Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 20.1899

DOI Heft:
I. Theil: Abhandlungen
DOI Artikel:
Boeheim, Wendelin: Die Waffenschmiede Seusenhofer, ihre Werke und ihre Beziehungen zu habsburgischen und anderen Regenten
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.5730#0352
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Waffenschmiede Seusenhofer, ihre Werke und ihre Beziehungen zu habsburgischen und anderen Regenten. 3oK

und Bauten sei er nicht entschädigt worden. Er habe bereits das von seiner Hausfrau zugebrachte
Geld hergenommen, habe Geld ausgeliehen; nun sei es ihm aber unmöglich, weiter Geld vorzustrecken-
er wäre vielmehr genöthigt, Hans, Meister Hans Maistetter, zwei Polirer, vier Gesellen und zwei
Jungen laufen zu lassen. Michael Ott habe ihm abgeschlagen, auf seinen Glauben hin Geld vorzu-
strecken. Er schreibe dieses Seiner Majestät mit seinem Herzeleid und »zarherrenden äugen«.1 Der
Kaiser sendete diese Beschwerde an die Raitkammer mit dem ernstlichen Befehle, sogleich mit Seusen-
hofer abzurechnen und die Mängel abzustellen. Nun aber, vermuthlich nach einem Berichte der Rait-
kammer, bricht das Gewitter am 24. November 1516 in einem kaiserlichen Schreiben aus Hagenau los.
Der Kaiser schreibt, er habe, da die Kammer seinem wiederholten Befehle, von seinem Leibharnisch-

Fig. 10. Hentzen aus durchlöcherten Platten. Kaiserliche Waffensammlung zu Wien.

meister Konrad Seusenhofer die Rechnungslegung über die Innsbrucker Hofplattnerei abzuver-
langen, nicht nachgekommen sei, seinen Rath und Feldzeugmeister Michael Ott von Achter-
dingen beauftragt, dem Konrad bis zur Rechnunglegung den Jahrgehalt zu sperren, dagegen dessen
Bruder und dem Mayesteter sowie den fünf Plattnern den Wochenlohn auszuzahlen. Sie möge
neuerdings auf die Rechnunglegung dringen und darüber Bericht erstatten.2

Aber Konrad hatte seine Belege derart in Unordnung und war in Rechnungsgeschäften so un-
beholfen, dass er ungeachtet der Einbusse nicht zu bewegen war, den Auftrag auszuführen. Zu seinem
Glücke bedurfte aber der Kaiser wieder dringend seiner Dienste, wodurch die Katastrophe abermals
hinausgeschoben wurde.

Noch aus Hagenau am 12. December beauftragte ihn der Kaiser, dem Sohne des Kurfürsten
Joachim (I.) von Brandenburg3 einen Küriss zu fertigen, »wie wir dich dan mundlich gelernet haben,
also dass ihm solch kuris drei jähre gerecht bleiben möge«. Sollte ihm des Kaisers Belehrung ent-

1 Statthaltereiarchiv Innsbruck, Orig. Pap., Maximiliana XI, 52, a; Jahrbuch II, Reg. 1218.

2 Hof- und Staatsarchiv Wien, Reichsregistratur Bd. Z, f. 211—211'; Jahrbuch I, Reg. 413; vgl. auch Jahrbuch II,
Reg. 1249. Gleich mit dieser lief auch die unangenehme Affaire mit Sesselschreiber wegen dessen Unthätigkeit bei der
Ausführung des Maxgrabes.

3 Sicher für Joachim II. (Hector), der, 1505 geboren, damals 11 Jahre alt war.
 
Annotationen