Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 21.1900

DOI Heft:
I. Theil: Abhandlungen
DOI Artikel:
Kallab, Wolfgang: Die toskanische Landschaftsmalerei im XIV. und XV. Jahrhundert, ihre Entstehung und Entwicklung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5733#0026
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die toscanische Landschaftsmalerei im XIV. und XV. Jahrhundert, ihre Entstehung und Entwicklung. 2 I

anspruchen ebensowenig eine Ausnahmsstellung wie die wenigen Tafelbilder1 und Mosaikgemälde,2
die auf uns gekommen sind.

Die Geschichte der byzantinischen Landschaftsdarstellungen ist weder gestaltenreich noch viel-
verzweigt. Ein beschränkter Vorrath von Formen bleibt, einmal in Umlauf gesetzt, dauernd in
Uebung. Wir werden ihm am besten gerecht, wenn wir seine einzelnen Bestandstücke auf ihre Ge-
stalt und Herkunft prüfen, wobei sich Fragen nach der Perspective und Composition von selbst ein-
stellen werden.

Fig. 10. Aus dem griechischen Menologium der vaticanischen Bibliothek.

Die Erhebungen des Bodens werden wie in der altchristlichen Kunst stets als Felsen bezeichnet.
Zwei Typen lassen sich unter ihnen unterscheiden: solche mit rundem, zuweilen kalligraphisch ge-
schwungenem Contour, Umrisse von Bergen, die aus der Ferne gesehen sind, dann die aus Blöcken ge-
fügten Steilfelsen, jene mehr in den früheren Denkmälern, diese auf den späteren heimisch.

Die Gebirge der ersten Gruppe3 steigen als mehr oder minder geneigte Rücken auf, die durch
wenige den Gipfeln zulaufende Felsgrate gegliedert sind. Mitten in die einheitliche Masse sind Blöcke
mit kleinlich verzeichneter Structur eingesprengt; Felsthürme, Felsbarricaden, selbst überhängende

auf den Miniaturen des Evangeliars Cod. theol. Graec. Nr. 50, fol. 24', fol. 106', fol. 159', fol. 244')- Die Darstellung des heil.
Johannes mit dem heil. Prochoros auf Taf. III entstammt dem Evangeliar Cod. theol. Graec. Suppl. Nr. 52 (Kollar, Suppl.,
Üb. I, Nr. 5, p. 21—41), die Tafeln IV und V dem Evangeliar Cod. theol. Graec. Suppl. Nr. 6/II, der aus dem Kloster San Gio-
vanni de Carbonaria in Neapel in die Hofbibliothek gelangt ist (Kollar, Suppl., Lib. I, Nr. 4, p. 9—21).

1 Kraus, Geschichte der christl. Kunst I, 579; vgl. unsere Taf. VI.

2 Kraus, ebenda, I, S. 568; Müntz, Les mosai'ques byzantines portatives, Bulletin monumental, vol. LH (1886), bespr.
im Repertorium für Kunstwissenschaft X, S. 440.

3 Vgl. unsere Tafeln I—III; ferner Vatican, Menologium: d'Agincourt, Peinture, pl. 31—33 (vgl. unsere Fig. 10); Psalter
der Marciana: Abb. bei Labarte Album; Psalter der Berliner Universitätssammlung: Tikkanen, Psalterillustration, S. i3o;
Homilien des Mönches Jacobus in der Vaticana: Kondakoff II, 117; Abb. bei d'Agincourt, Peinture, pl. 50, 3; Kiripicnikov,
Byzant. Zeitschrift IV, S. 209 ff.; Mosaiken der Mone tes Choras.
 
Annotationen