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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 20.1899

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I. Theil: Abhandlungen
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Schlosser, Julius von: Die Werkstatt der Embriachi in Venedig
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https://doi.org/10.11588/diglit.5730#0301
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2ÖO

Julius von Schlosser.

Fig. 20. Kästchen mit dem Jasonroman.
(Paris, Musee Gluny.)

III.

Ic,h habe bisher den Inhalt der Darstellungen auf den Kästchen und Geräthen aus der Werkstatt
der Embriachi absichtlich bei Seite gelassen und hole nun die Erörterung des Ikonographischen nach.
Es lassen sich etwa fünf Stoffgebiete unterscheiden: i. Stoffe aus dem Alterthum, wenn auch in roman-
tischer Verkleidung; 2. eigentlich romantische Stoffe mittelalterlicher, zumeist französischer Herkunft;
3. höfische Minne; 4. Vorwürfe aus dem Kreise der scholastischen Bildung; 5. religiöse Stoffe.

I. Stoffe aus dem Alterthum.1

1. Die Geschichte des Jason. Hieher gehören vor Allem einzelne, anscheinend nicht an
rechter Stelle befindliche Reliefs in Casa Cagnola, und zwar der obere Streifen der einen Längstafel
(Taf. XXXVI: der Meeresarm, die springenden Stiere, Jason dem Drachen das Maul aufreissend);
ferner auf derselben Tafel (4. Abtheilung): Jason, im Schiff nach der Dracheninsel übersetzend; endlich
im Streifen mit der Geschichte des Paris die beiden schon durch ihr Format (man beachte den oberen Ab-
schluss!) herausfallenden Reliefs mit den beiden kämpfenden Rittern (zu Jasons Drachenkampf gehörig).
Ganz dieselben Motive kehren auf den folgenden, den Jasonroman illustrirenden Kästchen wieder: Nr. 20a
(Bologna), 3o und 3i (Dresden), 53 und 55 (South-Kensington Museum, Fig. 21), 76 (Musee Cluny,
Fig. 20), 112 (Turin), 115 (Venedig), 125 (österreichisches Museum, Fragmente). Sie erzählen die
Geschichte Jasons und der Argonauten, von ihrer Entsendung durch Peleus bis zu der Rückkehr mit
dem erbeuteten goldenen Vliesse. Die Quelle ist offenbar Benoit de Sainte More's viel gelesener »Roman
de Troie«, der (v. 20451!.) diesen Stoff bringt und gleichfalls mit der Rückkehr des Helden abschliesst.2

1 Für das Folgende vergleiche Rob. Dernedde, Ueber die den altfranzösischen Dichtern bekannten epischen Stoffe aus
dem Alterthum, Erlangen 1887.

Joly, Benoit de Sainte-More et le Roman de Troie, Paris 1870, nach dem ich citire.
 
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