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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 21.1900

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I. Theil: Abhandlungen
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Kallab, Wolfgang: Die toskanische Landschaftsmalerei im XIV. und XV. Jahrhundert, ihre Entstehung und Entwicklung
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https://doi.org/10.11588/diglit.5733#0068
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Die toscanische Landschaftsmalerei im XIV. und XV. Jahrhundert, ihre Entstehung und Entwicklung.

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Fig. 35. Fra F'ilippo Lippi, Aus den Fresken im Dom zu Prato.

Akademie zu Venedig, Fig. 34) und die dunklen Stellen auf den Bergen nicht in Bäume und Ge-
strüpp auflöst, die man wegen ihrer Entfernung nicht wahrnehmen könnte.1 Die einzelnen Motive
sind zwar unmittelbar der Natur entnommen aber doch nicht wie bei Ucello aus dem Zusammenhang
gerissen sondern bildmassig geschlossen und gerundet. Auf der Landschaft der »Taufe Christi« drängt
sich das Schema der Raumgliederung in den perspectivisch verkürzten Linien der Flusswindung und
der Strassen, die auf das Castell im Grunde des Thaies hinführen, aufdringlich vor und Piero hat sich
hier von dem Fehler zu naher Distanz, vor dem er in seinem Tractate ausdrücklich warnt, nicht frei-
halten können. Solche Mängel sind auf dem Bilde in Venedig vermieden; der Heilige sitzt auf einer
freien Anhöhe, von der sich ein Steig in langer Schleife zu einem Städtchen herabsenkt, über dessen
Mauern die befestigten Warten zahlreicher Geschlechterhäuser und hohe Campaniii emporragen.
Jenseits dieses Castells erheben sich breit gelagerte Höhen, über deren licht und dunkel gefelderte
Rücken ein hoher kahler Gupf, die Gegend beherrschend, herausschaut. Keine besondere Stimmung

1 Wie Piero verfährt Cosimo Roselli (Anbetung der Könige, Uffizien; Einkleidung des heil. Philippus Benizzi, Vorhof
der Annunziata) und Francesco Pesellino auf den drei Predellen in der Casa Buonarotti (aus der Capella de' Cavalcanti in
Santa Cfoce: Vasari III, 37), die Witting (Piero della Francesca, S. 158 f.) einem Schüler dieses Meisters zutheilen möchte.
 
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