Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 20.1899

DOI Heft:
I. Theil: Abhandlungen
DOI Artikel:
Boeheim, Wendelin: Die Waffenschmiede Seusenhofer, ihre Werke und ihre Beziehungen zu habsburgischen und anderen Regenten
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.5730#0361
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
3i4

Wendelin Boeheim.

zurückgegriffen hatte. Der Helm mit niederem Kamme ist blank mit schnurförmigen Auftreibungen
und dazwischen liegenden geriffelten Feldern. Der Kamm, die Auftreibungen und alle Ränder sind
geätzt und vergoldet (Fig. i3). Das Kinnreff ist an Charnieren haftend, mit Gehörrosen und zwei-
theilig, eine Zusammensetzung, die wieder an eine Jahrzehnte ältere Mode erinnert. Das aufschlachtige
Visir aber ist weit vorgetrieben und damit eine Fuchsschnauze dargestellt. Es ist nun kein Zweifel,
dass dieser barrock gestaltete Helm für Ferdinand I. gefertigt wurde; denn wir erblicken auf dem
Kamme unter den geätzten Verzierungen an einer Seite zwei kämpfende Centauren, von denen der
eine einen Schild hält, auf dem das Wappen von Alt-Ungarn zu erkennen ist. Auf der anderen Seite
sehen wir einen Engel, der zwei Wappenschilde hält: der eine ist quartirt mit den Blasons von Alt-

Fig. 13.

Burgundischer Helm mit schnauzenförmig vorspringendem Visir des Königs Ferdinand I.

Kaiserliche Waffensammlung zu Wien.

Ungarn, Böhmen, Neu-Oesterreich und Tirol, der andere enthält allein den Bindenschild. Aus dieser
Zusammenstellung ist ersichtlich, dass der Helm nicht vor dem Jahre 1527 und nicht nach dem Jahre
1530 geschlagen worden sein kann, weil hier noch der Königsadler fehlt.

Jörg Seusenhofer führte eine Marke, wenn er dieselbe auch bei der gewöhnlichen Hast der
Ablieferungen nicht immer auf seinen Arbeiten anbringt. Sie besteht aus einem Stechhelme mit
darüber gestelltem S als eine Art Helmzier, ist aber ersichtlich mittelst zweier Punzen ge- jj
schlagen. In der kaiserlichen Waffensammlung finden wir die Marke nur an dem Harnisch
mit den Adlern (Kat. Nr. 407) und am Nackenstück des vorbeschriebenen burgundischen
Helmes.

Im Jänner 153g erregte Jörg in hohem Grade das Missfallen des Königs, weil er auf seine zwei-
malige Aufforderung, an den Hof zu kommen, nicht erschienen war. Der König befiehlt, ihn bei fort-
gesetzter Weigerung zu bestrafen. In einem Schreiben vom 23. Jänner entschuldigt ihn die Regierung
damit, dass er nie zu Seiner Majestät abgefertigt worden sei, und fügt hinzu, dass das Gelieger und der
Hauptharnisch in einer Truhe verpackt abgesendet, der Küriss aber auf des Stallmeisters Weisung in
Innsbruck gelassen worden sei.

Was nun dieses Gelieger betrifft, so haben wir in diesem Jahrbuche schon einmal Gelegenheit


 
Annotationen