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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 20.1899

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I. Theil: Abhandlungen
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Wickhoff, Franz: Beiträge zur Geschichte der reproducirenden Künste: Marcantons Eintritt in den Kreis römischer Künstler
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https://doi.org/10.11588/diglit.5730#0193
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Beiträge zur Geschichte der reproducirenden Künste.

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seiner römischen Thätigkeit.1 An der Figur des Apollo war nun der Kopf, vor Allem das Gesicht, zum
grössten Theile abgesplittert2 (Taf. V), so dass Marcanton, der die Figur vollständig geben wollte,
einen neuen Kopf hatte erfinden müssen, der, lockig und bärtig, mit der Antike nichts zu thun hat.
Der Zeichner hatte auf die erhaltenen Reste des Kopfes nicht Rücksicht genommen, er hatte an Stelle
des runden bartlosen Kinnes dem Apollo einen Vollbart gezeichnet. Dieser Kopf ähnelt einem anderen

Fig. 2. Drei Köpfe
aus einem Stiche des Marc Anton.

auf einem anderen Stiche des Marcanton, zu dem sich die Vorzeichnung noch erhalten hat (Taf. XI).3
Der Stich ist der sogenannte Triumph des Titus.4 Auf dessen äusserstem Rande rechts sieht der
Kopf eines bekränzten Mannes hinter der Schulter eines Mädchens hervor (Fig. 2), der in der Bildung
des Gesichtes, in der Behandlung des Geringeis an Bart und Haar mit dem Kopfe des Apollo auf dem
genannten Stiche die allernächste Verwandtschaft hat. Eine jugendlichere Abwandlung dieses Kopf-
typus zeigt uns auf demselben Blatte ein reichlockiger Jüngling, dessen Helm einem antiken Apex nach-

Fig. 3. Vier Köpfe
aus einem Stiche des Marc Anton.

gebildet ist (Fig. 3). Die gleiche Bildung wie diese Köpfe zeigt auch der Kopf des Orpheus (Fig. 1) auf
Marcantons Stich mit Orpheus und Eurydice,5 dessen brüderliche Aehnlichkeit auf den Zeichner des soge-
nannten Triumphes des Titus hinweist. Die Zeichnung in Paris (Taf. XI) beweist, dass der Stecher seiner
Vorlage genau folgte, und, da er es in diesem Falle that, dürfen wir es auch in anderen Fällen voraus-
setzen und den Zeichner der Vorlage für den Triumph des Titus mit dem Zeichner der Vorlage für den
Orpheus und der Vorlage für den Apollo identificiren. Mit Apollo, Athena und den Musen hängen

1 Bartsch, 263—267, 269—271, 277, 278; Passavant, 146—150, 152, 153, 156, 157, 1G0, 161. Der Sarkophag als
Vorbild für die Stiche nachgewiesen von H. Thode, Die Antiken in den Stichen Marcantons etc., Leipzig 1881, S. 4ff.

2 Er ist heute neu ergänzt.

3 Bartsch, Nr. 2i3; Passavant, Nr. 126.
* Im Louvre.

5 Bartsch, Nr. 295; Passavant, Nr. 190.

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