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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 22.1901

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I. Theil: Abhandlungen
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Glück, Gustav: Beiträge zur Geschichte der Antwerpner Malerei im XVI. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.5948#0032
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26

Gustav Glück.

hinein erhalten hat. Dabei muss die
Möglichkeit offen gelassen werden, dass
hier eine Vorstudie zu einer Darstellung
der Bathseba im Bade vorliegt. Dieser
Gegenstand kommt auch sonst in der
Antwerpner Kunst dieser Zeit vor, wie
z. B. auf der oben (S. 9) erwähnten Hand-
zeichnung des »Meisters der Verkündi-
gung der Sibylle« in der Albertina.1 Das
liebevoll beh andelte Blatt, das, nebenbei
bemerkt, vortrefflich erhalten ist, ist auch
darum merkwürdig, weil es die einzige
bekannte Handzeichnung Dirick Vellerts
ist, die nicht als directe Vorlage zu einem
Glasgemälde gelten kann.2

Während die Handzeichnungen des
Meisters bisher fast gar keine Beachtung
gefunden haben,3 sind seine Kupferstiche
und Radirungen nie völlig in Vergessen-
heit gerathen. Unter dem falschen Namen
des »Dirck van Staren« sind sie noch
heute allen Liebhabern und Kennern der
graphischen Künste wohlbekannt. Bartsch
verzeichnet in seinem »Peintre-Graveur«
ig Blätter, die alle das Monogramm des
Künstlers tragen und meistens auch genau
datirt sind. Ausserdem führt noch Nagler

1 Die lebcnsgrosse Darstellung der Bathseba
im Museum zu Stuttgart mochte ich hier nicht
nennen, obwohl sie Max Bach (Kunstchronik,
N. F. VIII, S. 417) Quentin Matsys zugeschrieben
hat. Meiner Ansicht nach ist dieses Bild weder
von Matsys noch überhaupt Antwerpner Ursprungs
sondern gehört wirklich, wie Waagen schon ganz
richtig erkannt hat, zu den spätesten Werken, die
wir von Hans Memling haben.

2 Eine unbezeichnete Handzeichnung im Be-
sitze des regierenden Fürsten zu Liechtenstein
müsste hier genannt werden, wenn die auf Ueber-
lieferung beruhende Bestimmung das Richtige träfe.
Doch haben schon Schönbrunner und Meder, als
sie das Blatt in ihren »Handzeichnungen aus der
Albertina und anderen Sammlungen« (Bd. I, Nr. 34)
veröffentlichten, dem Namen »Dirk van Star« ein
Fragezeichen beigefügt. Eine genaue Untersuchung
des Originals hat ergeben, dass dieser Zweifel be-
rechtigt war: die Zeichnung ist das Werk eines gleichzeitigen Antwerpner Künstlers, der allerdings Dirick Vellen verwandt
aber auch von Dürer und den deutschen Kleinmeistern beeinflusst erscheint.

3 Nur Georg Rathgeber erwähnt einige davon in seinen Annalen der niederländischen Malerei, Formschneide- und
Kupferstecherkunst, Gotha 1844.

Fig. l3. Dirick Vellert, Nackte Bademagd.
Handzeichnung im Louvre zu Paris.
 
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