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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 22.1901

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I. Theil: Abhandlungen
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Glück, Gustav: Beiträge zur Geschichte der Antwerpner Malerei im XVI. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.5948#0034
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28

Gustav Glück.

willkürlich kommt man auf den Gedanken, dass dies vielleicht das Wappen des Künstlers selbst ist;
denn ebenderselbe fünfzackige Stern trennt, wie wir gesehen haben, in dem gewöhnlichen Zeichen des
Meisters seine beiden Anfangsbuchstaben. Dazu kommt noch, dass dasselbe Wappen uns noch ein
anderes Mal in seinen Werken begegnet: das von einer nackten Frauengestalt gehaltene Wappen von
1525 (B. 19), das wie ein Gegenstück zu dem ebenbesprochenen aussieht und damit Form und Grösse
gemein hat, ist zweigetheilt und zeigt auf der einen Seite dasselbe Wappen, wie es auch der Lands-
knecht hält, und auf der ande-

ren eine Raute, umgeben von
drei ebenfalls fünfzackigen
Sternen (Fig. 16). Wenn also
das Wappen mit der männli-
chen Figur das des Künstlers
selbst ist, so können wir mit
grosser Wahrscheinlichkeit in
dem Allianzwappen mit dem
weiblichen Schildhalter das
seiner Frau erkennen. Ich
glaube, der Hinweis auf
diese Wappenzeichnungen
gibt wohl die natürlichste Er-
klärung für den Stern, der in
der Bezeichnung des Künst-
lers zwischen den Buch-
staben D und V steht. Als
ein Theil des Wappens ist
er hier völlig an seinem
Platze, ganz ebenso wie auf
gleichzeitigen Künstler- und
Druckerzeichen die Haus-
marke die beiden Anfangs-
buchstaben des Namens von
einander scheidet.

Schon das folgende Jahr
1523, das, wie wir gesehen
haben, auch auf dem Gebiete
der Handzeichnungen ein
ganz besonders fruchtbares
und glückliches gewesen ist,
bringt uns einen Kupferstich,
der zu den schönsten und
vollendetsten Schöpfungen

Fig. 14. Dirick Vellert, Der Fischzug Pctri.
Kupferstich in der k. k. Hof bibliothek zu Wien.

des Meisters gehört (Fig. 14). Es ist der »Fischzug Petri«, datirt vom 3o. Mai 1523 (B. 3). Der Dar-
stellung liegt hier nicht, wie in Raffaels Teppichen, die ausführliche Fassung des Evangeliums Lucae
(5, 1—11) zu Grunde sondern die davon abweichende, knappe Erzählung des Evangeliums Matthaei
(4, 18—20), womit die des Evangeliums Marci (1,16—18) fast völlig übereinstimmt: »Als nun Jesus an
dem galiläischen Meer ging, sähe er zwei Brüder, Simon, der da heisst Petrus, und Andreas seinen
Bruder; die warfen ihre Netze in das Meer, denn sie waren Fischer. Und er sprach zu ihnen: Folget
mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen. Bald verliessen sie ihre Netze und folgten ihm
nach.« Deshalb sitzt hier Christus nicht wie bei Raffael mit im Boote sondern er steht segnend am
 
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