Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 22.1901

DOI Heft:
I. Theil: Abhandlungen
DOI Artikel:
Glück, Gustav: Beiträge zur Geschichte der Antwerpner Malerei im XVI. Jahrhundert
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5948#0019
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Beiträge zur Geschichte der Antwerpner Malerei im XVI. Jahrhundert.

i3

ein kleines Kind führt? Ich muss gestehen, dass ich für diese beiden Figuren trotz eifrigen Suchens
keine Erklärung habe finden können.

So lebendig und frisch uns die ganze Darstellung erscheint, so ist sie doch in der Hauptsache und
in einzelnen Theilen altitalienischen Ueberlieferungen entlehnt. Schon die weissen Hirsche, die den
Wagen ziehen, begegnen uns in der florentinischen Kunst des XV. Jahrhunderts, wo für jeden
einzelnen der Triumphe Petrarcas bestimmte Thiere typisch geworden sind, und zwar für die Liebe
weisse Pferde, für die Keuschheit weisse Einhörner, für den Tod schwarze Büffel, für den Ruhm weisse
Elephanten, für die Zeit weisse Hirsche und für die Ewigkeit die Symbole der Evangelisten. Die

Fig. 3 und 4. Mantegna, Fragmente aus dem Triumphzug Caesars. Copien von Giov. Ant. da Brescia.

(Kupferstich.)

wichtigste Quelle des Vorwurfes ist denn auch ein anonymer florentinischer Kupferstich des XV. Jahr-
hunderts, der zu einer Folge von Triumphen Petrarcas gehört, die in früherer Zeit bald Sandro Botti-
celh, bald Baccio Baldini zugeschrieben worden sind (Passavant, Bd. V, S. 72, Nr. 77). Dieses Urbild
ist öfter copirt worden, so in der venezianischen Ausgabe des Petrarca von 1490, in einer mailändischen
von 1494 und in einer deutschen Folge von Holzschnitten, die kürzlich mit gutem Recht für eine Arbeit
Wolgemuts erklärt worden ist.1 Trotzdem ist es nicht wahrscheinlich, dass Meister Dirick diese
Zwischenstufen für seine Darstellung benützt hat; denn sie hat manche Züge mit dem florentinischen
Original gemein, die in den eben genannten Copien fehlen. Dass ein älterer italienischer Kupferstich
von einem Antwerpner Künstler benützt wurde, hat ja auch für diese Zeit nichts Befremdliches mehr.

1 Vgl. Valerian von Loga im Jahrbuch der preuss. Kunstsammlungen, Bd. XVI (1895), S. 236.
 
Annotationen