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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 20.1899

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I. Theil: Abhandlungen
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Modern, Heinrich: Die Zimmern'schen Handschriften der k. k. Hofbibliothek: Ein Beitrag zur Geschichte der Ambraser Sammlung und der k. k. Hofbibliothek
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https://doi.org/10.11588/diglit.5730#0143
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Die Zimmern'schen Handschriften der k. k. Hof bibliothek.

i35

alphabetisches, doch ungenaues und unvollständiges Register
der Decretalen Gregor IX., beginnend mit »de auctoritate et
usu palii,« schliessend mit: »de verborum significatione« aus
dem XV. Jahrhundert, fol. 337': Auslegungsregeln der hei-
ligen Schrift.

Der Einband, Holzdeckel, mit ornamental gepresstem
Schweinsleder überzogen, ist vollkommen gleich dem Ein-
bände von Zimmern Nr. 2 (Nr. 2065) und trägt Zimmern
Nr. »8«.1

9. Ein alts geschrieben buch, reimenweis, von den
alten helden.

Nicht nachweisbar.

10. Ein teutschen Ovidium von der liebe.

Tab. codd. 3053, Ambras 465, alte Bezeichnung:
Philol. 3o.

Papier, XV. Jahrhundert, 146 Blätter, 340 X
23o Mm.

Andreas Capellanus (papae Innocentii IV.) Tracta-

tus amoris et de amoris remedio, ins Deutsche übersetzt

von Dr. Johann Hartlieb.

25 Ternionen, von dem letzten vier Blätter leer, ohne
Custoden und Reclamanten, die Seite zu 25 bis 29 Zeilen.
Monogramm Christi »Hie hept sich an

Fig. 5. Initiale D
aus den Decretalen Gregors IX.

(Zimmern'scher Katalog, Nr. 8.)

fol. 1: Monogramm Christi »Hie hept sich an das
buch Ovidii von lieb zu erwerben wenn ouch die lieb zu
verschmachen, als doctor Hartlieb von latin zu tütsch braucht hat durch bette und durch geschäft eines fürsten
von Oesterreich, als hernach geschoben stät« etc. fol. 146: »Durchluchtiger, hochgeborner, lieb, über all lieb und
fürst, gnädigster herr. Das püch hab ich durch gescheft und gebott uwer gnaden vollbrächt und zu tutsch ge |
(146') macht, als es von wort zu wort in lattin geschriben, geschriben stat. Ich hab ouch weder zu noch dann
gesezt. Darumb lasst das buch in frömd hend nit komen oder ir wert davon chain lob enphachen — Deo gratias
— Ich schlach nit ab.2 Initialen roth, grün, roth und grün.

Wasserzeichen: Weintraube, 45 Mm. lang an einem Ring, Distanz der Stege 3g Mm.

Einband: Holzdeckel, mit blaugrünem Schafleder überzogen, vorne ein Schildchen: »Ovidi . . . von der
Bullschaft«, stark abgerieben, drei Buchstaben nach Ovidi unleserlich, zum Titel benutzt, am Rücken Zimmern
Nr. »10«.3

11. Ein teutscher Johannes de Monte Villa mit gar alten figuren.
Tab. codd. 2838, Ambras 411, alte Bezeichnung: Hist. eccles. 32.
Papier, 1476, 178 Blätter, 320 X 215 Mm., mit colorirten Federzeichnungen.

I. fol. 1 —163: Johannes von Montevilla: Reise ins heilige Land, deutsch von Otto von Diemeringen.

II. i63'—178: Vom Antichrist.

n Lagen zu je 16 Blättern, zum Schlüsse ein Quatern, von dem fünf Blätter beschrieben sind. Custoden
auf dem oberen Rande des ersten Blattes jeder Lage in fortlaufenden Zahlen. Ohne Reclamanten. ZNvei Co-
lumnen zu je 26 oder 27 Zeilen.

8. October 1264, die Annahme der Wahl am 5. Februar 1265 erfolgt wäre. Das Decretal VIII. Kai. Februarii pontificatus
anno primo« wäre demnach vom 25. Jänner 1266 zu datiren.

1 Vgl. Lambecius, S. 811.

2 »Ich schlag nicht ab« dürfte der Wahlspruch Hartliebs gewesen sein.

3 Das Werk war dem Herzog Albrecht VI. »dem Verschwender«, nicht, wie Lambecius irrig annahm, Herzog Al-
brecht III. »mit dem Zopfe« gewidmet. Hartlieb soll in Wien studirt haben, wurde angeblich an der Wiener Universität
Baccalaureus, Magister und Doctor der Medicin. Ausser dem »Ovidius von der Liebe« kamen aus Ambras noch Hartliebs
»Histori von dem grossen Alexander« (Zimmern Nr. 46, Tab. codd. Nr. 2906) und sein »Kriegsbuch« (Nr. 3o62) in die Hof-
bibliothek. Das Buch von der Liebe wurde zum ersten Male in Augsburg von Anton Sorg 1482 gedruckt (Hain, a. a. O.,
Nr. 993—996). Vgl. Lambecius, S. 985; Hoffmann, S. 202, 201 und 275; v. Oefele, Allgemeine deutsche Biographie über
Hartlieb; Carl Goedeke, Grundriss zur Geschichte der deutschen Dichtung, Dresden 1884, S. 359f. — lieber Andreas Capellanus,
der von Geburt ein Franzose war und Ende des XII. Jahrhunderts lebte, vgl. Brunet und die dort citirte »Histoire litter. de
la France«.
 
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