Wendelin Boeheim.
Auch noch anderer Dienste Jörgs geschieht Er-
wähnung. Am 15. September 1487 erhält er »zu ganzer
bezalung seins und seiner gesellen sold, als sie ettlich
zeit die gefangen Walhen zum Günther (?) gewartet
haben, 8 gülden«.1
In einem Schreiben aus Antwerpen vom 12. Sep-
tember 1488 ersucht König Maximilian I. den Erz-
herzog Sigmund, dass der Harnisch, welchen der König
von Portugal (Johann II.) jetzt bestellen werde, auf das
Schönste und Beste ausgeführt werde.
In einem weiteren Schreiben aus Mecheln vom
27. October desselben Jahres dankt Erzherzog Philipp
dem Erzherzog Sigmund, dass er ihm einen Harnisch
schlagen lassen wolle, sendet ihm dazu Wamms und
Hosen und bittet um Anferti-
gung eines einfach glattgeschla-
genen Harnisches, damit er
seinem Vater, dem römischen
König, wie auch Sigmund
gegen die Feinde Oesterreichs
und Burgunds persönlich Bei-
stand leisten könne.2
In einem einen Tag
später datirten Schreiben, mit
welchem die obigen Kleidungs-
stücke gesendet werden, bittet Ferdinandeum zu Innsbruck.
Philipps Hofmeister Jan von
Bergen, Herr zu Walein, der Erzherzog möge auch
ihm einen einfach glatten Harnisch schlagen lassen.
Nun findet sich in der kaiserlichen Waffensamm-
lung zu Wien in der That ein einfach geschlagener
Knabenharnisch des Erzherzogs Philipp des Schönen,
gothischer Form, der jedoch um einige Jahre älter ist
als 1488 (Saal XXV, Kat. Nr. 9). Er ist blank, aus sehr
dünnem Stahl gefertigt und mit messingenen Nieten
besetzt. Die Schallern ist abgängig oder es war nie
eine solche dazu vorhanden. Der zweimal abschlächtige
Bart ist mittelst eines Klobens an die Brust befestigt.
Die geschobenen Achseln haben stark ausgeschnittene
Vorderflüge, an welche kleine Verstärkungsstücke mit
niederen Stosskrägen aufgenietet sind. Die Armbeugen
decken schön gekehlte halbe Muscheln mit spitzen Mäu-
seln, die Hentzen ohne Stulpen sind an den Knöcheln mit Messing belegt und stehen in Verbindung
mit den Unterarmröhren. Die Brust, stark in die Hüften geschnitten, tragt einen vergoldeten Rüst-
haken von jüngerer Arbeit; daran schliessen sich drei Bauchreifen. Die Brust wie der aus einem Stück
gefertigte faltenförmig getriebene Rücken zeigen den Schnitt eines Wammses um die Wende des
Fig. 2. Siegel
des Konrad Seusenhofer.
Landesmuseum
Fig. 1.
Harnisch des Erzherzogs Philipp des Schönen.
Kaiserliche Waffensammlung zu Wien.
1 Das waren die gefangenen Veneiianer aus dem Gefechte bei Calliano.
2 Das Schreiben bringt Schönherr im Wortlaute in der obencitirten Abhandlung im Jahrbuch, I. Bd., S. 197. Philipp
der Schöne war damals 10 Jahre und 3 Monate alt.
Auch noch anderer Dienste Jörgs geschieht Er-
wähnung. Am 15. September 1487 erhält er »zu ganzer
bezalung seins und seiner gesellen sold, als sie ettlich
zeit die gefangen Walhen zum Günther (?) gewartet
haben, 8 gülden«.1
In einem Schreiben aus Antwerpen vom 12. Sep-
tember 1488 ersucht König Maximilian I. den Erz-
herzog Sigmund, dass der Harnisch, welchen der König
von Portugal (Johann II.) jetzt bestellen werde, auf das
Schönste und Beste ausgeführt werde.
In einem weiteren Schreiben aus Mecheln vom
27. October desselben Jahres dankt Erzherzog Philipp
dem Erzherzog Sigmund, dass er ihm einen Harnisch
schlagen lassen wolle, sendet ihm dazu Wamms und
Hosen und bittet um Anferti-
gung eines einfach glattgeschla-
genen Harnisches, damit er
seinem Vater, dem römischen
König, wie auch Sigmund
gegen die Feinde Oesterreichs
und Burgunds persönlich Bei-
stand leisten könne.2
In einem einen Tag
später datirten Schreiben, mit
welchem die obigen Kleidungs-
stücke gesendet werden, bittet Ferdinandeum zu Innsbruck.
Philipps Hofmeister Jan von
Bergen, Herr zu Walein, der Erzherzog möge auch
ihm einen einfach glatten Harnisch schlagen lassen.
Nun findet sich in der kaiserlichen Waffensamm-
lung zu Wien in der That ein einfach geschlagener
Knabenharnisch des Erzherzogs Philipp des Schönen,
gothischer Form, der jedoch um einige Jahre älter ist
als 1488 (Saal XXV, Kat. Nr. 9). Er ist blank, aus sehr
dünnem Stahl gefertigt und mit messingenen Nieten
besetzt. Die Schallern ist abgängig oder es war nie
eine solche dazu vorhanden. Der zweimal abschlächtige
Bart ist mittelst eines Klobens an die Brust befestigt.
Die geschobenen Achseln haben stark ausgeschnittene
Vorderflüge, an welche kleine Verstärkungsstücke mit
niederen Stosskrägen aufgenietet sind. Die Armbeugen
decken schön gekehlte halbe Muscheln mit spitzen Mäu-
seln, die Hentzen ohne Stulpen sind an den Knöcheln mit Messing belegt und stehen in Verbindung
mit den Unterarmröhren. Die Brust, stark in die Hüften geschnitten, tragt einen vergoldeten Rüst-
haken von jüngerer Arbeit; daran schliessen sich drei Bauchreifen. Die Brust wie der aus einem Stück
gefertigte faltenförmig getriebene Rücken zeigen den Schnitt eines Wammses um die Wende des
Fig. 2. Siegel
des Konrad Seusenhofer.
Landesmuseum
Fig. 1.
Harnisch des Erzherzogs Philipp des Schönen.
Kaiserliche Waffensammlung zu Wien.
1 Das waren die gefangenen Veneiianer aus dem Gefechte bei Calliano.
2 Das Schreiben bringt Schönherr im Wortlaute in der obencitirten Abhandlung im Jahrbuch, I. Bd., S. 197. Philipp
der Schöne war damals 10 Jahre und 3 Monate alt.