Die Zimmern'schen Handschriften der k. k. Hofbibliothek. *75
64. Ein alt lateinisch beirisch geschrieben cronica.
Tab. codd. 482, Ambras 252, alte Bezeichnung: Hist. prof. 632.
Pergament, IX. Jahrhundert, 87 Blätter, 253 X 160 Mm.
I. fol. 1—86: Chronicae des sogenannten Fredegar.
II. fol. 87: Bruchstück des Glossars des Hrabanus Maurus.
Zwölf Lagen, Quaternen mit Ausnahme der ersten, dritten und letzten Lage, die Ternionen sind; von
dem letzten Ternio fehlen drei Blätter; zwischen der achten und neunten Lage fehlt ein Quaternio (nicht zwei,
wie Br. Krusch im Widerspruche mit sich selbst [vgl. S. 278] durch einen Lapsus memoriae behauptet). Diese
Lage fehlte nach Krusch schon, als von alter Hand die Custoden am Anfange und Schluss der Lagen mit Röthel,
beziehungsweise stumpfem Griffel eingeschrieben, respective eingegraben wurden. So steht auch nach der Lücke
auf dem oberen Rande des ersten Blattes der neunten Lage (fol. 61) von einer Hand des XV. Jahrhunderts »Ibi
plura deficiunt«. Höchst interessant ist, dass die vorletzte Lage mit XI, die letzte ohne Lücke mit XIII bezeichnet
ist; die fehlende Lage ist also zum Schlüsse wieder mitgezählt. Ueber die Schrift und die Schreiber verweise
ich auf Krusch' eingehende Auseinandersetzungen. Merkwürdig ist das Vorkommen einer anderen Schriftgattung
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b cccl ocm iufcj; ocdcrrc!tnem cju,eccrrrnne*cut~
inbuiuf" uolurrune^ ubrt;X^iumeramo
vif er. mUunc dietr» • To-r-ecnuifio Tm k;
Fig. 14. Initiale und Schriftprobe aus den Chroniken des sogenannten Fredegar.
(Zimmernscher Katalog Nr. 64.)
auf zwei verschiedenen Seiten der Handschrift, fol. \r und fol.4ir sind von einer anderen Hand, in einer anderen
Schriftgattung geschrieben, die Krusch als der westgothischen ähnlich bezeichnet. Schon Lambecius spricht von
»literis Gothicis sive Toletanis«, allerdings im Hinblick auf die ganze Handschrift. In den drei ersten Lagen sehr
interessante, mit der Feder gezeichnete Initialen (vgl. Fig. 14). fol. 1: »Incip. über Generationum (Hippolyti)« ;
es fehlen die Capitel 24—26. Auf fol. 17 beginnt ohne Aufschrift der Auszug aus der Chronik des Hieronymus,
auf fol. 41: »Udacius servus domini nostri J. Ch.« der Auszug aus der Chronik des Idacius. fol. 59': »Exblicit
liber chronica III. Incipit über Quinti Juli Elarianae de cursu temporum«, der aber wegen der schon erwähnten
Lücke grösstentheils fehlt, fol. 61: »Explicit liber Quinti Juli Helariani. Incipit prefatio greca libri IUI.« fol. 61':
»Incipiunt capitula j libri quarti, quod est excarpsum de cronica episcopi Thoronachi.« fol. 62: »Explicit capitula
incipit liber | I.« Von der »Historia epitomata« des Gregor von Tours fehlt der Schluss (nach Krusch das ganze
letzte Buch).
Von derselben Hand folgt als rückwärtiges Deckblatt (fol. 87) ein Bruchstück des dem Hrabanus Maurus
zugeschriebenen Glossars. Es beginnt mit »ex novo fonaderum nuium« ; gegenüber der besprochenen Wiener
Handschrift (Zimmern Nr. 41, Tab. 162) dieses Glossars fehlen die ersten Worte: »Inchoant pikinnant congre-
gationes samanunga verborum vuorto«. Dieses Bruchstück weicht1 in der Reihenfolge und in der Orthographie
von Handschrift 162 ab; es kommen Auslassungen und Zusätze vor. Die Rückseite von fol. 87 ist leer.
Bezüglich der Handschrift des historischen Sammelwerkes des VII. Jahrhunderts, das seit Scaliger (1598)
den Namen des Fredegar führt, verweise ich auf die mustergiltigen »scharfsinnigsten« Untersuchungen von
B. Krusch. Sie stammt, wie die Worte auf fol. 1 »Liber Augie Majoris« beweisen (vgl. Fig. 14), aus Reichenau.
Auf der Kehrseite des vorderen Deckblattes lernen wir zwei interessante Vorbesitzer kennen. Von der Hand
des Urstisius steht: »1. Chronicon a principio mundi usque ad finem regis j Wandalorum et tempora Justiniani
1 Vgl. S. 154, Nr. 41. überwärmtes Bruchstück veröffentlichte v. Hoffmann in der Zeitschrift für deutsches Alter-
thum III, 381 ff.; vgl. Elias Steinmeyer und Eduard Sievers, a. a. O., IV, S. 635.
