Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 20.1899

DOI issue:
I. Theil: Abhandlungen
DOI article:
Modern, Heinrich: Die Zimmern'schen Handschriften der k. k. Hofbibliothek: Ein Beitrag zur Geschichte der Ambraser Sammlung und der k. k. Hofbibliothek
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.5730#0188
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
i8o

Heinrich Modern. Die Zimmern'schen Handschriften der k. k. Hofbibliothek.

ihrem Gesammteindruck vollkommen gleichartigen Abschriften aus dem XV. Jahrhundert. Lindenast
war ein Schreiber, aber nicht der Einzige, dem er Bestellungen ertheilte. Die Handschriften: »Die
guote frouwe« (Nr. 25, 2795) und »Merlin« (Nr. 26, 2888) sind von einer Hand und auf dem gleichen
Papier sicherlich für Johann Werner den Aelteren geschrieben. Johann Werner der Jüngere, nichts
weniger als ein Bücherfreund, bemängelte alle Ausgaben auf Bücher, die seine Söhne Johann Christoph
und Froben Christoph machten. Die Grafen Wilhelm Werner und Froben Christoph waren zwar
eifrige Sammler; aber das Bestellen von Handschriften war nunmehr, wo die Buchdruckerkunst in
voller Blüthe stand, nicht mehr am Platze. Die Buchdruckerpresse hatte die Schreiber für immer ab-
gelöst. Es liegt auch nur eine Handschrift aus dem XVI. Jahrhundert vor (Nr. 45). Die altdeutschen
Handschriften, insbesondere die der höfischen Ritterdichtung, gehen also der grossen Mehrzahl nach
auf Johann Werner den Aelteren zurück und bestätigen, was die Zimmern'sche Chronik über ihn dies-
bezüglich berichtet. Es ist kein blinder Zufall, dass Lambecius gerade die meisten dieser Handschriften
für Werke aus der Bibliothek des Kaisers Max gehalten hat. Waren diese auch nie in seiner Sammlung,
so spricht der nationale, romantische, ritterliche Sinn des Kaisers aus diesen Werken, die der begab-
teste und unglücklichste Sprosse aus dem Geschlechte der Zimmern in seiner Bücherei vereinte. Kann
die Zimmern'sche Handschriftensammlung zur Charakteristik Johann Werners des Aelteren dienen, so
haben auch einzelne andere Werke Ereignisse in der Geschichte dieses Geschlechtes bestätigt und illu-
strirt. So mag vielleicht diese mühselige bibliographische Arbeit auch ein Steinchen zum Baue der
Cultur-, Kunst- und Sittengeschichte des deutschen Volkes liefern.

Fig. 15. Wappen der Freiherrn von Zimmern
aus Ammenhusens »Schachzabel«.

(Zimmern'scher Katalog Nr. 5.)
 
Annotationen