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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 20.1899

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I. Theil: Abhandlungen
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Boeheim, Wendelin: Die Waffenschmiede Seusenhofer, ihre Werke und ihre Beziehungen zu habsburgischen und anderen Regenten
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https://doi.org/10.11588/diglit.5730#0358
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Die Waffenschmiede Seusenhofer, ihre Werke und ihre Beziehungen zu habsburgischen und anderen Regenten. 3 I I

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Am Schlüsse heisst es: »doch sollen die personen, wo die aus disem geschlecht handwerchs-
genossen wären, alle, dieweil sy handwerch treiben würden, sich obbestimbter adlsfreihait nicht ge-
brauchen mügen sonder allain die, so sich dem adlstand in irem wesen, wie sich gebürt, gemess halten,
desselben fähig sein.«1

Mit dieser Urkunde tritt der alte Seusenhofer ins Dunkel zurück. Er starb erst ig Jahre später
zu Innsbruck. Seine in
Bronze gegossene Grab-
platte wird im Tiroler Lan-
desmuseum Ferdinandeum
bewahrt; die Inschrift in
Fracturlettern lautet:

»Dise gedachtnus hat
lassen machen der edlvest
Johannes Seysenhover, so
weilend kaiser Maximilians
hochloblichister ge dächt-
nus und hernach kinig Fer-
dinanden etc. leibharnisch-
und wappenmaister gewest,
welcher seines alters im 85.
jar am 10. j tag mey ano im
1555. jar und darvor im
1548. jar am ersten tag j
octobris die erentugentsan
fraw Apolonia Forchaime-
rin, sein j eeliche hausfrau,
naturlichs tods verschiden.
Got gnad den"seelen amen.«

Unterhalb erblickt
man zwei trefflich compo-
nirte Wappen. Das heral-
disch rechts stehende ist
jenes des Seusenhofer: zwei

gegeneinanderstehende
Turnierhelme im Mittel-
felde eines Bindenschildes.
Darüber ein gekrönter Tur-
nierhelm. Als Zimier eine gekrönte Jungfrau (Harpye) mit Flügeln statt der Arme, auf welche beider-
seits je ein Turnierhelm gelegt erscheint. Das andere, links stehende, ist das Wappen der Forch-
heimer: eine nach rechts springende Dogge, mit einer Kelle im Rachen, darüber ein gekrönter Stech-
helm und als Zimier die gleiche Dogge, wachsend. Die ganze Arbeit verräth die Werkstätte des
Gregor Löffler2 (Fig. 11).

Die Bitte des Hans Seusenhofers an den König um Verleihung des Adelstandes könnte un-
erklärlich erscheinen, da, wie wir gesehen haben, Konrad dasselbe Wappen geführt hat. Allein dieses

Fig. 11. Grabplatte des Hans Seusenhofer und seiner Gattin Apollonia.
Museum Ferdinandeum in Innsbruck.

1 Wir verdanken die Vermittlung dieses wichtigen Actenstückes der collegialen Gefälligkeit des Vorstandes des Statt-
haltereiarchives in Innsbruck, Herrn Dr. M. Mayr, was wir hier mit dem Ausdrucke vollster Erkenntlichkeit bekanntgeben.

2 Hans wurde auf dem alten Stadtfriedhofe zu Innsbruck begraben. Nach Auflassen dieses Friedhofes in den Sech-
zigerjahren unseres Jahrhunderts gelangte die Grabplatte in das städtische Materialdepot und von da in das Ferdinandeum.
Die Grabstätte wird in dem anonym erschienenen Werke: »Denkwürdigkeiten von Innsbruck« beschrieben.

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