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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 21.1900

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I. Theil: Abhandlungen
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Kallab, Wolfgang: Die toskanische Landschaftsmalerei im XIV. und XV. Jahrhundert, ihre Entstehung und Entwicklung
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https://doi.org/10.11588/diglit.5733#0089
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Wolfgang Kallab.

Fig. 49. Filippino Lippi, Landschaft zu dem »Heiligen Hieronymus«. Florenz, Akademie.

(Nach Photographie von Alinari.)

In seinen späteren Jahren hat sich Filippino von der Landschaftsmalerei abgewendet. Während
die Fresken der Capella Caraffa in der Minerva zu Rom (148g) eine gewaltige Stimmungslandschaft1
enthalten, breiten sich auf den Fresken der Capella Strozzi (Florenz, Santa Maria Novella, 1502) phan-
tastische Architekturhintergründe aus. Nur eine Landschaft rührt aus dieser Zeit her, die zu dem »heil.
Hieronymus« (Akademie zu Florenz, Fig. 49); es ist seine intimste. Der Heilige kniet vor einer Höhle.
Haben Menschen die mächtigen Quadern geschichtet oder hiess sie die Natur so regelmässig sich legen,
dass der Eingang und die Oberschwelle noch jetzt die Prüfung mit Wasserwaage und Winkelmass
auszuhalten vermöchten? Blumen und Bäumchen haben sich schon längst darangemacht, diesen wirk-
lichen oder scheinbaren Organismus zu verdecken; knorrige Wurzeln zwängen sich zwischen die ver-
wetterten Blöcke und treiben die Risse immer mehr auseinander. Zähes Gestrüpp mit buschigem
Laub ist ihnen entsprossen und treibt ein lustiges Dasein auf dem Felshang. Die wettergewohnten

1 Das Fresco ist durch Rauch und Staub und wohl auch durch Restaurationen (besonders an den vom Sturm gepeitschten
Bäumen) so arg mitgenommen, dass sich über die ursprüngliche Wirkung dieser bedeutenden Landschaft nichts aussagen lässt.
 
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