64. Ein alt lateinisch beirisch geschrieben cronica.
Tab. codd. 482, Ambras 252, alte Bezeichnung: Hist. prof. 632.
Pergament, IX. Jahrhundert, 87 Blätter, 253 X 160 Mm.
I. fol. 1—86: Chronicae des sogenannten Fredegar.
II. fol. 87: Bruchstück des Glossars des Hrabanus Maurus.
Zwölf Lagen, Quaternen mit Ausnahme der ersten, dritten und letzten Lage, die Ternionen sind; von
dem letzten Ternio fehlen drei Blätter; zwischen der achten und neunten Lage fehlt ein Quaternio (nicht zwei,
wie Br. Krusch im Widerspruche mit sich selbst [vgl. S. 278] durch einen Lapsus memoriae behauptet). Diese
Lage fehlte nach Krusch schon, als von alter Hand die Custoden am Anfange und Schluss der Lagen mit Röthel,
beziehungsweise stumpfem Griffel eingeschrieben, respective eingegraben wurden. So steht auch nach der Lücke
auf dem oberen Rande des ersten Blattes der neunten Lage (fol. 61) von einer Hand des XV. Jahrhunderts »Ibi
plura deficiunt«. Höchst interessant ist, dass die vorletzte Lage mit XI, die letzte ohne Lücke mit XIII bezeichnet
ist; die fehlende Lage ist also zum Schlüsse wieder mitgezählt. Ueber die Schrift und die Schreiber verweise
ich auf Krusch' eingehende Auseinandersetzungen. Merkwürdig ist das Vorkommen einer anderen Schriftgattung
Till) <uiyrnwtöj*i&. AP^T^^lyJ! y% &
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Fig. 14. Initiale und Schriftprobe aus den Chroniken des sogenannten Fredegar.
(Zimmernscher Katalog Nr. 64.)
auf zwei verschiedenen Seiten der Handschrift, fol. \r und fol.4ir sind von einer anderen Hand, in einer anderen
Schriftgattung geschrieben, die Krusch als der westgothischen ähnlich bezeichnet. Schon Lambecius spricht von
»literis Gothicis sive Toletanis«, allerdings im Hinblick auf die ganze Handschrift. In den drei ersten Lagen sehr
interessante, mit der Feder gezeichnete Initialen (vgl. Fig. 14). fol. 1: »Incip. über Generationum (Hippolyti)« ;
es fehlen die Capitel 24—26. Auf fol. 17 beginnt ohne Aufschrift der Auszug aus der Chronik des Hieronymus,
auf fol. 41: »Udacius servus domini nostri J. Ch.« der Auszug aus der Chronik des Idacius. fol. 59': »Exblicit
liber chronica III. Incipit über Quinti Juli Elarianae de cursu temporum«, der aber wegen der schon erwähnten
Lücke grösstentheils fehlt, fol. 61: »Explicit liber Quinti Juli Helariani. Incipit prefatio greca libri IUI.« fol. 61':
»Incipiunt capitula j libri quarti, quod est excarpsum de cronica episcopi Thoronachi.« fol. 62: »Explicit capitula
incipit liber | I.« Von der »Historia epitomata« des Gregor von Tours fehlt der Schluss (nach Krusch das ganze
letzte Buch).
Von derselben Hand folgt als rückwärtiges Deckblatt (fol. 87) ein Bruchstück des dem Hrabanus Maurus
zugeschriebenen Glossars. Es beginnt mit »ex novo fonaderum nuium« ; gegenüber der besprochenen Wiener
Handschrift (Zimmern Nr. 41, Tab. 162) dieses Glossars fehlen die ersten Worte: »Inchoant pikinnant congre-
gationes samanunga verborum vuorto«. Dieses Bruchstück weicht1 in der Reihenfolge und in der Orthographie
von Handschrift 162 ab; es kommen Auslassungen und Zusätze vor. Die Rückseite von fol. 87 ist leer.
Bezüglich der Handschrift des historischen Sammelwerkes des VII. Jahrhunderts, das seit Scaliger (1598)
den Namen des Fredegar führt, verweise ich auf die mustergiltigen »scharfsinnigsten« Untersuchungen von
B. Krusch. Sie stammt, wie die Worte auf fol. 1 »Liber Augie Majoris« beweisen (vgl. Fig. 14), aus Reichenau.
Auf der Kehrseite des vorderen Deckblattes lernen wir zwei interessante Vorbesitzer kennen. Von der Hand
des Urstisius steht: »1. Chronicon a principio mundi usque ad finem regis j Wandalorum et tempora Justiniani
1 Vgl. S. 154, Nr. 41. überwärmtes Bruchstück veröffentlichte v. Hoffmann in der Zeitschrift für deutsches Alter-
thum III, 381 ff.; vgl. Elias Steinmeyer und Eduard Sievers, a. a. O., IV, S. 635.