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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 20.1899

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I. Theil: Abhandlungen
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Modern, Heinrich: Die Zimmern'schen Handschriften der k. k. Hofbibliothek: Ein Beitrag zur Geschichte der Ambraser Sammlung und der k. k. Hofbibliothek
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https://doi.org/10.11588/diglit.5730#0142
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i34

Heinrich Modern.

Einband fast gleich dem des
vorausgehenden Codex, nurdieBlind-
pressungen verschieden, hier Lilien.
Zimmern Nr. »7« deutlich erhalten.
Die Handschriften Nr. 6 und 7 sind
in einer Officin hergestellt, bildeten
zwei Theile eines Werkes, zu dem
noch die Decretalen Gregors IX. und
das Decretum Gratiani gehört haben
dürften.1

8. Decretales, alt geschrieben.
Tab. codd. 2051, Ambras 123,
alte Bezeichnung: Jur. can. 3.

Pergament, 1329, 338 Blätter,
450 X 310 Mm., mit Miniaturen.

Gregorii IX. Decretalium li-

bri quinque cum glossis perpetuis.

Quinternen, die achte Lage ein
Quatern, die dreizehnte ein Sextern;
von fol. 314 hören regelmässige Lagen
auf. ReclamantenundCustoden. Zwei
Columnen Text, begleitet von zwei
Columnen Glosse, fol. 33s': »Expli-
ciunt Decretales XVI. kal. Martii anno
Domini M°CCC0XX0VIIII°« ; die
Glosse schliesst: »Finito libro sit laus
et gloria Christo Amen«. Zahlreiche,
schöne vielfarbige Initialen neben
einfachen rothen und blauen, die
alterniren. Die grossen Initialen bei
Beginn eines jeden Buches dienen als
Rahmen für Miniaturen, die den Auf-
schriften des I. Capitels sachlich entsprechen. Die Miniaturen setir fein und zierlich durchgeführt, von grossem
coloristischen Reize, mit Streben nach Naturwahrheit und Charakteristik, fol. 1: »De summa Trinitate.« Initiale
»G« (vgl. Fig. 4): die heil. Dreifaltigkeit, links Johannes Baptista, rechts ein knieender Mönch; die erste Miniatur
ist weitaus am sorgfältigsten durchgeführt, fol. 89: »De iudiciis.« Initiale »D« : Christus als Weltenrichter, fol. 165:
»De vita et honestate clericorum.« Initiale »U« : das letzte Abendmal. Fol. 240: »De sponsalibus et matrimonio.«
Initiale »D« : die Verkündigung. Neben Maria steht Petrus mit Buch und grossem gothischen Schlüssel, eine ikono-
graphische Seltenheit (vgl. Fig. 5). fol. 267: »De accusationibus, inquisitoribüs et denuntiationibus.« Initiale »S«:
Christus am Kreuz mit Maria und Johannes (Schule von Siena). Auf dem vorderen Deckblatte Cap. 52—55, X (2—20)
ohne Glosse mit mehrfachen Lücken; auf dem ersten Vorsetzblatte dieselben Decretalen, hiezu noch Cap. 56
und 1—6 X (2. 21), auf der Vorderseite mit, auf der Rückseite ohne Glosse, Decretalen, die in der Handschrift
auf fol. 120', 121 und 121' enthalten sind, von derselben Hand. Ebenso auf dem Nachsteckblatte und rück-
wärtigen Deckblatte: Cap. 34 u. ff. X (1. 6) ohne Glossen mit späteren Randnotizen. Diese vier Blätter sind aus-
geschossene Folien der Handschrift, die wegen Schreibfehlern beseitigt wurden und als Decke des Codex dienten.
Auf fol. 2 und 3 (Vorsetzblätter) Notizen zum römischen und canonischen Rechte und ein Decretal Clemens IV.
ddo. »Perusii VIII. kal. februarii pontificatus anno primo« über den Dominikanerorden, nicht im Liber VI, nicht
bei Potthast.2 fol. 336 und 337: Notizen zum canonischen Rechte (de celebratione missarum). Auf fol. 337 ein

1 Vgl. Lambecius, S. 811 f.; Schulte, a. a. O.

2 Clemens IV. wurde, nach Angaben der meisten zeitgenössischen Quellen, am 5. Februar 1265 zum Papste gewählt:
»In die b. Agathe (5. Februar) creatus est« (Annales Admunt. cont. Pertz, Mon. Germ., Script. IX, 646). Dagegen behauptet
Martinus Polonus (vgl. Zimmern Nr. 50, Tab. cod. Nr. 494), dass Clemens IV. schon am 8. October 1264 gewählt wurde.
Potthast (Regesta pontifkum Romanorum) will diese widersprechenden Angaben so in Einklang bringen, dass die Wahl am
 
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