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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 20.1899

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I. Theil: Abhandlungen
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Boeheim, Wendelin: Die Waffenschmiede Seusenhofer, ihre Werke und ihre Beziehungen zu habsburgischen und anderen Regenten
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https://doi.org/10.11588/diglit.5730#0339
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Wendelin Boeheim.

Lichtenstein, Hans Neuhofer und Jakob von Wanng, »damit sie in denen kriegslaufen desto
stattlicher dienen mögen«, jedem einen Fussknechtharnisch bei Konrad Seusenhofer bestellt und
verordne, dass ihnen diese überantwortet werden.

Die Angelegenheit betreffs der reich in Gold verzierten drei Harnische für den Kaiser selbst, für

den Erzherzog Karl und für Kö-
nig Heinrich VIII. von England
beschäftigte den Hof und die Inns-
brucker Regierung fast das ge-
sammte Jahr 1512 hindurch voll-
ends, ja die Bezahlung verschob
sich noch bis ins Jahr 1515.

Von diesen drei Harnischen
findet sich jener für den König
Heinrich VIII. von England in
der königlichen Waffensammlung
im Tower zu London. Er hat seit
langer Zeit in der wissenschaft-
lichen Welt Englands Beachtung
gefunden und ist auch in der
Literatur nicht ohne Erwähnung
geblieben. In einem Schreiben
Samuel Rush Meyricks Esqu.
an den Secretär der Society of
Antiquaries in London Henry
KUis Esqu. vom 22. März 1827
wird der Harnisch beschrieben,
einer eingehenden historischen
Betrachtung unterzogen und
wesentliche irrige Annahmen mit
kritischer Schärfe richtiggestellt.1
Eine vollendete Feststellung der
Umstände bei seiner Herstellung
und seines Meisters auf Grund
der Regesten unseres Jahrbuches
verdanken wir dem Chef der obengenannten Sammlung, Curator Viscount Harald Arthur Dil Ion.
Der Harnisch ist gegenwärtig und seit alter Zeit in Verbindung mit einem Rossharnische auf-
gestellt, welcher zwar Heinrich VIII. angehört hatte, aber nicht zu jenem gehörig und vermuthlich in
Mailand geschlagen worden ist. Dessungeachtet können wir letzteren seiner bemerkenswerthen
Embleme halber nicht ganz übergehen. Der Mannsharnisch, welchen wir hier, um dessen Einzelheiten

Fig. 4.

Helm vom Harnische des Königs Heinrich VIII.,
von rückwärts und geöffnet dargestellt.

1 Archaeologie etc., published by the Society of Antiquaries of London, Vol. XXII, London 1829, p. 106: Description
of the Engravings on a German suit of Armour, made for King Henry VIII., in the Tower of London. S. Meyrick hatte
in seinem Berichte lediglich auf Grund der äusserlichen Merkmale und der auf dem Harnisch ersichtlichen Embleme mit
vieler Sicherheit das Alter bestimmt und die figuralen Scenen und symbolischen Embleme gedeutet. Ja er ist auf diesem
Wege sogar zu der richtigen Vermuthung gelangt, in dem Gegenstande ein Geschenk des Kaisers Maximilian I. an König
Heinrich VIII. zu erblicken. Vor ihm war selbst die Zuschreibung eine vollkommen irrige. Der Harnisch wird in zwei
Inventarien vom Jahre 1660 erwähnt; einmal in einem Hauptverzeichnisse mit den Worten: »Masking (eine Zusammen-
ziehung des Wortes damaskine) armor complete reported to be made for Henry VII«, das andere Mal in einer Liste der
Waffen in der Grünen Galerie des Palastes zu Greenwich mit dem Wortlaute: »upon a horse statue of wood one armor
cap-ape damasked and guilt, mad for King Henry the Seventh, the horse furniture being a shaffroon (Chanfrein) crivet for
the neck, brast-plate and buttocke of the same, saddle, stirrups and bitt.« Des Rossharnisches wird im Weiteren Erwäh-
nung gemacht werden.
 
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