Pergament, XIV. Jahrhundert, 1. Hälfte, 98 Blätter, 450 X 275 Mm., mit einer Miniatur.
Liber sextus Decretalium Bonifacii papae VIII. cum glossa Johannis Andreae.
Acht Quinternen, ein Quatern, zum Schlüsse wieder ein Quintern. Die Foliirung lässt ein Blatt nach
fol. 86 aus; deshalb ist auch in den Tab. codd. ein Blatt zu wenig gezählt. Reclamanten, Custoden fortlaufende
römische Zahlen I—IX. Zwei Columnen Text mit wechselnder Zeilenzahl, zwei Columnen Glosse bis zu je
96 Zeilen, zahlreiche gleichzeitige Correcturen, häufige Randnotizen: »correctum in texto et apparatu«. Fast
jedes Blatt trägt unten den Namen des Glossators: »Dominus Johannes Andreae doctor decretalium«. Mehrere
Schreiber, Randnotizen aus späterer Zeit bis ins XV. Jahrhundert. Auf fol. 1: eine Miniatur, die Ueberreichung
des liber Sextus an den Papst vorstellend, ohne künstlerischen Werth. Schönes Pergament, prächtige Schrift mit
vielfarbigen Initialen, italienischen Ursprungs (Bologna). Auf dem vorderen Deckblatt Federproben, eine Notiz
über die Bestätigung des Dominikanerordens durch Honorius II. (1216), auf der Rückseite der Beginn eines
Decretals Benedict XI: »Die VenerisIII0 Idus Aprilis fuit in urbe declaratum per dominum Benedictum pa-
1 Ammenhusens Schachzabelbuch ist jüngst in einer vorzüglichen kritischen Ausgabe von Ferdinand Vetter (Bibliothek
älterer Schriftwerke der deutschen Schweiz, Frauenfeld, J. Huber, 1892) herausgegeben worden. Die Handschrift der k. k. Hof-
bibliothek ist erwähnt, aber nicht benützt; vgl. Lambecius, S. 848f.; v. Horfmann, S. 155, der das Werk Ingolds ganz über-
sehen zu haben scheint. — Jacobus de Cessolis, Das Buch menschlicher Sitten und der Ampt der Edlen, wurde 1477 in
Augsburg von Günther Zainer mit 15 Holzschnitten gedruckt. Ebendort erschien auch »das guldin spiel« 1472; vgl. Heller,
Holzschneidekunst, S. 3o3, Anm. 948; Carl Falkenstein, Geschichte der Buchdruckerkunst; Hain, Repertorium bibliographi-
cum, Nr. 4895—4897 und Nr. 9187.