Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]: Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) (21.1900)

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Hermann Julius Hermann.

Lage einer anderen Hand angehört. Auf Schriftbändern ist oben
zur Orientierung stets der Titel des Buches angegeben. Nur zu
Beginn der einzelnen Bücher finden sich auch figürliche Compo-
sitionen im Text; sonst sind in der Regel alle in die Randleisten
eingefügt. Wichtig für die Orientirung ist die am unteren Rande
angebrachte Bezeichnung der Quinternionen, der eine Numerirung
der Blätter jeder Lage von i—5 beigefügt ist. Der erste Band
beginnt mit dem Quinternio b, dem ein Blatt vorgeklebt ist; dann
sind die folgenden Lagen dem Alphabet entsprechend bezeichnet:
also 22 Lagen mit den Buchstaben b—^; es folgen drei Lagen mit
der Bezeichnung 2, 3 und 4, dann weitere 6 Lagen mit den grossen
Buchstaben von A—F. Dasselbe System ist auch im zweiten Bande
befolgt, der mit 3 Blättern einer Lage a beginnt; die folgenden
7 Lagen sind mit b — h bezeichnet; mit der 9. Lage beginnt die
Zählung wieder mit a und reicht bis zum / (19. Lage), um in der
20. Lage wieder mit a zu beginnen und bis / (3o. Lage) fortgeführt
zu werden.

Einen besonderen Reiz leihen den Randleisten die zahlreichen eingefügten herzoglichen Embleme
und trefflichen Thierstücke, die — von den Hauptmeistern ausgeführt — nicht nur durch die Sorgfalt
der Ausführung hervorragen sondern zum Theil auch Cabinetstücke scharfer Beobachtung sind.

Fig. 23. Jacob segnet Ephraim und
Manasse, Miniatur des Franco Russi
in der Borsobibel, Band I, f. 25'.

(Samml. Sr. k. u. k. Hoheit Erzh. Franz
Ferdinand von Oesterreich-Este).

Fig. 24. Schlacht gegen die Philister, Miniatur des Franco Russi in der Borsobibel, Band I, f. 104.
(Sammlung Sr. k. u. k. Hoheit Erzh. Franz Ferdinand von Oesterreich-Este).

Bezüglich der Wappen und Embleme Borsos muss betont werden, dass diese zum Theil mit
solchen Ercoles übermalt erscheinen, zum Theil mögen die Ercoles später eingetragen worden sein.
Milanesi1 hat auf Grund von Tiraboschis Vermuthung Giraldi für den Urheber dieser Uebermalungen
gehalten; doch lässt sich dies durch Stilvergleichung nicht beweisen. Die Annahme wäre nahe-
liegender, dass Ercole denTaddeo Crivelli mit dieser Umwandlung beauftragt hat, zumal die Embleme
Ercoles in der Ausführung völlig mit den noch erhaltenen Borsos übereinstimmen. Ausser dem Wappen

1 Milanesi e Pini, Nuove indagini con documenti inediti per servire alla storia della miniatura italiana, im VI. Bande
der Vasariausgabe Le Monnier (1850), p. 322 ff.